Auf den Tag genau vor 80 Jahren wurde die Stadt Eupen von den amerikanischen Streitkräften eingenommen und damit vom Nationalsozialismus befreit. Die letzten deutschen Gefechtsstellungen wurden im Laufe des Vormittags aufgegeben - große Kämpfe fanden nicht statt.
Die Stadt Eupen erinnerte am Mittwoch unter anderem an die zivilen Opfer, die es an diesem Tag in Eupen gegeben hat. Bürgermeisterin Claudia Niessen legte am Vormittag einen Kranz an der Gedenkstätte an der Eupener Klötzerbahn nieder.
Der Jahrestag ist auch Startschuss zu einer neuen Themenroute des Stadtmuseums mit dem Titel "80 Jahre Frieden". "Wir fanden es ganz wichtig, die Menschen auch mal darauf hinzuweisen, dass wir das ganz große Glück haben, in unserer Region seit 80 Jahren in Frieden zu leben. Das ist keine Selbstverständlichkeit", erklärt Bürgermeisterin Claudia Niessen.
"Wir haben es jüngst auch noch in Europa gesehen mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Wir merken, dass immer mehr Tendenzen stärker werden, die wirklich menschenverachtende Dinge von sich geben und wir möchten zeigen, wie wichtig es ist, in Frieden zusammen in Europa zu leben."
"Wir möchten die Menschen auf Spurensuche mitnehmen, denn es hat natürlich in Eupen auch durchaus Kriegshandlungen gegeben und das möchten wir vor Ort, an den Gebäuden, an den Plätzen, an den Gedenkstätten, in Erinnerung rufen", erklärt Catherine Weisshaupt, Leiterin des Stadtmuseums Eupen. "Und das Ganze am besten auf visuelle Art und Weise, indem man davor steht und indem man natürlich auch historisches Bildmaterial über sein Smartphone an die Hand gegeben bekommt, um dann auch den direkten Vorher-Nachher-Vergleich zu haben."
Auf einer virtuellen Stadtkarte sind die wichtigsten Punkte markiert. Zu jeder Station kann man einen Infotext und historisches Fotomaterial aufrufen. Und man sollte sich wirklich vor Ort begeben - und eine Zeitreise machen. Michelle Giebels, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Stadtmuseums, hat die Themenroute zusammengestellt. Mit ihr folgen wir der Route bis zum alten Rathaus. "An der Station Rathaus wird der politische Kontext der Befreiung und der Nachkriegszeit erläutert. Hier wird auch erläutert, wie die Amerikaner hier geblieben sind mit einem "Recreation Center", einem Unterhaltungszentrum. Das befand sich in kulturellen Gebäuden, die teilweise heute noch in Eupen bestehen."
Eupen wurde in den kommenden Wochen und Monaten von der Frontstadt zur Etappenstadt. Beim Einmarsch der Amerikaner waren die deutschen Truppen bereits abgezogen. Nur einzelne Gefechtsposten hatten sie zurückgelassen. Am Morgen des 11. September war unklar, ob diese großen Widerstand leisten würden.
Doch am Nachmittag war die Stadt befreit - ohne allzu große Verluste, wenn es auch zivile Opfer gab und zerstörte Gebäude, wie die an der Ecke Marktplatz/ Klosterstraße. "Am Marktplatz fand das einzige richtige Gefecht des Tages statt. Am 11. September 1944 ist die Befreiung der Stadt eigentlich von mittags bis nachmittags ziemlich schmerzfrei abgelaufen. Sie sehen die Gebäude hier, die sind neu. Die sind an dem Tag abgebrannt, nach dem Gefecht", erklärt Michelle Giebels.
Die Fotos hat Michelle Giebels vom Geschichtsverein Eupen, dem Staatsarchiv, aus dem Fotoarchiv der Familie Franken und von Privatleuten, die sie über die Facebook-Gruppe "Geschichtliches Eupen" kontaktiert hat. Anders als das eine oder andere Foto uns vermuten lässt, gab es aber keine Jubelstürme beim Einmarsch - nicht so wie in anderen belgischen Städten.
Zu groß waren Unsicherheit und Angst. "Die Bevölkerung hatte eine panische Angst vor den Amerikanern", erklärt Catherine Weisshaupt. "Die deutsche Propaganda hatte ganze Arbeit geleistet und hatte sie sozusagen als Monster diffamiert. Und auch die Amerikaner wussten nicht so richtig, was sie erwartet. Stoßen wir da auf eher belgisch Gesinnte oder auf eine deutschgesinnte Bevölkerung? Am Anfang war man natürlich noch reserviert. Das hat sich aber im Laufe der nächsten Tage geändert."
Zeitzeugen gibt es kaum noch. Umso wichtiger, dass wir uns heute mit sachlichen Informationen und historischen Fotos ein eigenes Bild dieser Geschichte machen können - vor Ort oder virtuell. Eine Zeitreise auf der Themenroute "80 Jahre Frieden" lohnt sich allemal.
Begebt euch doch mal selbst auf die Route "80 Jahre Frieden" ...
Gudrun Hunold
Ich würde von Frau Niessen gerne wissen, was sie unter "Krieg" und "Frieden" versteht. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit einer von den beiden Zuständen entsteht? Die Zustände "Krieg" und "Frieden" scheinen in der gesamten Menschheitsgeschichte sich abwechselnd schon mehrmals vorgekommen zu sein. Warum ist das so?
Auf dieser Themenroute sollte man Schulklassen einbinden, damit die jetzige Jugend sieht was damals geschah,ich glaube nicht dass die Jugend ind der Schule darüber unterrichtet wird.
Herr Saey, Ihre Meinung kann man nur unterstützen, doch nicht nur die Schulen sind da gefordert, auch in den Familien und im Freundeskreis sollte mehr über dieses Thema gesprochen werden. So manche Großeltern die den Krieg und die Nachkriegszeit noch erlebt und erlitten haben, könnten ihren Enkeln vieles über das Thema Frieden und Freiheit mit geben. Eine große und wichtige Aufgabe. Dabei sollte nie vergessen werden, dass diese wohl noch nie dagewesene lange Friedensperiode, auch den mutigen Gründern der EU und der NATO zu verdanken ist. Die EU wird von vielen nur als ein Übel betrachtet, doch bleibt sie ein Garant für Frieden, Freiheit und Wohlstand.
Das Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus sollte man nicht verknüpfen mit heutigen Konflikten. Es ist nicht immer deutlich feststellbar, wer Opfer und Täter ist.
Es leben immer weniger Zeitzeugen und das wird zum Problem. Irgendwann kommt der Punkt, wo keiner mehr lebt und was dann ?