Schon seit fast drei Jahrzehnten lenkt Finost administrativ die Energieversorgung in der Region. Das ursprüngliche Ziel von Finost war es, den 100-prozentigen Einfluss der Gemeinden auf das Stromverteilernetz zu sichern. Zum Zeitpunkt der Gründung von Finost lag dieser Checkpoint noch in weiter Ferne, denn rund die Hälfte des Stromverteilernetzes gehörte damals dem Privatkonzern Electrabel (49 Prozent).
"Anfangs wurden die Stromnetze so aufgebaut, dass der private Partner Electrabel dabei war und die Gemeinden. Die Gesetzgebung der Wallonischen Region und auch von Belgien hat dann dazu geführt, dass die Netze komplett in die Hand der Gemeinden gehen sollten und es keine privaten Partner mehr geben sollte", erklärt Finost-Präsident Fabrice Paulus. "Dieser Partner hatte bis dato aber natürlich seinen Anteil und wollte dieses Kapital auch ausgezahlt bekommen. Und da haben wir innerhalb von zehn, zwölf Jahren 40 Millionen Euro mobilisiert, um die Netze für die Gemeinden anzukaufen."
Angleichung des Stromtarifs in der DG an die Wallonische Region
Ein weiterer Meilenstein, den Finost im vergangenen Jahr erreicht hat, war die Angleichung des Stromtarifs mit der Wallonischen Region. Hintergrund war der Umstand, dass die Region Verviers und die Deutschsprachige Gemeinschaft im Vergleich zum Durchschnitt in der Wallonie sehr hohe Stromkosten getragen haben. Das liege vor allem an geografischen Faktoren und der raueren Natur in Ostbelgien. Das Netz unter diesen Umständen in Betrieb zu halten, koste einfach mehr Geld als in anderen Regionen. Die Preise anzugleichen war ein jahrelanger und harter Kampf.
"Die Interkommunalen, die über sehr gute Dividenden verfügten, taten sich immer schwer damit, uns entgegenzukommen - denn wenn wir weniger zahlen würden, bedeutete das automatisch eine Preissteigerung bei ihnen", so Finost-Vize-Präsident August Boffenrath. "Roger Franssen ist dann vor einigen Jahren in den Verwaltungsrat von Ores entsandt worden und er hat gemeinsam mit dem Kollegen aus Aubel gekämpft und erreicht, dass die Stromtarife jetzt in Ostbelgien auch auf dem Niveau des Durchschnittspreises der Wallonie liegen. Das heißt, die künftigen Abrechnungen werden für unsere Verbraucher günstiger werden. Das ist keine große Summe, aber jeder Euro zählt heutzutage. Heute mit der Berechnung haben wir wirklich ein paar Vorteile."
Energiewende, Netzsicherung und Dividende im Blick
Finost habe aber keinesfalls vor, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Stattdessen geht der Blick in die Zukunft. Um weiterhin auf dem Energiemarkt das Heft in der Hand zu halten, setzt Finost auf drei starke Säulen.
"Das ist einerseits mit unseren Partnern im Inland in der Wallonie die Energiewende aktiv mitzugestalten, indem wir in Projekte wie Windparks, Solarparks, aber auch Biomethanisierung und auch Batterietechnik investieren wollen. Dann ist das zweite Säule eine Sicherung des Stromnetzes, damit wir auch weiter den Strombedarf decken können, der sicherlich zunimmt und nicht abnimmt, damit das Netz auch sicher und robust ist. Und die dritte Säule ist natürlich, dass wir auch weiterhin dafür sorgen wollen, dass den Gemeinden auch eine vernünftige, konstante Dividende jedes Jahr zur Verfügung steht, mit der sie in ihren Gemeinden Haushalten planen können", sagt Fabrice Paulus.
Gute Finanzsituation für Interkommunale
Finanziell stehe Finost zurzeit sehr gut da. Durch Kredite und Eigenmittel haben die Ausgaben im Wert von 40 Millionen Euro zwischen 2008 und 2016 ohne Belastungen für die Gemeinden getätigt werden können. Auch der neue Verwaltungsrat, der im nächsten Jahr eingesetzt wird, gehe ohne finanzielle Altlasten in die neue Amtszeit. Solide Voraussetzungen, um die Verantwortung in den Gemeinden zu halten, vor allem, wenn man bedenkt, dass Ores bis 2030 eine Verdoppelung der Netzstruktur in der Region plant.
"Je mehr ich über alternative Energien reinbringe, umso mehr Netz brauche ich und je mehr ich raushole durch diese alternativen neuen Energieverbrauchsquellen, dementsprechend muss auch die Dimensionierung unserer Netze und unserer Netzqualität sein. Das ist ein Mammutprojekt, das die Ores für die Wallonie auf die Beine stellen wird", so August Boffenrath. "Und da ist es auch keine Frage des Geldes. Es ist eher eine Frage der verfügbaren Manpower, um eine solche große Aufgabe in so kurzer Zeit lösen zu können. Aber da ist das in besten Händen bei Ores. Wir sind da zuversichtlich, dass was die da sagen werden, auch umgesetzt werden wird."
Bei all der Freude auf das, was in Sachen Energie noch vor Finost liegt, betrachtet vor allem August Boffenrath die Zukunft aber auch mit einem weinenden Auge, denn nach 18 Jahren bei der Interkommunalen werden sowohl er als auch sein langjähriger Kollege Friedhelm Wirtz aus der Vereinigung ausscheiden.
Lindsay Ahn
Den meisten Leuten ist noch immer nicht klar was das bedeutet. Dieser Ausbau kostet Geld, viel Geld, und das kommt woher? Richtig, von der Stromrechnung. Spätestens wenn die Stromzähler der PV-Anlagen nicht mehr rückwärts laufen kommt das böse Erwachen. Dann zahlt man den Marktwert des eingespeisten sowie des bezogen Stroms. Im Sommer ist der eingespeiste PV-Strom wertlos und und im Winter der Netzstrom genau so teuer wie beim Nachbarn ohne PV-Dach. Bewusst wird das den meisten erst wenn der „intelligente“ Zähler eingebaut ist und die ersten Rechnungen kommen.