BRF-Direktor Alain Kniebs begrüßte die ukrainischen Gäste im Funkhaus in Eupen. Ein Besuch von Kollegen, die ihrer Tätigkeit seit mehr als zwei Jahren unter verschärften Bedingungen nachgehen. Die Gäste hatten jede Menge Fragen, so zur Arbeitsweise des BRF, zur Zielgruppe oder aber, ob Berichte über ukrainische Flüchtlinge in Ostbelgien zum BRF-Programm gehören. Es entwickelte sich ein lehrreicher Austausch zwischen ostbelgischen und ukrainischen Journalistenkollegen.
Eindeutig dabei: Seit dem 24. Februar 2022 ist in der Ukraine nichts mehr wie vorher. Mit dem Einmarsch der russischen Truppen änderte sich nicht nur das Leben der ukrainischen Bevölkerung insgesamt grundlegend, sondern auch die Arbeitsbedingungen für Berichterstatter. "Für die Arbeit von Journalisten unter Kriegsbedingungen braucht es psychologische Integrität und die Möglichkeit der Entspannung, um den Stress zu bewältigen", sagt die Journalistin Ilona Makedon. "Einige meiner Kollegen waren wegen ihrer Arbeit als Journalisten an der Front ausgebrannt."
Auch in Sachen Sicherheit seien die Journalisten zu Kriegsbeginn nicht vorbereitet gewesen, sagt sie. Es seien Fehler gemacht worden. "Deshalb sind einige meiner Kollegen leider verwundet, einige sogar getötet worden, während sie an der Front gearbeitet haben."
Im ersten Kriegsjahr habe das Geschehen an der Front in ukrainischen Medien 99,9 Prozent der Berichterstattung ausgemacht, so die Journalistin, die freiberuflich unter anderem für den japanischen Sender Nikkei arbeitet. "Im zweiten oder dritten Kriegsjahr kam auch mehr Interesse an anderen Nachrichten auf. Aber die Neuigkeiten von der Front und Themen, die damit verknüpft sind, sind immer noch am wichtigsten."
Wie steht es um die freie Meinungsäußerung in Kriegszeiten? "Es gibt immer einen gewissen Grad an Zensur während eines Krieges. Das ist auch in der Ukraine der Fall", sagt Ilona Makedon. "Wir müssen damit umgehen. Wir dürfen Bilder nur von bestimmten Orten machen und können nicht überall jedes Foto schießen. Im Allgemeinen darf man kein Foto vom Militär ohne dessen Genehmigung machen."
Der Besuch in der Europäischen Union, darunter auch in Ostbelgien, sei sehr inspirierend und erfrischend, sagt Makedon - und sicher auch eine kleine Erholung vom Kriegsalltag.
Moritz Korff