Am Tag nach der Rallye Japan treffe ich Maxim Luxen mitten in Tokio. Wir haben uns - was sonst - beim Japaner verabredet. Maxim hat mir die Metro-Station genannt und wenn man einmal geschnallt hat, wie die U-Bahn in Tokio funktioniert, findet man sich zurecht.
Wir setzen uns, wischen uns die Hände mit dem feuchten Handtuch ab und Maxim bestellt für uns beide. Seit zwei Jahren lebt er in Tokio. "Nach dem Studium dachte ich, mal weit wegzugehen, weit weg von Belgien. Und anstatt einfach nur ein Work and Travel zu machen und weil ich auch Sprachen mag, dachte ich mir, den Spaß mit dem Nützlichen zu verbinden und habe dann eine Sprachenschule hier besucht, um dann auch irgendwie eine Karriere aufzubauen, die Belgien oder Europa mit Japan verbindet."
Und Maxim blieb in Tokio, denn die erste Stelle war dann auch schon in Sicht. "Es ging ganz schnell, ganz praktisch eigentlich über die belgisch-luxemburgische Handelskammer hier in Tokio. Da habe ich dann jemanden getroffen, der so wie ich in Neu-Löwen studiert hatte. Und beim zweiten Treffen in einer belgischen Kneipe hier in Tokio habe ich dann auch schon ein Jobangebot bekommen."
Maxim Luxen arbeitet bei Portcities Japan in der Verkaufsabteilung. Portcities ist die größte Partnerfirma des belgischen Unternehmens Odoo, das Software-Lösungen für Unternehmen anbietet: von Buchhaltung über Produktionsplanung bis hin zu Ein- und Verkauf. Zwölf Mitarbeiter sind es bei Portcities Japan. "Bei uns ist es sehr international, fifty fifty. Der Großteil meiner anderen ausländischen Kollegen spricht aber auch fließend Japanisch. Besser als ich."
In dem internationalen Umfeld arbeiten macht dem Ostbelgier Spaß. Für ein rein japanisches Unternehmen möchte er nicht arbeiten. "Viel mehr Hierarchie und viel unflexibler. Das heißt, viele steigen mit dem Alter auf, anstatt an den Fähigkeiten oder Leistungen gemessen zu werden."
Das Leben in Japan hat einiges zu bieten, unter anderem natürlich japanisches Essen. "Ich glaube, wenn man nach Asien geht, ist das wohl die beste Küche, die man hier finden kann. Alles frisch, man findet von allem, also eine Riesenvarietät an Essen [Die Kellerin bringt ein Gericht, Maxim bedankt sich auf Japanisch: Arigatōgozaimasu] und enttäuscht wurde ich wirklich noch nie von den Gerichten hier."
Noch ein Vorteil in Japan: Die Menschen gehen insgesamt sehr respektvoll miteinander um. Das ist auch für mich direkt zu Beginn spürbar - und es ist ansteckend, die angedeutete Verbeugung zur Begrüßung oder zum Danke sagen ist mir schon an Tag eins in Japan in Fleisch und Blut übergegangen.
"Die Japaner sind super-höflich, haben viel mehr Respekt als bei uns in der Kultur. Das heißt nicht, dass sie deine Freunde sind. Freunde zu finden ist hier viel schwieriger. Ich finde das auch gar nicht schlimm, denn selbst wenn die vielleicht etwas Negatives über dich denken, werden sie dich trotzdem mit Respekt behandeln. Und so kommt man doch vielen unnötigen Streitigkeiten im Leben aus dem Weg." Könnte sich so mancher eine Scheibe von abschneiden ...
Und wenn wir schon einen Tokio-Kenner treffen, muss natürlich auch die Frage sein: Was muss sich ein Tourist in Tokio denn unbedingt anschauen? "Ich würde einen der Aussichtstürme empfehlen. Die Skyline bei Sonnenuntergang, übertags oder auch in der Dunkelheit mit den ganzen Lichtern, das wäre wirklich mein Nummer-eins-Tipp. Und sonst der Meiji Jingu. Wenn man etwas Kultur, einen Schrein sehen möchte, ist das der schönste Schrein für mich persönlich in Tokio."
Ich habe dazu leider keine Zeit, mein Flieger geht am nächsten Morgen. Beim nächsten Mal dann. Mata aimashō - auf Wiedersehen.
Katrin Margraff