Egidio Panciera führt ein Eiscafé in Eupen. Bei ihm gehen bei schönem Wetter auch mal 100 Spaghetti-Eis am Tag über die Theke. "Das ist die meistverkaufte Spezialität, vielleicht auf der Welt - in Deutschland bestimmt. Erstmal schmeckt es sehr gut, zweitens hat es eine schöne Erscheinung und sieht aus wie richtige Spaghetti", meint der Eisverkäufer.
Was aussieht wie eine italienische Spezialität, kommt eigentlich gar nicht aus Italien, sondern aus Mannheim. 1969 wurde es hier zum allerersten Mal serviert. So ist sich zumindest sein Erfinder, Dario Fontanella, sicher. Er war damals gerade mal 17 Jahre alt. In den 30er Jahren wanderte sein Vater nach Deutschland aus. Der Italiener eröffnete ein Eiscafé in Mannheim, das sein Sohn später einmal übernehmen sollte.
Start mit Spätzle-Presse
Und früh übt sich, wer ein Meister werden will. Der junge Fontanella ließ sich inspirieren, als er im Skiurlaub einen Mont-Blanc bestellte. Serviert wurde ihm ein kleiner Berg aus süßen Schnüren - dem gleichnamigen Berg zwischen Frankreich und Italien nachempfunden. Die Nachspeise faszinierte den Sohn des Eismachers.
Zurück in Mannheim legte er sich eine Spätzle-Presse zu und machte sich ans Werk. Für seinen ersten Anlauf drückte er Pistazien-, Zitronen-, und Erdbeereis durch die Presse, um Eisnudeln in den Farben der italienischen Trikolore herzustellen. Der Versuch missglückte, heraus kam nur matschige Eis-Soße.
Doch der junge Erfinder wusste sich zu helfen und legte die Spätzle-Presse einfach ins Gefrierfach. Der zweite Versuch gelang ihm schon besser, doch sein Vater mochte die bunten Eisnudeln nicht. Aller guten Dinge sind drei, und so füllte er die Presse ein drittes Mal, diesmal mit Vanilleeis. Und siehe da: Die Kreation ähnelte doch tatsächlich dem italienischen Hauptgericht. Seine Erfindung garnierte er mit Erdbeersauce, darüber raspelte er ein Osterei aus weißer Schokolade - ein Überbleibsel vom Osterfest. Die Sahne versteckte er unten im Becher. Das Spaghetti-Eis war geboren.
Eine geniale Erfindung, doch der junge Fontanella beging einen großen Fehler. Das Rezept seiner Kreation war kein Geheimnis und Fontanella ließ seine Kreation nie patentieren. Schnell eroberte sein Spaghetti-Eis die Speisekarten deutscher Eiscafés - und auch belgischer.
Egidio Panciera aus Eupen hat Fontanellas Rezept übernommen: "Er ist berühmt auf der ganzen Welt, es gibt sogar Bücher über ihn. Also auf mich ist er bestimmt nicht eifersüchtig, er freut sich sogar".
Panciera nennt den Spaghetti-Eis-Erfinder seinen Freund. Die beiden kennen sich noch aus Jugendtagen. "Wir haben in derselben Stadt gelebt, er ging auf eine andere Schule, aber unsere Eltern kannten sich gut. Wir waren viel zusammen unterwegs in unserem Städtchen nördlich von Venedig. Dann haben wir uns ein bisschen verloren, jeder ist seiner Arbeit nachgegangen, jeder hatte Familie. Und dann haben wir uns vor zehn Jahren wiedergefunden und sind seitdem in Kontakt - Sommer wie Winter", erzählt Panciera.
Spaghetti-Eis-Tag in Eupen
Er ist stolz auf seinen Freund Fontanella. Im August hat er ihn sogar zu sich nach Eupen eingeladen. Gemeinsam wollen sie seine Kreation feiern und einen Spaghetti-Eis-Tag in Eupen veranstalten. "Ich habe ihn gefragt und er war sofort bereit, hierher zu kommen. Er kommt mich öfter besuchen, aber diesmal kommt er extra, um sein Spaghetti-Eis zu machen."
Heutzutage wird das Eis maschinell in seine Nudelform gepresst. Mit der Spätzle-Presse ist das nämlich ein richtiger Knochenjob. Am Spaghetti-Eis-Tag wird Fontanella das Eis jedoch höchstpersönlich pressen. "Herr Fontanella wird es draußen mit der Hand machen, aber wenn er es alleine nicht schafft, wird unser stärkster Mitarbeiter ihm natürlich helfen", scherzt Panciera.
Wer also einmal das echte Original probieren möchte, kann den Erfinder des Spaghetti-Eis schon bald auf dem Eupener Marktplatz treffen. Dort findet der Spaghetti-Eis-Tag am Sonntag, den 18. August statt.
Carla Scheiff
Guten Tag,
ein großes Kompliment und ein Danke an die ganze Redaktion.
Die Carla hat ein super Bericht gemacht.
Egidio