Es ist der frühe Morgen des 16. Dezember 1944. Schnee bedeckt die Wälder der Ardennen. Hoffnung liegt in der Luft. Seit wenigen Monaten gilt Belgien als befreit. Im Gebiet rund um Bastogne sind amerikanische Soldaten stationiert. Der Sieg gegen Hitler scheint in greifbarer Nähe zu sein. Doch dann kommt alles anders als gedacht: Überraschend greift die Wehrmacht die Stützpunkte der Amerikaner an. Ihr Plan: Das Gebiet rund um Bastogne einnehmen und sich so nach Antwerpen vorarbeiten. Die Nationalsozialisten wollen den Hafen unter ihre Kontrolle bringen und so die Versorgungsrouten der Alliierten abschneiden. Es soll ein letzter großer Kriegserfolg für die Deutschen werden. Die Alliierten sind zunächst in Unterzahl, der Überraschungsangriff setzt ihnen zu. Trotz einer Kapitulationsaufforderung der Deutschen verschwenden die Amerikaner aber keinen Gedanken ans Aufgeben. Nach rund fünf Wochen blutiger Kämpfe gehen die alliierten Truppen als Sieger hervor.
80 Jahre später hält das Bastogne War Museum das Andenken an die Schlacht aufrecht. Erzählt werden die Geschehnisse durch die Augen von vier besonderen Museumsführern. Zwar sind die Charaktere fiktiv, ihre Schicksale sind aber inspiriert von vielen Millionen Menschen, die den Zweiten Weltkrieg und die Ardennenoffensive erlebt haben. Zum einen sind das die beiden Zivilisten Mathilde und Emil. Mathilde ist Lehrerin und aktiv im Widerstand gegen die Nazis. Emil ist 13 Jahre alt und bietet einen Anhaltspunkt für Kinder. Die zwei anderen im Bunde sind Soldaten: der Deutsche Hans und der Amerikaner Robert. Beim Gang durchs Museum merke der Besucher, wie sich die verschiedenen Charaktere entwickeln und vielleicht auch ihre Ansichten in Frage stellen, erklärt François Collard vom Bastogne War Museum.
Das Museum ist hochimmersiv. So sitzt der Besucher gemeinsam mit alliierten Soldaten in den Wäldern um Bastogne oder versteckt sich mit unseren vier Protagonisten im Keller einer Kneipe, um einem Luftangriff zu entgehen. Szenen wie diese zeigen dem Besucher, wie die Bevölkerung während der Bombenangriffe gelebt hat, erklärt Collard. Nur das Elementarste kam mit den Keller, ein paar Kartoffeln. Alte Menschen, Männer, Frauen und Kinder haben so tage- und nächtelang ausharren müssen.
Seit zwei Jahren gibt es im Museum eine neue Abteilung: "Generations 45". Hier kommen die beiden Veteranen Karl Köhler aus Deutschland und Sergio Moirano aus den USA zu Wort. Gemeinsam mit ihnen und ihren Familien hat das Museum einen Film gedreht, der ihre Lebensgeschichten rekonstruiert. Im Krieg standen sie sich bei der Ardennenoffensive gegenüber. Es geht vor allem aber auch um das, was sich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt. Ihre Perspektiven auf den Kalten Krieg und den Mauerfall werden ebenfalls behandelt.
Nur zwei Kilometer entfernt vom Bastogne War Museum befinden sich die War Rooms. Ebenso interaktiv wie das Museum, betritt der Besucher hier den Keller, in dem sich die wohl berühmteste Szene der Ardennenschlacht abgespielt hat. Am 22. Dezember 1944 erhält General McAuliffe ein Schreiben der deutschen Kommandanten. Darin wird er aufgefordert, Bastogne freizugeben. Der Ort ist umzingelt und die Chancen scheinen schlecht zu stehen. McAuliffe ist empört über die Aufforderung, schlägt mit beiden Fäusten auf den Tisch und ruft: "Nuts! We're kicking their asses, everyone knows that!" Das bedeutet so viel wie "Verrückt! Wir treten ihnen in den Hintern, das weiß jeder!"
Man könne die Ereignisse der Vergangenheit nicht originalgetreu nachbilden - dazu sei die Realität einfach zu schrecklich, sagt Collard. Durch die Augen der Zeitzeugen versuche das Museum aber, die Geschichte so gut wie möglich für alle Altersgruppen erlebbar zu machen.
Im Gedenken an die Schlacht präsentiert das Bastogne War Museum vom 13. bis zum 15. Dezember das NUTS-Weekend. Auch hierbei sollen die Besucher bei kostenlosen Workshops, Vorträgen und Vorstellungen voll und ganz in die Vergangenheit eintauchen.
Lindsay Ahn