"Also zuhören ist das Erste", erklärt Sigrid Roobroek, die Dienstleiterin der Telefonhilfe. "Das Wichtigste für den Anrufer ist, sich etwas von der Seele zu reden, frei auszusprechen, was einen belastet. Das kann schon eine große Erleichterung sein, dass jemand in diesem Moment nur für ihn da ist, zuhört, bestärkt, klärt und wertschätzend weitere Perspektiven anbietet. Das kann schon Balsam für die Seele sein."
Es sei allerdings nicht Aufgabe der Telefonhilfe, Ratschläge zu erteilen. "Der Zuhörer geht mit dem Anrufer auf die Suche nach möglichen Lösungen und Perspektiven. Und der große Experte ist eigentlich der Anrufer. Man überlegt und kommt zu seinem nächsten Schritt."
In der ersten Jahreshälfte 2024 sind laut Sigrid Roobroek bei der Telefonhilfe 3.985 Anrufe eingegangen. Das seien etwa 22 Anrufe pro Tag. Wenn bei der Telefonhilfe Menschen anrufen, dann nehme man sich Zeit für sie, erklärt Roobroek. "Ein Gespräch dauert etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde. Wir haben auch Personen, die wirklich jeden Tag einmal anrufen, weil sie eben sonst niemanden haben zum Reden."
Wer sich ehrenamtlich für die Telefonhilfe engagieren möchte, muss eine Ausbildung machen. "Wir haben so 60 Stunden Ausbildung. Da wird gelernt, wie die Gespräche ablaufen und das wird dann auch geübt. Dann kommt ein Praktikum und danach kann man an Weiterbildungen und Supervisionen teilnehmen. Aber es ist ehrenamtlich, vier Dienste von etwa vier Stunden im Monat."
Jetzt sucht die Telefonhilfe neue Helfer. "Durchschnittlich bleibt man fünf bis sieben Jahre dabei. Wir haben natürlich auch Leute, die 30 Jahre dabei sind, aber das ist die Ausnahme." Eine Idealbesetzung wäre ein Team aus 50 Personen. "Dann könnten wir auch jeden Abend den Chat-Dienst anbieten, weil wir haben auch Mails und Chatberatung - jetzt an zwei Abenden und wir können nicht mehr anbieten, weil wir auch nicht mehr Leute haben."
Die Ausbildung habe die meisten auch persönlich weitergebracht, sagt Roobroek. "Die Ehrenamtlichen sagen, dass sie die Ausbildung sehr geschätzt haben, auch ihre privaten Gespräche geändert haben. Es ist auch eine Selbstentwicklung. Und man hat jemandem geholfen."
Julia Slot