Die Co-Initiative "Galmeiblümchen" startet durch. Ab Dienstag kommen die ersten Blümchen zur Eingewöhnung. Im Inneren ist wirklich alles auf Kleinkinder aus- und eingerichtet. Geleitet wird die Co-Initiative von Madeline Noel und Darinka Fickers. Die Struktur ist größer als bei einer Tagesmutter in Heimarbeit, aber eben kleiner als eine Krippe. Hier betreuen zwei bis drei Betreuer maximal zwölf Kinder bis zum Alter von drei Jahren.
"Wir können Öffnungszeiten anbieten von bis zu 50 Wochenstunden, weil wir eben mit mehreren Personalmitgliedern in der Co-Initiative arbeiten. Wir haben aber dennoch mit sieben bis zwölf Kindern eine kleinere Gruppe als in den Krippen", erklärt ZKB-Direktor Matthias Zimmermann. "Ein weiterer Vorteil ist natürlich die Flexibilität in der Infrastruktur. Eine Krippe benötigt eine große Infrastruktur: große Fläche, ein großes Gebäude, etc. Eine Co-Initiative ist in wohnraumähnlichen Strukturen möglich, so dass wir zum Beispiel auf den Dörfern viel näher an den Familien eine Kinderbetreuung anbieten können."
Die rechtlichen Möglichkeiten sind also geschaffen, der Platzbedarf ist machbar - es fehlt: das Personal. Kinderbetreuer ist ein geschützter Beruf. Die Ausbildung erfolgt in Form eines Fachabiturs an verschiedenen Sekundarschulen in der DG oder durch eine einjährige Ausbildung über die Krankenpflegevereinigung KPVBD. Man kann aber auch als Kinderbegleiter beim ZKB einsteigen und die Ausbildung im Rahmen der beruflichen Tätigkeit absolvieren. Vorteil: Das Gehalt steigt mit der Qualifikation.
Kinderbetreuerin Madeline Noel hat ihre Ausbildung bei der KPVBD gemacht. "Ich hatte vorher einen anderen Beruf. Ich war Einrichtungsplanerin", erzählt sie. "Da hat mir so ein bisschen die Action und die Erfüllung gefehlt, die ich dann hier wiedergefunden habe."
Darinka Fickers ist Erzieherin. Sie hat ihr Fachabitur an der Maria-Goretti in St. Vith gemacht. Darinka freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Kollegin und findet die Größe ideal. "Man ist nicht alleine, das ist ein wichtiger Aspekt. Und ich finde, es ist familiärer. Es ist keine große Struktur. Ich komme aus einer großen Struktur an meiner vorherigen Arbeit. Und mir ist lieber das Kleine, das Persönliche, das Kinder- und Elternbezogene."
Das Ziel der Reform ist klar: Mehr Betreuungsangebot schaffen durch bessere Arbeitsbedingungen. "Wir haben es bereits jetzt geschafft, uns von einer Betreuungsquote von 36 Prozent im Jahr 2020 auf eine Quote von 46 Prozent hochzuarbeiten. Das ist ein Plus von zehn Prozent. Das kann sich sehen lassen", freut sich die zuständige Ministerin Lydia Klinkenberg. "Mittlerweile sind wir Top fünf in Europa in der Kleinkindbetreuung. Das sind sehr gute Zahlen. Aber wir möchten als Regierung erreichen, dass alle Eltern, die einen Betreuungsplatz benötigen, auch einen Betreuungsplatz angeboten bekommen."
Die Co-Initiative zum Beispiel hat flexible Schließzeiten. Die Betreuer können das nach Bedarf und Möglichkeit organisieren. In der Regel sind diese Einrichtungen geöffnet von 7:30 Uhr bis 17:30 Uhr. Den Eltern, die im Schichtdienst arbeiten - etwa in der Pflege - wird das allerdings nicht reichen. "Ich habe im letzten Jahr die verschiedenen Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser getroffen und dargelegt, welche Möglichkeiten bestehen, die sich an Pflegepersonal richten, die eben andere Öffnungszeiten in der Kinderbetreuung benötigen", erklärt Klinkenberg. "Da gibt es auch einige Projekte, um Initiativen zu schaffen für Eltern in Schichtarbeit, die eben auch schon mal um 6 Uhr morgens Betreuung benötigen oder etwas später am Abend."
Die Reform ist gerade mal aus den Startlöchern. Neue Möglichkeiten wurden geschaffen, noch nicht alle sind auch ausgeschöpft. Und bestimmt gibt es hier und da Verbesserungspotential. In Kelmis aber geht die Rechnung schon ganz gut auf: die vorherigen Mitarbeiterinnen im ehemaligen Tagesmütterhaus "Galmeiblümchen" betreuen Kleinkinder nun in Heimarbeit. Die Plätze in der Co-Initiative sind tatsächlich neue, zusätzliche Betreuungsplätze. Madeline und Darinka sind mehr als bereit - die Galmeiblümchen können kommen!
Gudrun Hunold
Ich vermisse im Artikel die Informationen bzgl. Finanzierung, sprich Bezuschussung (öffentliche Mittel) und Elternbeiträge.
Gute Idee - mir fehlen die Männer in solchen Einrichtungen. Ich würde auch um 05:30 Uhr die Türe öffnen...