Der SP-Abgeordnete Björn Klinkenberg hatte das Thema aufs Tapet gebracht. Anlass waren für ihn "besorgniserregende Entwicklungen im Amateur- und Profisport, wo es vermehrt zu Verstößen gegen die Fairplay-Prinzipien" gekommen sei. "Aggressives Verhalten, Respektlosigkeit gegenüber Schiedsrichtern und Gegnern sowie der zunehmende Druck auf junge Sportler sind nur einige der Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen", so Björn Klinkenberg. "Diese Vorfälle untergraben nicht nur die Grundwerte des Sports, sondern schaffen auch eine toxische Atmosphäre, die sowohl für die psychische als auch für die körperliche Gesundheit der Beteiligten schädlich sein kann."
Dabei gelte es, so Klinkenberg, "gerade im Jugendsport, ein Umfeld zu schaffen, in dem Fairplay nicht als Option, sondern als grundlegende Norm wahrgenommen wird". "Junge Menschen sollten schon früh lernen, dass Respekt und Teamgeist über Sieg oder Niederlage hinausgehen."
Klinkenberg wollte wissen, welche Maßnahmen die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft ergreife, um Sportler, Trainer und Schiedsrichter für das Thema zu sensibilisieren. Sportminister Gregor Freches erklärte, die Regierung lege großen Wert auf die Förderung von Fairplay, Respekt und Integrität im Sport. "Ich komme gerade vom EU-Ministerrat für Sport aus Brüssel und da war das auch ein Thema und, glauben Sie mir: Es ist nicht nur in Ostbelgien ein Thema, wofür es sich lohnt, sich einzusetzen, sondern europaweit."
Freches nannte unter anderem die Gamechanger-Kampagne beim Leitverband des Ostbelgischen Sports (LOS) und weitere Maßnahmen in der Trainerausbildung oder im Schulsport. "Die Regierung evaluiert fortlaufend die bestehenden Initiativen und ist offen für neue Maßnahmen, um das Bewusstsein für weiter zu stärken."
Sein PFF-Parteikollege Gerhard Löfgen, selbst seit vielen Jahren im Fußballverein aktiv und nicht zuletzt Mitglied des Lütticher Fußballprovinzialkomitees wartete mit ernüchternden Zahlen auf: "Während der Saison 2023-2024 sind in der Provinz Lüttich 63 Spiele vorzeitig abgebrochen worden. Davon sechs wegen schwerer Verletzungen, 15 wegen Verhaltens der Spieler und 42 durch das Verhalten der Zuschauer oder der Verantwortlichen aus den Vereinen. Das heißt entweder verbale Gewalt oder körperliche Gewalt gegen den Schiedsrichter oder sogar die Verantwortlichen unter sich."
Das Verhalten von Eltern am Spielfeldrand übertrage sich aber eins zu eins auf die jungen Sportler, so Löfgen. "Und ich glaube, dass wir da wirklich die Vereine mehr in die Pflicht nehmen müssen, damit solche Verhalten am Rande vom Spielfeld, nicht auf dem Spielfeld, aber besonders am Rande vom Spielfeld unterbunden werden."
Der Ausschussvorsitzende Alain Mertes (Vivant) nannte ebenfalls ein Beispiel für die möglichen Folgen solchen Verhaltens: "Aus eigener Erfahrung weiß ich von einem Fußballclub vor einigen Jahren, dass man von einer Saison zur nächsten von zehn Trainern neun verloren hat. Einhellig wurde gesagt: Das hat damit zu tun, dass es sehr, sehr schwierig ist, mit den Eltern noch klarzukommen. Denn es kommen viele Erwartungen und Anforderungen und das Einmischen usw. Vielleicht wäre es da sinnvoll, Trainer oder Clubs zu stärken, wie sie Eltern klarmachen können, dass es Verantwortung des Vereins ist, nicht jeder Vater jede Mutter ein Trainer ist."
Der Ecolo-Abgeordnete Andreas Jerusalem, eher im Handball zu Hause, sprach seinerseits von der Rolle positiver Vorbilder: "wie beispielsweise beim Rugby oder auch wenn man den Verlauf der Tour de France gesehen hat, wo sich dann eben der Erste, Zweite und Dritte nach dem Rennen in den Armen liegen und einander gratulieren. Ehrgeiz und Fairplay während des Wettkampfes sind natürlich sehr, sehr wichtig. Aber vor allem auch das Verhalten im Anschluss spiegelt sich bei den Kindern und Jugendlichen wider. Von daher ist die Vorbildfunktion der eigentlichen Leistungsträger, denen die Kids nachfiebern und nacheifern, natürlich auch ein wichtiger Aspekt, der nicht vergessen werden darf."
Stephan Pesch
Ist dass nicht vor allem ein Problem beim Fußball?
Ich schaue mir viele Sportveranstaltungen an. Fast immer geht es überall sehr fair zu. Falls es nicht fair zugeht, dann beim Fußball. Das liegt aber nicht nur an den Eltern. Spielern wird unfaires Verhalten gezielt angelernt. Die Vorbilder tun das gleiche und werden dafür gefeiert.
Warum fallen Fußballer immer gleich um wenn jemand sie leicht berührt (oder selbst nicht berührt)? Warum spüren Fußballer selber nicht, wenn sie einen Ball mit der Hand berühren? Usw.
@Herr Schmidt. Im Fußball ist das meiste Geld zu verdienen, entweder im Moment oder als Jugendlicher in der Zukunft. Sobald Geld eine Rolle spielt, ist die Gier nicht weit mitsamt deren „Familie“ im Gepäck: die Schwester = die Gewalt und ihr Bruder = der Betrug. Ob verbal oder handgreiflich spielt dabei keine Rolle. In diesem Rahmen laufen alle „Erziehungsmassnahmen“ ins Leere. Die Frage im Raum lautet: Handelt es sich bei dem Fußball überhaupt um eine Sportart? Oder sind das nicht bereits Beschäftigungsverhältnisse unter Konkurrenten bzw. im Jugendalter eine Art Lehre für einen späteren Beruf, der vielleicht sogar die gesamte Familie ernähren kann? Wenn Sie für sich Lösungen finden wollen, müssen Sie den Problemen auf den Grund gehen. Das werden Politiker für Sie nicht tun. Denken Sie selber nach.