Der Familien- und Seniorenhilfsdienst der sozialistischen Krankenkasse Safpa ist seit 2007 auf dem Gebiet der DG tätig. Seit 2010 ist Karin Schlicker mit an Bord. Sie liebt ihren Beruf, ist gerne für andere Menschen da. Zu Beginn dieser Woche der Schock: Allen 16 Familienhelfern, einer Sozialarbeiterin sowie einer Verwaltungsassistentin wurden gekündigt.
Das Ganze geschah ohne Vorwarnung auf einer "ganz normalen Personalversammlung". "Mir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen", erzählt Karin Schlicker. "Ich werde 60 Jahre alt und habe schon Rückenprobleme. Mich wird niemand mehr einstellen. Ich habe ein Kind, das studiert, und irgendwie muss ich Geld verdienen. Ich mache mir Sorgen."
Finanzielle Schwierigkeiten
Véronique Mosbeux ist die Geschäftsführerin von Safpa. In einem Schreiben berichtet sie von den strukturellen Finanzdefiziten, mit denen die VoG seit Beginn ihrer Aktivitäten auf dem Gebiet der DG zu kämpfen habe. Darüber hinaus sei Safpa dazu gezwungen, die Aktivitäten in der DG einzustellen, da die DG-Regierung unzureichende finanzielle Anstrengungen unternommen habe.
"Das stimmt so nicht", kontert der geschäftsführende Gesundheitsminister Antonios Antoniadis. "Die Safpa hat die Entscheidung getroffen, mehr finanzielle Mittel für das Personal einzusetzen. Das war nicht mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft abgesprochen. Sie haben soziale Rechte gewährt, die es in der Wallonie, aber nicht in der DG gibt. Das ist bedauerlich, weil sie sich so in finanzielle Schwierigkeiten gebracht haben."
Vivadom mögliche Alternative
Für das letzte Jahr hat die DG der Safpa einen Zuschuss von rund 650.000 Euro gewährt. Antonios Antoniadis bedauert die mangelnde Kommunikation und den Zeitpunkt der Kündigungen. Er versichert, dass die häusliche Hilfe in der DG vollumfänglich gewährleistet bleiben wird.
Rund 100 Hilfsbedürftige werden von den gekündigten Safpa-Mitarbeitern in der DG betreut. Die betroffenen Hilfsbedürftigen sollen sich nun an die Dienststelle für selbstbestimmtes Leben und den Dienstleister Vivadom wenden.
Tobias Graeven, der Geschäftsführer von Vivadom, schließt nicht aus, Mitarbeiter von Safpa einzustellen. "Es gibt kein Abkommen zwischen Vivadom und Safpa. Es gibt also keine Garantie", erklärt er. "Jeder Mitarbeiter der Safpa kann uns aber gerne eine Bewerbung schicken. Wir werden uns anschauen, wie der Personalbedarf ist. Dementsprechend werden wir auch Personal rekrutieren." Klar ist: Die geleisteten Jahre bei Safpa werden bei Vivadom anerkannt. Das ist von der DG so vorgeschrieben.
Mangelnde Kommunikation
Vera Hilt ist die Gewerkschaftssekretärin der CNE. Das ist eine Abteilung der christlichen Gewerkschaft CSC, die für den nichtkommerziellen Sektor der DG zuständig ist. Vera Hilt bedauert sowohl die fehlende interne Kommunikation mit den Arbeitnehmern, als auch die fehlende Kommunikation mit den Nutznießern. "In der Kommunikation mit den Hilfsbedürftigen scheint es Probleme zu geben. Es scheint Unklarheit darüber zu herrschen, wer sie informieren soll. Ist es die Safpa, die Mitarbeiter oder die DG? Das finde ich bedauerlich, da die Hilfsbedürftigen und die Angehörigen im Ungewissen gelassen werden."
Klar ist auch, dass die Safpa-Mitarbeiter ihre Arbeit bis zum Ende ihrer Kündigungsfrist weiterführen werden. Die Hilfsbedürftigen erhalten also noch so lange Unterstützung. Interne Übernahmen werden aktuell geprüft.
Für Familienhelferin Karin Schlicker kommt das aber sehr wahrscheinlich nicht in Frage. "Ich fühle mich in der DG wohl, liebe meine Leute und liebe meinen Beruf. Ich bin für meine Leute immer präsent gewesen. Das wird noch 33 Wochen so bleiben. Erst dann läuft die Kündigungsfrist aus. Ich denke, dass jeder sicherlich eine Arbeit finden wird. Ich kann aber nicht verstehen, wie ein Dienst, der funktioniert und Aufschwung hat, 18 Mitarbeiterinnen einfach kündigt. Ich habe da kein Verständnis für."
Dogan Malicki
Es ist schon sehr verwunderlich das die Kündigungen erst einen Tag nach den Wahlen ausgesprochen wurden. Ein Schelm ist wer was Böses denkt