Sam ist ganz in seinem Element. Mode ist sein Ding. Für die Schnupperwochen darf er in der Männerboutique Verso in Eupen den Berufsalltag entdecken. "Was ich mir darunter vorstelle, ist im Geschäft zu arbeiten. Immer da zu sein, wenn etwas gefragt wird. Immer neue Sachen zu lernen", erklärt Sam.
Zwei Tage lang kann er seiner Chefin jetzt über die Schulter schauen. Kleine Aufgaben hat sie sich für ihn ausgedacht. "Wichtig ist immer unten am Bein und dann darauf achten, dass der Alarm nicht zu tief hängt", erklärt Geschäftsführerin Stéphanie Hansen. "Denn wenn die Hose gekürzt werden muss und da hängt ein Alarm drin, ist das Kürzen schwer."
Stéphanie Hansen nimmt sich Zeit. Die Initiative des Instituts für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand (IAWM) liegt ihr am Herzen. "Bei den Schnuppertagen ist es ja so, dass es ja ein potentieller Auszubildender wäre. Da ist es also nochmal wichtiger, den Beruf korrekt und richtig zu zeigen."
65 junge Leute wie Sam sind zurzeit in den Betrieben in der Region unterwegs. Für einige Tage können sie in den Berufsalltag schnuppern und sich so vielleicht schon bald für eine Lehre entscheiden. Drei Mal im Jahr organisiert das IAWM diese Praxistage.
"Wir haben immer in den Osterferien die Möglichkeit, zwei Wochen zu schnuppern. Dann haben wir in der letzten Schulwoche im Juni und in der ersten Ferienwoche im Juli nochmal die Möglichkeit. Das war in den vergangenen Jahren auch schon so", sagt IAWM-Leiterin Verena Greten. "Neu ist in diesem Jahr, dass wir auch ab dem 19. August zwei Wochen im Sommer anbieten können."
In der Regel können Jugendliche ab 16 Jahren dabei sein. Anmeldung beim IAWM genügt und schon geht es los. So wie auch für Simon und Gregory. Die beiden sind auf einer Baustelle in Hombourg. Hier entsteht ein Ferienhaus. Der 20-jährige Simon könnte sich gut vorstellen, beim Schreiner anzufangen. "Ich bin einfach dankbar, mir das mal angucken zu dürfen, mal hier zu schnuppern. Und ja, das ist einfach eine schöne Erfahrung gewesen, die drei Tage."
Gregory besucht die Schreinerabteilung des Robert-Schuman-Instituts in Eupen. Er ist sich sicher: "Ich höre jetzt mit der Schule auf, gehe jetzt in die Lehre. Ich schaue mir ein paar Betriebe an und überlege, welcher Betrieb am besten passt." Auch dafür sind die Schnupperwochen da: für das gegenseitige Kennenlernen.
Schreinermeister Frank Lausberg ist ein echter Fan der Schnupperwochen. "Wir haben in der gesamten Zeit, seitdem wir Schnupperwochen machen, den dritten Lehrvertrag über die Schnupperwochen bekommen. Es ist immer positiv. Die Jungen sind versichert, sie können mal mit anpacken. Sie sehen, was auf einen zukommt. Dass es nicht nur sitzen ist, sondern auch arbeiten und schwer tragen. Von daher habe ich da nur gute Erfahrungen mit gemacht."
Der 21-jährige Sam dagegen weiß noch nicht so ganz genau, wo es hingehen soll. Vielleicht könnte es auch die Gastronomie sein. Für ihn stehen weitere Schnuppertage an. "Nächste Woche werde ich im Restaurant arbeiten bei Antoine. Deswegen werde ich mal sehen, wie es dort sein wird. Ich freue mich sehr, dort zu arbeiten."
"Sam weiß noch nicht ganz genau, ob er Richtung Koch oder Richtung Herrenausstatter gehen möchte. An dem Beispiel kann man gut erkennen, wie wichtig es ist, dass die Möglichkeit besteht, vor einem Lehrvertrag einfach mal hineinzuschnuppern in einen Job", unterstreicht DG-Bildungsministerin Lydia Klinkenberg.
Egal ob Koch, Schreiner, Herrenausstatter oder vielleicht etwas ganz anderes: Noch bis Ende Oktober können sich Jugendliche für eine Lehre einschreiben. Bis dahin bleibt noch viel Zeit zum Schnuppern.
Simonne Doepgen