Seit einem Monat ist er nun im Amt und ganz offensichtlich hat sich Alain Stellmann gut eingelebt als neuer Bürgermeister von Burg-Reuland. Völliges Neuland ist die Gemeindepolitik für ihn ja nicht.
"Ich war ja schon 2006 und 2012 im Gemeinderat, damals noch in der Opposition oder in der Minderheit. Da habe ich natürlich schon sehr viel lernen können und auch die Gemeinde mit ganz anderen Augen erleben dürfen. Dies bringt mir natürlich jetzt einen großen Vorteil, weil die Materie an sich zwar etwas abgeändert ist nach den Jahren, aber die Basis ist immer noch da."
Dazu gehört, dass in der Gemeinde Burg-Reuland jeder Euro zweimal umgedreht werden muss, sicher auch mit Blick auf die anstehende Neuverteilung der Gemeindedotation.
"Wenn der Euro drei Seiten hätte, würden wir ihn auch noch ein drittes Mal umdrehen müssen", geht Alain Stellmann sogar noch einen Schritt weiter. "Aber auch wir harren der Dinge, die da kommen. Es wird Einbußen oder Einschnitte geben. Aber wir werden versuchen, dass es nicht zum Schaden unserer Bevölkerung ist."
Das könnte sich dann etwa in den zur Verfügung stehenden Mitteln für den Wegeunterhalt widerspiegeln. Eine grundsätzliche Lösung des Verkehrsproblems auf den vielbefahrenen Regionalstraßen N62 und N827 ist nicht in Sicht. Umso genauer will die Gemeinde Burg-Reuland die von Pendlern genutzten Ausweichstrecken über die Dörfer ins Auge fassen:
"Der Verkehr, der diese Möglichkeit nimmt, um schnell an Lkws vorbeizukommen und dann in unseren Ortschaften zu rasen, der muss verschwinden. Und da werden wir auch ein Gremium einsetzen, wo wir dann von Dorf zu Dorf sehen können oder sehen werden, welche Möglichkeiten wir da haben, damit es wirklich noch mal lebenswert ist, in den Ortschaften auch mal spazieren zu gehen."
Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen setzen einige Gemeinden auf Windkraftprojekte, sei es über die Pacht für Gemeindeland, sei es über eine direkte Beteiligung. In der Gemeinde Burg-Reuland steht noch kein einziges Windrad. Mitte des Monats will der Promotor Elicio aber sein Vorhaben westlich von Hohenbusch vorstellen.
"Wir wissen auch nicht viel mehr als Sie", erklärt Bürgermeister Stellmann. "Wir haben auch eine Einladung bekommen, wo wir natürlich auch hingehen werden und uns informieren lassen, was jetzt da geplant werden soll und wird. Es folgt eine ganze Prozedur, ehe es mal soweit kommt. Ob dann ein erstes Windrad in der Gemeinde zu stehen kommt, das steht noch in den Sternen."
Alain Stellmann verweist auf die fehlende Glaskugel, die sein Vorvorgänger im Amt, Joseph Maraite, bei solchen Gelegenheiten gerne herangezogen habe. Sicher werde es bei diesem Windkraftprojekt Fragen seitens der Bürger und seitens der Gemeinde geben - beeinflussend vorgreifen will er aber nicht. In den kommenden Monaten gehe es für ihn um das weitere Kennenlernen und eine möglichst gute Symbiose auch unter den Gemeinden. Und dann hat er noch ein ganz grundsätzliches Anliegen:
"Wir klagen immer auf sehr hohem Niveau. Es geht noch keinem so richtig schlecht bei uns. Es ist nicht so, dass wir irgendwie eine Steuer einführen wollen, um Gottes Willen, nein! Aber wir wollen es schaffen, dass die Bewohner in unserer Gemeinde noch zufriedener werden."
Stephan Pesch