Es ist Dezember 1944, die Ardennen-Offensive läuft - es ist einer der härtesten Winter. Im Wald hinter Herresbach irren elf junge afroamerikanische GIs umher. Es ist so bitterkalt, dass sie sich nicht anders zu helfen wissen, als mit einer weißen Fahne in der Hand an einem Bauernhaus um Unterschlupf zu bitten - ein Risiko, aber sie haben Glück. Das Ehepaar Langer nimmt sie auf und geht damit seinerseits ein Risiko ein.
Die GIs werden verpfiffen und von Männern der SS abgeführt. Wenige hundert Meter vom Haus entfernt werden sie hingerichtet: erstochen, erschossen, überfahren. Der zwölfjährige Sohn der Familie, Hermann Langer, findet sie. Er ist es auch, der das Mahnmal errichtet.
"Es raubt einem den Atem"
80 Jahre später steht Familie Collier aus Bluffton, Ohio in der guten Stube der Langers. Die Familie macht eine Zeitreise, der Raum hat sich so gut wie nicht verändert. Everett Collier ist der Neffe des gefallenen GIs Robert Green. "Es raubt einem den Atem", sagt Everett. "Man sieht die Landschaft und kann sich gar nicht vorstellen, wie sich die Männer gefühlt haben - nicht zuletzt als Afroamerikaner. Es tröstet, dass sie kurz vor ihrem Tod noch Freundlichkeit erfahren durften."
Sein Onkel Robert sei der Hoffnungsträger der Familie gewesen, erzählt Everett. In jedem Haushalt seiner zehn Geschwister fand sich ein Bild von ihm. Erst in den 1990er Jahren hat die Familie erfahren, auf welche Weise Robert Green ums Leben kam.
Heute erinnert nicht nur das Mahnmal von Wereth an ihn, auch in seiner Heimatstadt gedenkt man seiner. Und genau deshalb sind das Mahnmal und die jährliche Zeremonie so wichtig, sagt Hetty Maxwell von der amerikanischen Vereinigung afroamerikanischer Veteranen. "Denn wenn wir die Geschichte vergessen, dann ist es so, als habe sie nie stattgefunden."
Erfahren hat Hetty Maxwell von den "Wereth Eleven" in einer Reportage. Sie und ihr Mann seien so überwältigt von dem Engagement und der Herzlichkeit hier, sagt Hetty, dass sie nun jedes Jahr an der Zeremonie teilnehmen.
Jugendliche ein Teil der Zeremonie
Dem Organisationskomitee ist es wichtig, dass nicht nur Militärs und Veteranen dabei sind, sondern dass auch die Jugend eingebunden wird. Schüler aus Amel, Herresbach und Schoppen legen die Kränze nieder und halten die Fotografien der elf gefallenen GIs. Nicht von allen Opfern gibt es ein Foto - weder für die Zeremonie, noch für deren Kinder.
Dem Komitee gehören auch Mitglieder der Familie Langer an. Es hat etwas von einem Familienfest, wenn sie Botschaftsgesandte und Militärs in dem alten Bauernhaus bewirten oder die Familienangehörigen aus den USA betreuen. Mittendrin auch Enkelin Marion Freyaldenhoven. "Ich persönlich bin sehr stolz auf meine Großeltern, die damals einfach die Türe geöffnet haben für diese Soldaten. Das war ja nicht selbstverständlich. Ich finde den Mut und die Zivilcourage, die sie damals bewiesen haben, schon beeindruckend. Deshalb bin ich sehr, sehr gerne Teil von diesem Komitee und dieser Zeremonie."
Everett ist der Familie Langer dankbar. "Ohne sie wäre Robert Green vielleicht nie gefunden worden. Erst haben sie versucht, ihn zu retten. Und dann haben sie dafür gesorgt, dass er nicht vergessen wird. Das schätzt unsere ganze Familie sehr."
Gudrun Hunold
Man sollte bedenken, dass diese Afroamerikaner das Opfer eines doppelten Rassismus sind. Erstens aus dem eigenen Land und dann durch die SS. Und noch jetzt sind viele Afroamerikaner benachteiligt in den USA und gehen zur Armee, um eine Perspektive zu haben.
Man sollte einen Menschen nie beurteilen nach seiner Hauptfarbe, Religion, Nationalität, etc. Die Charaktereigenschaften zählen.
Dieses Verbrechen an schwarze GI zeigt auch das damalige Desinteresse der US Armee und der Weißen Amerikaner an dem Schicksal von Afro-American Menschen.
Damals waren die Jimmy-Crow-Gesetze noch in Kraft, genauso wie diverse Black Codes.
Da war es in den Südstaaten noch möglich Schwarze ungestraft zu Prügeln, oder zu lynchen.
Da wurde nicht viel aufheben wegen 11 verschwundenen Schwarze gemacht.