In ihrer Mittagspause können die Kinder der Gemeindeschule Herbesthal sich ab sofort nicht mehr nur noch auf dem Schulhof so richtig austoben, sondern auch auf dem Schachbrett. Möglich macht das der neue Schachclub "Schachzug" von Aline Brockmans. Mit der Gründung des Clubs Anfang Januar starteten auch die Kurse für die Schulkinder.
"Die Grundidee ist ganz einfach, den Kindern das Schachspiel zu zeigen. Wir sagen immer, dass Schach nicht leise und langweilig sein soll. Es soll natürlich Spaß machen", findet Aline Brockmans. "Die Kinder müssen keine speziellen Fertigkeiten mitbringen. Wir haben hier in der Gruppe 90 Prozent Anfänger, sowohl im Club, als auch hier in der Schule. Es läuft alles ganz natürlich und wir gucken einfach mal, was draus wird."
Selbst hat Aline Brockmans das Schachspielen in Eynatten bei niemand geringerem als Werner Paulus gelernt. 1995 nahm sie für den KSK 47 Eynatten sogar an der Jugend-WM in Brasilien teil. Als 16-Jährige beendete sie ihre Karriere als aktive Spielerin zwar, das Schachspiel hat die jetzt 41-Jährige aber bis heute nie losgelassen. Mit "Schachzug" möchte sie jetzt ihr Wissen an die nächste Generation weitergeben.
Das dazugehörige Kursangebot an der Gemeindeschule Herbesthal schlug ein wie eine Bombe - rund 100 Kinder haben sich für die Schachstunden in den Mittagspausen angemeldet. Eine von ihnen ist die zwölfjährige Mara. Sie gehört zu den fortgeschrittenen Spielerinnen im Kurs. Schach hat ihr Vater ihr beigebracht. Viel Neues lernt sie aktuell zwar nicht, es gefällt ihr trotzdem sehr: "Mir macht das großen Spaß. Es ist das erste Mal, dass ich mit anderen Kindern richtig Schach spielen kann".
Maras heutige Gegnerin ist die elfjährige Madita. Sie kannte die Regeln am Anfang des Kurses noch nicht, hat durch das Spiel mit Mara aber schnell gelernt. "Ich und Mara spielen sonst immer auf dem Schulhof in der Pause, aber das wird irgendwann langweilig, also ist das Schachspiel hier eine willkommene Abwechslung", findet sie. Auch Nils ist gerne beim Schachkurs dabei: "Mit Freunden zu spielen, macht immer Spaß. Das während der Mittagspause zu machen, ist gut".
Trockene Theorie gibt es bei den Schachkursen nicht. Inspiriert durch die Lehrmethoden von Werner Paulus verbindet Aline Brockmans jede Schachfigur mit einer kleinen Geschichte. "Zum Beispiel der König. Bei uns im Kurs ist er 189 Jahre alt und kann sich nur noch über ein Feld bewegen. Wenn der König dann auf den anderen König trifft, der natürlich auch einen dicken Bauch hat, dann muss immer ein Feld zwischen den beiden frei bleiben - sonst passen sie nicht aneinander vorbei".
Wer vom Schach nicht genug bekommt, ist natürlich auch bei "Schachzug" gerne gesehen. Ob jung oder alt, jeder ist willkommen. "Uns tritt man nicht unbedingt bei. Es ist eher ein offener Schachtreff. Dann, wenn Zeit und Lust da ist, darf jeder vorbeikommen. Jeden Freitagabend von 17 bis 20 Uhr sind wir hier im Keller der Mehrzweckhalle. Wer herkommt, wird dann auch direkt aufgefordert, eine Partie zu spielen. Ob von einer Fünfjährigen oder von einem 68-Jährigen, das ist immer eine Überraschung."
Um den Sport so zugänglich wie möglich zu machen, ist das Angebot von "Schachzug" kostenlos. Und solange Aline Brockmans das Heft in der Hand hat, soll das auch so bleiben.
Lindsay Ahn