Der nicht-kommerzielle Sektor in der DG - das sind die vielen Akteure, die im Kulturbereich, im Sport- und Freizeitbereich, im Gesundheitssektor, in der Kleinkindbetreuung und im Sozialsektor arbeiten. Die Mehrzahl der Arbeitgeber in diesen Bereichen hat sich zusammengeschlossen, um ihre Interessen besser vertreten zu können. So übernehmen die Verbände AGV 329 und Anikos nicht nur die Interessensvertretung des nicht-kommerziellen Sektors - sie verstehen sich auch als Ratgeber.
Eine ihrer Kernaufgaben: Den Sozialdialog mit der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft führen. In diesem Rahmen hatten die beiden Verbände die Forderung gestellt, die Verwaltung zu vereinfachen. "Die Organisationen möchten ihre Ressourcen lieber in ihre eigentlichen Aufgaben investieren statt in bürokratische Abläufe", sagt der Koordinator des AGV 329, Stefan Braun.
"Auf der anderen Seite möchte die Regierung gleichzeitig natürlich sicherstellen, dass öffentliche Gelder auch korrekt verwendet werden. Die Herausforderung ist also, hier einen Mittelweg zu finden. Und genau daran arbeiten wir sehr konstruktiv mit Regierung und Verwaltung."
Ein Beispiel wären etwa Förderbedingungen: Welche Aktivitäten werden gefördert und müssen daher gemeldet werden? Geht es dabei eher um Quantität oder um Qualität? Über welche Kanäle läuft das Ganze? Ist Digitalisierung eine Hilfe oder eine Hürde? Bei der Deutschsprachigen Gemeinschaft jedenfalls habe man für das Anliegen offene Türen gefunden.
"Wir sind mit verschiedenen Akteuren in Kontakt gekommen. Die Regierung hat dabei unsere Forderungen zum Bürokratieabbau sehr ernst genommen und uns von Anfang an dieses Gefühl gegeben, dass uns zugehört wird, auch seitens der Verwaltung. Die Gespräche laufen auf Augenhöhe und man spürt deutlich die Absicht, wirklich etwas verändern zu wollen", sagt Stefan Braun.
Auf Seiten des nicht-kommerziellen Sektors hat man sich nicht aufs Jammern verlegt, sondern konkrete Empfehlungen der Mitglieder eingeholt. So wurde auf der Webseite von Anikos und AGV 329 eigens ein Portal "Bürokratieabbau" eingerichtet. Mit Hilfe eines Online-Formulars können die angeschlossenen Vereine und Einrichtungen ihre Anmerkungen und Vorschläge anonym einreichen.
"Die Beteiligung zur Erarbeitung dieser Empfehlungen war sehr breit aufgestellt. Es hat sehr viele Rückmeldungen aus den unterschiedlichen Sektoren gegeben, sowohl seitens Anikos als auch seitens AGV329. Da haben wir wirklich alle an einem Strang gezogen und sind auch stolz, dass die Arbeit zu ersten Ergebnissen geführt hat."
Dabei hat die Deutschsprachige Gemeinschaft nicht den ganzen Handlungsspielraum - das wissen auch die Verbände des nicht-kommerziellen Sektors. Viele bürokratischen Vorgaben sind föderal. Aber anderen Bereichen macht Braun dennoch Mut, sich aktiv um Verwaltungsvereinfachungen zu bemühen. "Das ist auf jeden Fall eine Thematik, die ich aus anderen Sektoren schon gehört habe. Und ja, natürlich, nach unserer Erfahrung wäre das sicherlich eine gute Maßnahme."
Gudrun Hunold