Man muss schon ein bisschen Glück haben, um der Europäischen Wildkatze über den Weg zu laufen. Roger Herman ist Ehrenvorsitzender der Vereinigung "Les Amis de la Fagne". Bei seinen Führungen und Streifzügen durch die hiesige Natur bekomme er vier bis fünf Mal pro Jahr eine Wildkatze zu Gesicht, sagt der ausgewiesene Kenner der Tierwelt des Hohen Venns. Und zwar manchmal auch am Tag, obwohl die Wildkatze meist nachtaktiv sei und Menschen meide. Sie halte sich bevorzugt in den Wäldern auf, die an das Hohe Venn angrenzen, erläutert Roger Herman.
Die Frage, wie viele Wildkatzen durch die hiesigen Wälder streifen, sei nicht ganz einfach zu beantworten, so Vinciane Schockert, Zoologin beim Öffentlichen Dienst der Wallonie. Sie erklärt, dass vor rund zehn Jahren allein im Hertogenwald zwischen Jalhay, Eupen und dem Hohen Venn mithilfe der Rückfangmethode gut 15 unterschiedliche Wildkatzen festgestellt wurden.
Die Europäische Wildkatze ist eine geschützte Art. Sie brauche einen Lebensraum von einer Größe zwischen 700 und 1.500 Hektar, erklärt die Zoologin. Kleiner werdende Waldflächen sind also ein Problem, immer wieder werden auch Wildkatzen beim Überqueren von Straßen überfahren.
Doch besonders gefährdet ist der Bestand der Wildkatzen zudem durch den Einfluss ausgewilderter Hauskatzen. Durch Kreuzungen verlieren die Tiere die Merkmale einer Wildkatze und nehmen jene von Hauskatzen an, sagt Schockert. "Aber in der Wallonie gibt es eine Gesetzgebung, die vorsieht, dass Hauskatzen bereits seit 2015 sterilisiert werden müssen", sagt sie.
Dabei sind Wild- und Hauskatzen gut auseinanderzuhalten. So ist die Wildkatze meist beige-grau, hat einen buschigen Schwanz mit schwarzen Fellringen sowie hellbraune Fersen - und sie wirkt oft größer und kräftiger. Roger Herman von "Les Amis de la Fagne" erkennt sie sofort, und hat sogar bereits Aufnahmen von Wildkatzen gemacht. Aber das könne man nicht planen, dafür brauche man Glück, sagt er.
Moritz Korff