Vier Mitglieder der Dorfgruppe Kettenis und Stefanie Mengels vom Rat für Stadtmarketing nehmen am Montagmorgen eine Stiegel-Wanderung in Eupen-Kettenis in Angriff, ich darf sie begleiten. "Ein Stiegel ist im Grunde eine Vorrichtung, die das Vieh davon abhalten sollte, einen Durchgang, der in der Hecke oder im Zaun besteht, zu nutzen", erklärt Manfred Bergmans von der Dorfgruppe Kettenis.
"Die Stiegel sind von der Konzeption her Drehkreuze, die findet man sehr oft in unserer Gegend, oder dann eine Dreieckskonstruktion, wo man sich praktisch durchschlängeln muss." Damit man bei einer Wanderung durch die Nord-Gemeinden Eupen, Raeren, Lontzen und Kelmis auch durch die Stiegel-Tore hindurchkommt, geht die Dorfgruppe Kettenis zusammen mit Stefanie Mengels vom Rat für Stadtmarketing die Routen ab, damit sie alle sichtbar und nicht von Gräsern bewachsen sind.
Die Idee, die Stiegel-Wege der Gemeinden miteinander zu verknüpfen, kam 2016 von Karl Miessen und Willy Michels von der Dorfgruppe Kettenis. Die beiden sind die Wege zusammen abgegangen und wollten sie auch für andere Menschen der Region zugänglich machen.
"Der Vorteil war: Karl Miessen selbst ist Landwirt hier in Kettenis und kennt die Gegebenheiten sehr gut, wie die Stiegel auch verlaufen", erklärt Willy Michels. "Wir haben dann erst mit allen Landwirten in Kettenis gesprochen, die davon betroffen waren. Wir haben alle persönlich besucht und haben dann angefragt, ob sie einverstanden wären, diese Projekte zu unterstützen." 14 von 16 Landwirten haben zugestimmt. Danach hat sich die Dorfgruppe mit der Stadt zusammengesetzt, um erste Schritte zu vollziehen.
Die Stiegel-Wege sind auch historisch gesehen interessant. "Rund 1850 hat man in der Provinz auch den Begriff 'Chemins Vicinaux' geprägt. Und diese Chemins Vicinaux waren die offiziellen Wege, die quer über das Gelände führten", erklärt Manfred Bergmans.
"Es gibt auch heute noch Karten dieser 'Chemins Vicinaux'. Die führen aber nur bis zur Grenze des ehemaligen Preußens. Das heißt, unser Gebiet hier ist davon ausgenommen, weil wir waren ja früher Deutschland-Preußen und nicht Belgien. Und die Provinz hatte vor zwei oder drei Jahren Gelder freigestellt, damit die Gemeinden noch mal diese 'Chemins Vicinaux' neu auszeichnen. Und wir machen das jetzt hier praktisch freischaffend."
Mit Stangenpfeilern markiert, sollen die Stiegel-Tore schon aus der Ferne zu sehen sein. In der Nähe der Merolser Straße fehlt solch eine Stange diesmal. Stefanie Mengels notiert sich das dann auch. "Ich halte gleich Rücksprache mit den Herren der Dorfgruppe, wo wir am besten die nächste Signalstange aufstellen, legen den optimalsten Standpunkt fest und ich kontaktiere dann den Bauhof der Stadt Eupen."
Regelmäßig wandert Stefanie Mengels mit der Dorfgruppe die Stiegel-Wege ab und kennzeichnet in einer App alle Stellen, an denen sich Stiegel-Tore befinden. Das alles ist Teil des Leader-Projekts. "Bei diesem Leader-Projekt geht es darum, die verschiedenen Nordgemeinden, also Eupen, Kelmis, Raeren und Lontzen, über die Stiegel miteinander zu verbinden. So lernt man ganz andere Wege und Orte in der eigenen Gemeinde kennen."
Mit den Herren der Dorfgruppe Kettenis lässt es sich aushalten. Auf unserer Wanderung über die Stiegel-Wege wird viel erzählt und gelacht. Zwischendurch muss ich mir erklären lassen, wo wir gerade sind. Willy Michels klärt mich auf: "Also hier verläuft die Grenze Kettenis, die dann schräg rüber geht nach Belven bis zur Bäckerei Kremers. Da hört die Gemeinde Kettenis auf."
Gegen Mittag ist unsere Stiegel-Wanderung zu Ende. Doch Stefanie Mengels vom Rat für Stadtmarketing und die Dorfgruppe Kettenis werden noch einige Male losziehen und Stiegel-Tore auf Sichtbarkeit überprüfen.
Julia Slot
Super Initiative. Aber eine Anmerkung gibt es dennoch: auf manchen Wegen kann man kaum laufen, da die Kühe nicht eingezäunt sind und den Kindern Unbehagen bzw. Angst bereiten, wenn sie auf einen zu gerannt kommen. Auch muss man viel zu oft zwischen dem Kuhmist hin- und herspringen. Wenn man das verhindern könnte, würden solche Wege sicherlich wieder öfters begangen.
Herr Ramscheidt,
Sie scheinen den Sinn der Stiegl nicht verstanden zu haben. Sie erlauben es eine Wiese zu betreten (eine Art Abkürzung) ohne das das Vieh heraus kann. Also wenn die Kühe vom Weg abgegrenzt sein sollen braucht es kein Stiegl mehr !