So gesehen könnte sich Erik Wiesemes entspannt zurücklehnen: Bei den Wahlen am 13. Oktober fanden sich keine Kandidaten für eine zweite Liste, ihm gelang es, wieder eine motivierte Mannschaft um sich zu scharen und er kam auf fast 2.000 Vorzugsstimmen.
An Motivation fehlt es aber auch ihm nicht in seiner zweiten und - wie angekündigt - letzten Amtsperiode als Bürgermeister. Nach seinen Worten wird es in Amel auch nicht am politischen Diskurs fehlen. "Ich sehe das jetzt nicht als eine Frage von Mehrheit und Opposition, jeder bei uns sagt seine Meinung und folgt auch seiner Meinung bei den Abstimmungen. Das ist ja das Wesentliche. Da erwarte ich auch nicht in den nächsten sechs Jahren Beschlüsse, die einvernehmlich getroffen werden, sondern ich erwarte auch kontroverse Diskussionen und auch entsprechende Abstimmungen im Gemeinderat. Das ist auch gut so, denn das ist gelebte Demokratie."
In puncto Finanzen, die zu seinen Zuständigkeiten gehören, ist in Amel alles in Butter: Auch ohne Steuererhöhung und ohne Anleihen trete die Gemeinde nicht auf die Investitionsbremse, sagt Erik Wiesemes. In diesem Jahr fließen Gelder vor allem in die Wegeinfrastruktur und ins Erschließen weiterer Baustellen.
Zu den laufenden Verhandlungen über eine Neuverteilung der Gemeindedotation will sich Amels Bürgermeister zum jetzigen Zeitpunkt nicht näher äußern. "Es bringt jetzt nichts, wenn man da schon Zahlen rausposaunt. Da muss man jetzt abwarten, was effektiv auf uns zukommen wird. Aber mindestens genauso wichtig wie diese Überlegungen derzeit in Eupen sind für mich persönlich die Verhandlungen in Brüssel, wo eben die Diskussionen zur Regierungsbildung laufen", sagt Wiesemes. "Ich hoffe nun wirklich im Interesse der Gemeinden, dass da oben in Brüssel keine Wischiwaschi-Verhandlungen stattfinden, sondern endlich mal Klartext geredet und entsprechend entschieden wird. Alles andere wäre für die Zukunft der Gemeinden fatal."
Sprich: Die Gemeinden müssten für ihre Aufgaben mehr Geld erhalten. Um aber nicht alleine darauf angewiesen zu sein, macht sich auch die Gemeinde Amel seit einiger Zeit auf die Suche nach neuen Einnahmen, etwa durch Pachteinnahmen beim bestehenden Windpark Valender oder eine direkte Beteiligung an neuen Windparks - sei es im Wolfsbusch entlang der Autobahn, sei es zusammen mit der Gemeinde Büllingen. "Amel-Büllingen liegt noch immer vor dem Staatsrat. Da müssen wir abwarten. Und beim Projekt im Wolfsbusch startet in diesem Jahr die Genehmigungsprozedur. Unser Traum wäre, wenn 2027 der Windpark Wolfsbusch drehen könnte."
Denn auch wenn der Holzverlauf zuletzt wieder gut ausfiel, wird sich die Gemeinde nicht immer darauf verlassen können - auch mit Blick auf den langfristigen Umbau des Waldes von Fichtenmonokulturen zu mehr Mischwald. "Darüber hinaus bleibt die Forstwirtschaft ein Lotteriespiel. Die jährlichen Einnahmen sind nicht gesetzt, das ist kein Geheimnis. Dieses Fragezeichen hinter diesen Einnahmen aus den Holzverkäufen wird auch immer größer in Zukunft werden. Langanhaltende Trockenheit, verbunden mit einer Borkenkäferplage oder Stürme sind Beispiele dafür, wie die Holzpreise durch externe Faktoren sehr negativ beeinflusst werden können."
Stephan Pesch