Karnevalsorden zu entwerfen liegt Guido Diefenthal im Blut. Schon sein Großvater war Zeichner im Aachener Karneval, nach dessen Tod übernahm Diefenthal die Aufgabe zunächst ehrenamtlich. Dann traf er auf Sascha Zartenaer, seinen heutigen Geschäftspartner.
Kennengelernt haben sich die beiden - wie sollte es anders sein - im Karneval. Sascha Zartenaer erinnert sich: "Der Guido hat immer schon gezeichnet und ich bin der Kaufmann. Wir haben uns dann gemeinsam überlegt, wie wir damit Geld machen können. So ist dann unsere Firma Orden-Exklusiv entstanden."
"Wir machen das jetzt seit elf Jahren, haben also unser erstes Jubiläum im Karneval, und es macht uns bis heute großen Spaß. Letztendlich ist der Karnevalsorden die größte Ausgabe für jeden Verein und auch die wichtigste. Jeder Kunde, der hier rausgeht ist einfach glücklich und zufrieden mit dem, was wir für ihn produziert haben."
Angefangen hat alles mit einem einzigen Kunden. 111 Orden produzierte Orden-Exklusiv damals. Mittlerweile ist der Kundenstamm auf 600 Kunden angewachsen. Rund 200.000 Orden, Pins, Ketten und andere Produkte werden jedes Jahr verkauft. Schon am Aschermittwoch trudeln die ersten Ordensbestellungen für die kommende Session ein, dann gibt es bis zum nächsten Jahr kein Halten mehr.
Ironischerweise kehrt erst dann wieder Ruhe ein, wenn die fünfte Jahreszeit tatsächlich begonnen hat. Um alle Kunden glücklich zu machen, hat Orden-Exklusiv inzwischen Produktionspartner in der ganzen Welt.
Auch eine ganze Reihe ostbelgischer Karnevalsvereine und Prinzengespanne schwören auf die Aachener Ordenswerkstatt, zum Beispiel Prinz Samuel I. von Eupen mit seinen Pagen Lara und Kim. "Im Fall von Samuel war es so, dass er schon eine Skizze hatte im Vorhinein. Er ist dann noch nach hier gekommen und wir haben besprochen, wie wir das Ganze umsetzen können", erklärt Guido Diefenthal.
"Ich hab dann am Computer eine technische Zeichnung erstellt und auf der Basis dieses Werkzeugs haben wir dann die Orden gießen können. Am Ende ging die Produktion dann auch ganz schnell - was gut war, denn viel Zeit hatten wir bis zur Proklamation nicht mehr."
Die meisten ostbelgischen Orden orientieren sich auch heute noch an traditionellen und schlichteren Maßstäben. In Deutschland sieht das ein wenig anders aus. In Aachen oder Köln heißt es immer öfter: höher, schneller, weiter. Mehrlagige Orden mit komplizierten Öffnungsmechanismen und lustigen Spielereien sind schon lange keine Seltenheit mehr.
Immer wieder kommt bei Orden-Exklusiv auch ein 3D-Drucker zum Einsatz. Denn oft muss getestet werden, ob und wie genau die Wünsche der Kunden umgesetzt werden können. "Durch die Produktionstechnik muss man natürlich schon gewisse Regeln einhalten. Wir versuchen aber, alle Wünsche so gut es geht umzusetzen." erklärt Guido Diefenthal.
"Wir haben zum Beispiel für einen Kölner Verein mal eine richtige Taschenuhr in den Orden eingearbeitet. Oder auch für den Stawag-Orden im letzten Jahr: Da war das Thema 'Wasserstoff', also haben wir im Hintergrund Stoff genutzt und davor eine Kapsel mit Wasser eingebaut. Das kann nicht auslaufen. Das war schon eine Besonderheit."
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"Zusammen mit Prinz Serkan I., dem Karnevalsprinzen von Aachen, haben wir einen Kinderorden entworfen. Das an sich ist eigentlich schon etwas ganz Besonderes, denn der große Prinz hat eigentlich gar keinen Kinderorden. Aber hier wollte er etwas für die Kinder machen und in dem Orden haben wir einen Lutscher untergebracht, den die Kinder herausnehmen können," ergänzt Sascha Zartenaer.
Im Laufe der Jahre haben Guido Diefenthal und Sascha Zartenaer viele Jeckenherzen höher schlagen lassen. Aber nicht nur das - auch unzählige Fußballclubs wie die Alemannia Aachen und andere Sportvereine gehören zum festen Kundenstamm. Erst vor Kurzem ist dem Duo ein weiterer Coup gelungen - Vereinsmagnete, bei denen man mit einem kleinen Rädchen den Tabellenplatz nach oben oder unten drehen kann.
Die Idee haben die beiden sogar patentieren lassen. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Die große Liebe von Orden-Exklusiv ist und bleibt am Ende aber wohl doch der Karneval.
Lindsay Ahn