Bevor es auf die Walhorner Kirmes ging, traf sich das Team in Raeren, um die Vorgehensweise für die Nacht zu besprechen. Wir durften ein bisschen Mäuschen spielen. Alles zu verstehen ist jedoch bei den vielen Abkürzungen, die verwendet werden, kein leichtes Unterfangen.
"Bei dem Briefing ist ganz typisch, dass nochmal durchgegangen wird, was heute Abend passiert. Wofür sind wir hier? Was machen wir? Wie sind die Aufgaben verteilt? Wie gehen wir vor, falls was vorfällt? Wer übernimmt welche Aufgabe im Konkreten? Und dann schauen wir einfach, wie der Abend verläuft", erklärt Kevin Ploumen von der Polizeizone Weser-Göhl.
Dann geht es los. Die Polizei fährt vor und wir hinterher. Bei unserer Ankunft wirkt alles recht friedlich. Es ist etwa 23:30 Uhr. Für die Polizei ist es Zeit für einen ersten Lage-Check, sprich: Mit dem Security-Personal und dem Veranstalter sprechen. Die Security meldet "keine besonderen Vorkommnisse", "alles im grünen Bereich". So ist es auch für den Veranstalter, mal abgesehen von den vielen Auflagen.
"Natürlich ist das ein Thema. Ich mache das jetzt schon seit Jahren und ich muss effektiv sagen, dass wir so viel Verwaltungsaufwand, wie wir jetzt betreiben, noch nie gekannt haben. Ich kann viele Dinge sehr gut verstehen, manche weniger gut. Ich denke, dass man manche Sachen nochmal überdenken sollte und überlegen sollte - gemeinsam mit der Politik -, um vielleicht für Veranstalter die Sachen zu vereinfachen", so José Grommes, Mitveranstalter der Walhorner Kirmes.
"Man muss einen Verantwortlichen haben, der zuständig ist für die ganze Veranstaltung. Der muss bei Aufbau, bei Abbau und bei allen Dingen zugegen sein. Das ist einfach bei einer Kirmes wie bei unserer, die über vier oder fünf Tage geht, nicht machbar."
Blickwinkel der Polizei
Interessant ist auch der Blickwinkel der Polizei. "Wir wissen das natürlich, dass die Auflagen umfangreich sind. Wir machen die ja nicht. Wir müssen nur gucken, dass die eingehalten werden. Unser Anliegen ist es aber nicht, die Veranstaltung zu zerschießen. Wir versuchen auch immer, das Möglichste zu machen, dass wir den Veranstaltern entgegenkommen. Aber irgendwo ist uns auch eine Grenze gesetzt, wo wir nicht drüber gehen können, weil das eben das Gesetz ist", sagt Eric Hellebrandt von der Polizeizone Weser-Göhl.
Während es vor zehn Jahren regelmäßig Schlägereien gegeben habe, so der Veranstalter, verlaufe der Freitagabend - der Jugendabend - in den letzten Jahren recht friedlich. Das bestätigte auch die Polizei. "Besonders nach Corona sind die Jugendlichen froh, dass sie wieder etwas machen können und da gibt es relativ wenig Zwischenfälle. Man hat zwar den ein oder anderen, der mit Alkohol am Steuer erwischt wird."
Alkoholkontrollen
Die Alkoholkontrollen stehen als Nächstes an. Auf dem Weg zur Kontrollstelle dürfen wir hinten im Polizeibus sitzen. Die Hütchen, die hier aufgestellt werden, sind dabei besonders wichtig. Zum Schutz der Autofahrer, aber auch der Polizisten. "Nicht in der Polizeizone Weser-Göhl, aber in einer der Nachbarzonen, ist effektiv eine Kollegin bei einer Polizeikontrolle angefahren und schwer verletzt worden, und musste dann ins Krankenhaus."
In dieser Nacht verläuft alles ruhig. Die Gelegenheit, auch generell über die Polizeiarbeit zu sprechen. Für Eric Hellebrandt war die Flutkatastrophe das Schlimmste, das ihm während seiner Laufbahn passiert ist. "Ich war von der ersten Minute an dabei, ich habe in der Leitstelle gearbeitet und musste quasi die Hilferufe der Leute annehmen. Das ist mir lange im Gedächtnis geblieben. Wir hatten Leute, die anriefen, die aus ihren Häusern nicht mehr rauskamen und das Wasser stieg. Die Kollegen, die auf dem Terrain waren, kamen nicht mehr an die Leute ran." Etwas, das viele noch lange in Erinnerung haben werden.
Positives Fazit der Nacht
Die Nachtschicht jedoch verlief ruhig. Gegen 3:00 Uhr schließen sowohl die Polizei als auch der Veranstalter ein positives Fazit. "Wir haben keine Schlägereien gehabt. Ich bin zufrieden", so der Veranstalter. "Wir haben keinerlei Probleme feststellen können. Selbst die Autofahrer sind nicht alkoholisiert gefahren, oder nur sehr gering. Ein sehr gutes Fazit für die Polizei", sagt Eric Hellebrandt. Abgesehen von einer gelungenen Zeltparty gibt es nicht mehr zu berichten.
Julia Slot