Jan und Lea blicken auf ihre Heimat und leiten mit ihren Gedanken die Regionalkonferenz zu "Ostbelgien Leben 2040" ein. Die beiden stehen kurz vor dem Abitur. Wie stellt sich Lea ihre persönliche Zukunft in 16 Jahren vor? "Ich hoffe, dass ich irgendwann hier mit meiner kleinen Familie in einem kleinen schönen Haus wohnen kann, dass hier meine Kinder zur Schule gehen können, dass ich hier viele Möglichkeiten haben werde, um beruflich erfolgreich zu sein und in der Freizeit viele Möglichkeiten haben werde", sagt Lea Schommer aus Amel.
Wie machen wir Ostbelgien fit für das Jahr 2040? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses, den die DG-Regierung vor vier Jahren in Auftrag gegeben hat. 7.000 Bürger haben mitgemacht. Herausgekommen ist ein Leitbild, das neun Ziele umfasst, die nahezu alle Lebensbereiche betreffen: eine nachhaltige Arbeits- und Wirtschaftsregion, Bildung und lebenslanges Lernen, eine gesunde Region für alle in jedem Alter, digitale Transformation und Klimaschutz sind einige Beispiele. Frank Pflüger und seine Kollegen vom Architektur- und Stadtplanungsbüro HJP in Aachen haben den Prozess begleitet. "Wir glauben, dass es wichtig ist, integriert zu denken, weil unsere Welt komplexer geworden ist, und nicht mehr Handlungsfeld für Handlungsfeld zu sehen. Deshalb sind die neuen Leitziele als integriertes Konzept zu sehen. Die Aufgabe wird sein, dass die neue Regierung Prioritäten setzt", so Pflüger.
Welche Prioritäten das sein sollen - dazu konnten sich die Bürger in dem Beteiligungsprozess äußern. Bei der Regionalkonferenz stellten 15 von ihnen die unterschiedlichen Leitziele vor. Für Gaby Zeimers vom Medienzentrum steht die digitale Transformation ganz vorn. "Es wurden Schlagwörter genannt, die das Leben auf dem Land erleichtern können. Die digitalen Medien bieten ja auch viele Chancen und Möglichkeiten, auch für ältere Leute. Es ist wichtig, dass wir Möglichkeiten finden, Menschen, die noch nicht damit vertraut sind oder Ängste haben, zu begleiten."
Es gab viel Lob für Ostbelgien bei der Regionalkonferenz. Frank Pflüger verschweigt aber nicht die kritischen Stimmen, die es auch gab und gibt. "Auf der einen Seite sind viele Menschen in Ostbelgien zufrieden. Aber es gibt auch kritische Stimmen: Schaffen wir das alles zu managen oder verwalten wir uns zu Tode?"
Mit ihrem Blick von außen sehen Frank Pflüger und seine Kollegen nicht nur die Chancen einer kleinen autonomen Gemeinschaft, sondern auch die Schwierigkeiten. Autonomie bedeute auch eine hohe Verantwortung. "Autonomie ist ein hohes Gut. Die Frage ist, ob 70.000 Menschen das alles leisten können. Autonomie kann ein Segen sein, weil man viel gestalten kann, aber auch ein Fluch, wenn man von den Aufgaben erdrückt wird", sagt Pflüger.
Und es ist sind viele Aufgaben und Herausforderungen, die bis 2040 auf die Deutschsprachige Gemeinschaft zukommen.
Michaela Brück