Wirtz räumt selbst ein, dass diese Aussage überraschen möge - vor allem, da er vor zweieinhalb Wochen das Gegenteil angekündigt hatte. Es gebe aber konkrete Gründe, die sich in den vergangenen Tagen angehäuft hätten.
Wirtz nennt die Petition zu den geplanten Geländeverkäufen der Gemeinde Büllingen. Das habe im Netz für Aufsehen gesorgt. "Da sind viele Sachen in die Öffentlichkeit transportiert worden, die direkt gegen meine Person gingen, die teils auf Unwahrheiten basierten. Es ging auch gegen meine Familie - und das war die rote Linie, die ich mir immer selber gezogen hatte. Jetzt ist sie definitiv überschritten worden."
"Dann habe ich mir gedacht, das kann es nicht sein. Da möchte ich die Reißleine ziehen. Denn ich bin ganz ehrlich: Ich habe keine Lust, in Zukunft jeden Tag zu schauen, zu tun, zu machen und mich zu fragen: Was steht heute an und womit treibt man mich morgen durchs Dorf?"
Die Petition an sich sei nicht das eigentliche Problem, sagt Wirtz. "Gegen die Petition habe ich gar nichts. Die Bürger sollten aufstehen, wenn sie etwas haben, wo sie nicht mit einverstanden sind. Das einzige, was ich da vielleicht bemängeln würde, ist, dass auch da für mich nicht ausreichend recherchiert wurde."
"Es sind in der Petition Themen angeklungen, die hätte man mit etwas Hintergrundwissen so nicht verfasst. Ich wäre sehr gerne bereit gewesen, dieses Hintergrundwissen oder diese Zusatzinfos zu geben, ich habe mich auch dazu bereit erklärt. Aber man ist auf dieses Gesprächsangebot diesmal nicht eingegangen und war der Meinung, das wäre nicht unbedingt zielführend und notwendig."
Friedhelm Wirtz ist seit 33 Jahren in Büllingen politisch engagiert - zunächst im Sozialhilferat, dann als Gemeinderatsmitglied, als Schöffe und schließlich seit 2006 als Bürgermeister. Sein Fazit: "Das waren für mich 33 sehr schöne Jahre. Ich habe auch immer eine Linie gefahren - und zwar eine gerade Linie - und habe versucht, im Fall einer ablehnenden Haltung von der Gemeinde aus das zu erklären. Ich habe versucht, mit den Leuten zu sprechen, die Beweggründe mit auf den Weg zu geben. Da sind nicht immer alle sehr glücklich und froh gewesen, denn das ist ganz klar. Lieber hört man ein Ja als ein Nein auf eine Frage."
"Aber früher war es doch so, dass die Menschen in der Regel zugehört haben. Mittlerweile habe ich aber den Eindruck, dass es viele Menschen gibt, die gar nicht mehr zuhören, die im wahrsten Sinne des Wortes nur noch das hören wollen, was sie wirklich hören wollen. Eine Erklärung wollen sie gar nicht hören, dann schalten sie schon ab und sind schon mit den Gedanken anderswo. Und das ist dann auch etwas, wo ich sage, darauf basieren sich dann auch Falschmeldungen und Falschaussagen."
"Heutzutage ist es ja ganz einfach im Netz - auch noch anonym dazu - dann bei Politikern den Dreck abzuladen, den man abladen will. Und derjenige sitzt dann da und kann sich kaum wehren. Denn ich habe das ja auch schon abgeklopft bei Gericht, wo man mir gesagt hat: Sie als Person des öffentlichen Lebens, Sie müssen mehr aushalten können als der gemeine Bürger. Da habe ich es schwer mit dieser Definition, aber das scheint denn doch so zu sein."
Friedhelm Wirtz beendet somit am 2. Dezember seine kommunalpolitische Laufbahn. Wer nun die Liste für die Gemeinderatswahlen in Büllingen anführen wird, steht noch nicht fest.
Petition wendet sich gegen Landverkauf der Gemeinde Büllingen
Gudrun Hunold