Die Sache mit der Wallonischen Region ist kompliziert. Viele Themen, die im Parlament in Namur entschieden werden, betreffen auch die Deutschsprachige Gemeinschaft. Am Wochenende hatte BRF-Journalistin Simonne Doepgen die vier Spitzenkandidaten zur Wahldebatte geladen. Für Ecolo kandidiert Freddy Mockel auf Platz eins. Christine Mauel von der PFF/MR hat bereits eine Legislaturperiode in Namur hinter sich. Jetzt steht sie auf Platz zwei der Liberalen und möchte erneut ins Parlament einziehen. Die SP/PS schickt Patrick Spies auf Platz zwei ins Rennen und die CSP/Les Engagés setzen auf Cliff Wirajendi. Er ist erster Ersatzkandidat.
Eines der brennendsten Themen: die Landwirtschaft. "Die Umweltvorschriften dürfen nicht dazu führen, dass die Betriebe weichen müssen", sagte Christine Mauel. "Das kann ich nicht so stehen lassen", erwiderte Freddy Mockel. "Die kleinen Betriebe müsse nicht weichen wegen der Umweltvorschriften, sondern weil sie zu immer niedrigeren Preisen produzieren müssen. Das ist das Problem."
Lösungen müssen her. Auch in puncto Energie und Mobilität. Soll sie nun kommen, die Umgehungsstraße für die N62? PFF, PS und CSP sagen ganz klar "Ja". Ecolo winkt ab. "Da gibt es einen ganz guten Grund und deshalb fahren wir auch jeden Tag durch Löcher. Es gibt zwei bis drei Mal mehr Straßen pro Einwohner in der Wallonischen Region im Vergleich zu unseren Nachbarländern. Das ist einfach enorm. Und die Wallonische Region kriegt es tatsächlich nicht gebacken", sagte Mockel. Patrick Spies hingegen sagte: "Wenn wir die Zuständigkeit bekommen für den Straßenbau, dann bauen wir sie selber".
Großes Thema auch: Wirtschaft und Steuern. "Es wird immer suggeriert, dass Steuern per se etwas Schlechtes sind. Es ist aber nicht so, als ob die Steuern, die erhoben werden, nicht auch genutzt werden", sagt Spies.
"Wir haben 55.000 vakante Stellen in der Wallonie. Und denen stehen über 230.000 Arbeitssuchende gegenüber. Ich glaube, wenn wir alle diese Leute wieder in Beschäftigung kriegen würden, dann würden wir die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandortes unheimlich steigern", so Cliff Wirajendi. "Und dann müssen wir Arbeit wieder attraktiv machen, indem wir denjenigen besser bezahlen, der arbeiten geht, als jemanden, der nicht arbeiten geht. Das ist eine ganz entscheidende Maßnahme."
Die Herausforderungen sind gigantisch. Doch die Spielräume sind klein. Unser aller Wohlstand sei gefährdet, sagt Christine Mauel. "Wir sind gerade bei einer Verschuldung von 37 Milliarden Euro und der Wallonie geht es wirklich nicht gut. Es ist Zeit, dass wir diese Politik ändern."
Gute 50 Minuten dauerte der Schlagabtausch der Kandidaten. Wer den Sprung ins Parlament nach Namur schafft? Die Würfel fallen am kommenden Sonntag.
Simonne Doepgen