Wie sah Kelmis vor 180 Jahren aus? Einen Eindruck davon geben die Aquarelle von Adolphe Maugendre. Der französische Maler wurde Mitte des 19. Jahrhunderts vom damaligen Direktor der Bergbaugesellschaft Vieille Montagne beauftragt, das Dorf und die Mine im Bild festzuhalten.
Mehr als ein Dutzend Aquarelle hat er in Kelmis gemalt. Später hat er sie als Lithographien in ganz Europa verbreitet, erklärt Roger Baltus, Präsident der europäischen Vereinigung "Vieille Montagne Heritage", die die Initiative zu der Ausstellung ergriffen hat. "Sie zeigen fast wie Fotografien die Gebäude der damaligen Zeit, vor allem die Villa des Park-Cafés. Als er 1847 hier ankam, stand die Villa schon. 1842 ist sie gebaut worden, und man sieht sie auf fast allen Bildern, wie sie über der Mine thront."
Die alte Villa, die man auf fast allen Bildern Maugendres sieht, war einst die Direktorenresidenz der Bergbaugesellschaft. Die Originale der Bilder haben die Ausstellungsmacher in der Universität Lüttich und im Museum der Metallurgie und Industrie entdeckt. Im Park Café sind Reproduktionen zu sehen.
Als Jean-Jacques Dony die Schürfrechte für die Mine erwarb, war Kelmis noch ein kleines Dorf, beschreibt Raymond Lenaerts, der sich ebenfalls in der Vereinigung Vieille Montagne engagiert. "Damals lebten hier 500 Einwohner. Mit der Mine wurden es mehrere Tausend. Das ist die Entstehung von Kelmis. Die Aquarelle zeigen das Leben von damals in Kelmis."
Neben den Aquarellen zeigt die Ausstellung auch Dokumente aus dem Staatsarchiv in Lüttich. Dort gibt es allein zur Geschichte der Vieille Montagne 700 Regalmeter, darunter ein Schreiben Napoleons, in dem er die Schürfrechte für die Mine in Altenberg, "Vieille Montagne", erteilt. Und ein anderes Dokument, das erklärt, das Dony den Zuschlag bekommen hat gegen eine für die damalige Zeit ziemlich hohe Pacht.
Für die Kelmiser ist diese Konzessionsakte von 1809 aufschlussreich. "Darin steht, dass er ein zweiflügeliges Haus bekommen hat", erklärt Raymond Lenaerts. "Wir wissen, dass diese Villa um 1838 einsturzgefährdet war, weil sie nah an der Mine stand. Und dann hatten wir keine Spuren mehr. Durch die Archivierung in Lüttich wissen wir jetzt, dass die Villa 1841 neu gebaut wurde."
Zum Abschluss der Ausstellung am 22. und 23. Juni werden Fachleute die Geschichte der Kelmiser Villa und des Bergbaus im Park-Café näher beleuchten. Neben Vorträgen wird es auch praktische Vorführungen über die Zinkverarbeitung geben.
Michaela Brück