Dicht stehen sie zusammen, die Lehrerinnen und Lehrer der Gemeindeschule Kettenis. Dabei kämpfen sie am Montagmorgen nicht nur gegen die Minustemperaturen, sie fürchten auch, dass der Lehrermangel durch die Sparmaßnahmen noch schlimmer wird.
"Wir brauchen unbedingt junge, motivierte Lehrerinnen und Lehrer. Ich glaube, dass die Pläne, die jetzt auf dem Tisch liegen oder die sich demnächst konkretisieren nicht dazu anregen, den Lehrerberuf aufzuwerten. Das ganze Team hat sich lange darüber ausgetauscht, ob wir streiken sollen oder nicht, und auch ich habe mit der Entscheidung lange gehadert. Aber für mich war es auch klar, dass ich vor allem für meine jungen Kolleginnen und Kollegen Solidarität zeigen will. Denn sie wird es wahrscheinlich in Zukunft noch viel härter treffen als mich und uns, die wir heute hier stehen", erklärt Direktorin Petra Schmitz.
Weil auch die SNCB streikte, war eine Reise nach Brüssel nicht möglich. Einige Personalmitglieder in Kettenis gehören zudem keiner Gewerkschaft an und durften aus diesem Grund auch nicht mit den von den Gewerkschaften organisierten Bussen reisen. Um sich geschlossen zu präsentieren fiel die Wahl auf eine eigene Protestaktion in Kettenis.
Oberstufenlehrer Herman Campo schließt weitere Protestaktionen nicht aus. "Es wird ein reger Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen stattfinden und dann werden wir auch schauen, in welche Richtung sich das bei uns bewegt und jedem steht es natürlich frei, dann das zu tun, was er für richtig hält."
"Wir haben jetzt nicht vor, jede Woche in den Streik zu treten. Aber Fakt ist auch, wenn das alles so kommt, wie es bisher angekündigt ist, dann sehe ich schon vermehrt Protest aufkommen - auch bei uns", so Petra Schmitz
Dass Einsparungen nötig sind, ist allen Beteiligten klar. Wie sie umgesetzt werden sollen, gehe aber gar nicht, so Kindergärtnerin Fabienne Xhonneux. "Wir glauben, dass dieser Streit nicht auf dem Rücken des öffentlichen Dienstes und der Lehrer ausgetragen werden muss. Es gibt sicherlich noch andere Mittel und Wege, die genutzt werden könnten. Deshalb stehen wir heute hier."
Damit der Widerstand gegen die Pläne der künftigen Föderalregierung möglichst stark bleibt, hat die Gemeindeschule Kettenis aber die ein oder andere Forderung an die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften. "Ich fände es gut, wenn die Gewerkschaften zum Beispiel einen Informationsabend organisieren würden, an dem sie gemeinsam alle darüber informieren, was geplant ist. Nicht nur in Sachen Aktionen, sondern auch, welche Pläne auf dem Tisch seitens der Politik liegen und dass wirklich alle die gleichen Informationen erhalten. Das wäre auch viel transparenter im Sinne der Sache", wünscht sich Schulleiterin Petra Schmitz.
Lindsay Ahn