"Ich nenne das 'courage politique'. Die Angelegenheit konnte nicht noch weiter aufgeschoben werden. Es wäre unkorrekt gewesen, erst nach den Wahlen damit zu kommen." Die Fusion: Eine schwierige Entscheidung von vielen, die die vergangene Mehrheit (Energie/Ecolo) getroffen hat. Doch die Lontzener Bevölkerung war mit dem Politikstil von Energie zufrieden. Am 13. Oktober fehlte der Liste eine einzige Stimme zur absoluten Mehrheit.
"Das ist ein sehr gutes Gefühl", freut sich Thevissen. "In den vergangenen sechs Jahren haben uns gewisse politische Gegner immer wieder vor Projekten gewarnt. Unter anderem würden wir historische Fehler mit dem einen oder anderen Projekt begehen. Schlussendlich haben wir nach den Wahlen zwei Sitze hinzugewonnen. Das gibt einem das Gefühl, dass in der Vergangenheit einiges gut gelaufen ist."
Die Finanzlage der Gemeinde bleibt weiterhin stabil, aber auch in Lontzen muss jeder Euro einmal umgedreht werden. Ein Großprojekt nach dem anderen zu realisieren: unmöglich.
Zwei große Projekte der Ländlichen Entwicklung, die schon seit Jahren in Planung sind, werden aber sehr wahrscheinlich in diesem Jahr in Angriff genommen. Der neue Dorfkern für Astenet und der Verbindungsweg zwischen der Rottdriescher- und Hellendergasse. "Die Dossiers müssen noch fertiggestellt werden. Auch müssen noch einige administrative Hürden überwunden werden. Erst dann können wir den ersten Spatenstich setzen."
Als Ende letzten Jahres der Haushaltsplan für 2025 verabschiedet wurde, stimmte die Union dagegen. Roger Franssen kritisierte, dass viele Projekte nicht zu finden seien, die Energie im Wahlkampf angekündigt habe. Ein politisches Muskelspielchen, findet Patrick Thevissen. Die Mehrheit könne nicht alle Projekte in einem Jahr umsetzen. "Der Haushalt ist ein 'Arbeitshaushalt'. So haben ich ihn bereits in der letzten Gemeinderatssitzung genannt. Der Haushalt setzt Schwerpunkte, lässt aber auch Raum für Ideen, die durch Diskussionen entstehen können."
Konstruktive Zusammenarbeit wünschen sich im Gemeinderat alle Listen. Ob es tatsächlich dazu kommen wird, werden die nächsten Sitzungen zeigen. Klar ist: Mit Yannick Heuschen sitzt nun neben Roger Franssen ein weiteres Mitglied im Gemeinderat, das nicht auf den Mund gefallen ist. In der vergangenen Ratssitzung wies Heuschen den Bürgermeister erst einmal darauf hin, dass Energie ein Wahlversprechen bereits gebrochen habe. Das Versprechen: Die Steuern bleiben unverändert.
Nun ist es so. Die Immobilien- und Einkommenssteuer wurden noch nicht angepackt - die Müllsteuer hingegen wurde im Dezember 2024 erhöht. Wahlversprechen gebrochen? Klares "Nein" von Patrick Thevissen. "Die Müllthematik ist vom Gesetzgeber her vorgegeben. Die Einnahmen und Ausgaben müssen im Gleichgewicht sein. Die Müllabholung ist nun mal teurer geworden. Dementsprechend müssen wir auch nachziehen, um das Gleichgewicht halten zu können."
Dogan Malicki