Der Nahe Osten wird oft als Pulverfass bezeichnet. Für Bernard Keutgens ist es angesichts der aktuellen Gemengelage schwer, allumfassende Aussagen zu machen, oder die Zukunft vorauszusagen.
Trotzdem fällt auf, dass er im Gespräch oft das Wort Hoffnung braucht.
Schwierige Ausgangslage
Die Hoffnung, dass bessere und friedlichere Zeiten auf den Libanon und Syrien zukommen könnten, sei groß. "Man sucht Lösungen für alle Länder im Nahen Osten. Und da ist Syrien natürlich ein zentraler Punkt. Es ist natürlich eine gute Sache und das gibt natürlich auch Hoffnung."
Sunniten, Alawiten, Christen, Drusen, Jesiden, Turkmenen, Aramäer und nach Unabhängigkeit strebende Kurden. Nicht zu vergessen: Andere Mächte, die Einfluss ausüben. Bernard Keutgens ist klar, dass die Ausgangslage im Vielvölkerstaat Syrien schwierig bleibt. Erst recht, weil der Dialog in einer Diktatur nicht möglich gewesen sei:
"Dialog muss gelernt werden. Die Gruppen konnten sich in den letzten Jahrzehnten nicht gut organisieren. Das muss jetzt wieder alles ans Laufen kommen. Ich bin natürlich sehr hoffnungsvoll, dass dies auch möglich ist. Wir leben auch ein bisschen von der Hoffnung."
Ein Schritt pro Tag
Keutgens ist optimistisch, dass sich die Dinge in eine positive Richtung entwickeln: " Wir sind noch mittendrin in den Schwierigkeiten. Lösungen zu finden, nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch. Ich möchte doch optimistisch in die Zukunft blicken. Wenn ein Regime nach 50 Jahren geändert werden kann, ist das schon ein sehr positiver Schritt. Und es werden noch viele Schritte folgen müssen. Aber ein Schritt pro Tag."
Das Leben müsse wieder einen neuen Rhythmus finden, sagt Bernard Keutgens. Das sei sehr wichtig.
Auch ihm selbst, dürfte es dabei nicht langweilig werden. Trotz der hoffnungsvollen Erwartungen auf eine bessere Zukunft, wiege auch die Vergangenheit auf die Psyche der Menschen.
"In der letzten Zeit habe ich auch sehr viel mit Traumatheraphie gearbeitet. Hier im Libanon sagt man mir: Hier hat jeder ein Trauma. Aber das ist die Realität."
Manuel Zimmermann