Sollten wir Belgier dem Beispiel unserer Nachbarn folgen?
Ich als Drogenberaterin würde erst einmal Nein sagen, weil ich nur eine begrenzte Anzahl von Mitarbeitern habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Problematiken verschärfen, die mit dem regelmäßigen Konsum einhergehen. Im schlimmsten Fall können sich Psychosen entwickeln.
Glauben Sie, dass die Legalisierung von Cannabis in Deutschland einen Einfluss auf Ihre Arbeit als Suchtberaterin in Ostbelgien haben wird?
Ich glaube, dass die Legalisierung minimale Auswirkungen hat. Als Alkohol in den Niederlanden nur noch an Volljährige verkauft wurde, hat man auch gedacht, dass die 16-Jährigen mit Bussen zu uns kommen würden. Das ist aber nicht geschehen. Darüber hinaus bleibt es weiterhin illegal, Cannabis nach Belgien einzuführen. Ich würde sagen, dass rund 80 Prozent der Belgier ihr Gras auf dem deutschen Schwarzmarkt kaufen. Das wird auch erstmal so bleiben. Denn nur als Person mit einem deutschen Wohnsitz wird man Cannabis in den Social Clubs kaufen können, die voraussichtlich am 1. Juli an den Start gehen werden.
Wird bei uns in Ostbelgien viel gekifft? Gibt es dazu Zahlen?
In unserer jüngsten Umfrage* haben wir Sekundarschüler des 2. und 4. Schuljahrs befragt, Jugendliche im Alter von 13 und 15 Jahren. Fast jeder zehnte Befragte (Stichprobengröße: 1.159) gab an, dass er regelmäßig kifft.
Kommen viele Menschen mit einer Cannabis-Sucht zu Ihnen?
Pro Jahr suchen rund 350 bis 400 Personen bei uns Hilfe. Davon haben rund 60 Personen eine Cannabis-Problematik. Viele sind aber Polytox. Das bedeutet, dass sie mehrere Drogen gleichzeitig nehmen. Sie sind so zwischen 20 und 25 Jahre alt.
Würden Sie sagen, dass Cannabis und Alkohol gleich gefährlich sind?
Schwierig. Ich möchte an dieser Stelle nichts verharmlosen. Alkohol ist ein pures Gift. Es kann zu großen gesundheitlichen und sozialen Problemen führen. Beim Cannabis ist es so, dass sich eher das soziale Umfeld als der Körper verändert. Auch Cannabis ist schlecht für den Körper. Aber nicht so sehr, wie es beim Alkohol der Fall ist. Cannabis kann aber stark auf die Psyche schlagen. Das finde ich wiederum gefährlich.
Die Arbeitsgemeinschaft für Suchtvorbeugung und Lebensbewältigung (ASL) bietet Sprechstunden in der gesamten DG an. Innerhalb von sieben Tagen bekommt man nach Angaben von Geschäftsführerin Carolin Scheliga einen Termin.
Alle Informationen gibt es auf der Webseite der ASL.
*Die Ergebnisse der Studie sollen in den nächsten Wochen veröffentlicht werden.
Dogan Malicki
Eine Stimme der Vernunft. Danke Carolin.