Es ist ein Schritt, den die Föderalregierung vorgibt: Sämtliche Gesundheitsdaten von Patienten sollen in Krankenhäusern digital gesammelt und zugänglich gemacht werden. Dahinter stecken die so genannten "Belgian Meaningful Use Criteria" (BMUC). Somit müssen auch die ostbelgischen Krankenhäuser, das St.-Nikolaus-Hospital Eupen und die Klinik St. Josef in St. Vith, ihre Datenbanken überarbeiten und miteinander vernetzen.
Die "elektronische Patientenakte" soll vor allem eins: Die Kommunikation zwischen Ärzten und verschiedenen Krankenhäusern vereinfachen - ganz zum Wohle des Patienten. Davon ist der Chefarzt der Eupener Klinik St. Nikolaus, Tom van Leemput, überzeugt. "Es wird einfacher, Patienten zu überweisen zwischen den Krankenhäusern. Es ist eine bessere Harmonisierung zwischen ärztlichen Dossiers und paramedizinischen Pflegedossiers. Auch zwischen den Krankenhäusern kann man es besser verfolgen. Auf dieser Ebene ist es wirklich eine Revolution."
Mehr als 5,3 Millionen Euro hat die Deutschsprachige Gemeinschaft zur Einführung der "elektronischen Patientenakte" frei gemacht. Viel Geld, das richtig angelegt sei, findet DG-Gesundheitsministerin Lydia Klinkenberg. "Ich bin tatsächlich der Überzeugung, dass diese 5,3 Millionen Euro gut investiertes Geld sind. Es sind sensible Gesundheitsdaten, die verarbeitet werden, daher braucht es ein Tool, das auch die entsprechende IT-Sicherheit vorsieht. 2,9 Millionen Euro fließen über die elektronische Patientenakte in das Krankenhaus in Eupen und 2,4 Millionen Euro fließen in die Klinik St. Josef in St. Vith. Insgesamt haben wir für das Jahr 2025 11,4 Millionen Euro Zuschüsse für unsere Krankenhäuser vorgesehen."
Zwar hat das St.-Nikolaus-Hospital bereits seit 2016 seine Patientenakten digitalisiert. Doch ein Zugriff anderer Kliniken auf diese Daten war nicht automatisch gegeben. Mit der Einführung der neuen "elektronischen Patientenakte" sollen alle sechs Klinken des Move-Netzwerkes mit ein und derselben Plattform arbeiten, erklärt Van Leemput. "Hier ist der große Unterschied: Wenn ein Patient zum Beispiel von Eupen nach St. Vith oder von St. Vith nach Eupen oder von Eupen nach Montlégia verlegt wird, dass die Ärzte dann in Montlégia, Eupen oder St. Vith genau die selben Dossiers anschauen können. Der zweite große Vorteil: Wenn ein Patient entlassen wird, wird es viel einfacher sein, zu kommunizieren mit der ersten Linie: mit den Hausärzten, mit der Pflege zuhause, mit den Kinés usw."
Sechs Kliniken gehören zu dem Netzwerk Move dazu. Neben Eupen und St. Vith sind es auch die Krankenhäuser CHC in Lüttich und Heusy, Waremme und Hermalle. Auch ein Zugriff durch das Gesundheitsnetzwerk "Réseau Santé Wallon" soll möglich werden. "Warum wird die elektronische Patientenakte jetzt lediglich im Move-Netzwerk eingeführt? Das liegt daran, dass die gesamte Krankenhauslandschaft in Belgien in Netzwerken funktioniert. Das ist eine Vorgabe von föderaler Seite", erklärt Ministerin Klinkenberg.
"Die kleineren Krankenhäuser von Eupen und St. Vith arbeiten mit einem größeren Krankenhaus zusammen. In unserem Fall ist es das CHC in Lüttich. Und durch diese elektronische Patientenakte wird diese Zusammenarbeit enorm erleichtert. Ich sehe das als eine Investition in die Gesundheitsversorgung in deutscher Sprache. Gleichzeitig gibt es aber auch eine Anbindung der elektronischen Patientenakte an die föderale E-Health-Plattform. Daher sind von föderaler Seite auch gewisse Finanzierungen an die Einführung einer elektronischen Patientenakte gekoppelt. Es ist also unabdingbar, eine solche elektronische Patientenakte einzuführen. Und ein positiver Nebeneffekt ist: Diese Informationen gehen durch eine Anbindung an die E-Health-Plattform nicht verloren."
Während die "elektronische Patientenakte" des Move-Netzwerkes jeden einzelnen medizinischen Schritt dokumentiert, sind die Daten auf dem föderalen Portal "MeineGesundheit.be" gröber gefasst. "Alle pflegerischen Akten, die bei uns im Krankenhaus gemacht werden, zum Beispiel eine Blutdruckmessung etc., werden da nicht rein kommen", sagt Tom Van Leemput. "Aber die Schlussbefunde wohl. Ein Entlassungsschein oder ein Röntgenbild, das alles wird wohl drin stehen."
Zugriff zu der neuen Move-Datenbank haben neben dem Patienten selbst nur Ärzte mit einer therapeutischen Beziehung zum Patienten. Drei Jahre soll die Umstellung auf die neue digitale Patientenakte dauern. Alle bestehenden Daten werden übernommen.
Simonne Doepgen