Schon seit dem vergangenen Sommer ist klar: Marion Dhur macht im Herbst doch nicht weiter als Bürgermeisterin von Burg-Reuland. Auch ihre Stellvertreterin Sonja Houscheid und Schöffin Erika Theis ziehen einen Schlussstrich. Einzig Finanzschöffe Serge Dollendorf hat angekündigt, weitermachen zu wollen, allerdings nicht als Bürgermeister. "Wir werden versuchen, ihn bestmöglich zu unterstützen, auch um Leute vielleicht noch weiter zu mobilisieren. Wir haben ja schon viel Werbung gemacht. Am Möhnendonnerstag machen wir auch noch Werbung. Die Gemeinde Burg-Reuland ist es auf jeden Fall wert, vernünftig regiert zu werden. Wie wir schon gesagt haben: Es bleibt nicht an uns dreien hängen. Aber wir wollen schon, dass das alles vernünftig weitergeht und werden unser Bestes dazu tun."
Auch wenn es um künftige Herausforderungen geht, spricht Marion Dhur in der "Wir"-Form - wenn es etwa um die von Kelmis, aber auch schon vom Reuländer Gemeinderat aufgeworfene Frage nach einer Refinanzierung der Gemeinden geht: "Die Gemeinde Burg-Reuland hat als einzige Gemeinde bei der damaligen Abänderung im Jahr 2008 - das war etwas vor meiner Zeit - als einzige Gemeinde viel weniger Einnahmen erhalten. Es waren 500.000 Euro, die die Gemeinde seitdem weniger bekommt. Wenn es denn eine Neuverteilung oder eine Refinanzierung geben sollte, wären wir froh, wenn wir dann nicht wieder das Nachsehen haben."
In der mit rund 4.000 Einwohnern kleinsten ostbelgischen Gemeinde mit ihren vielen Grenzgängern muss erst recht jeder Euro zweimal umgedreht werden. Das klappt etwa erfolgreich in Absprache mit den Kirchenfabriken, wo die Zuschüsse deutlich gesunken sind. Aber angesichts der Haushaltslage komme alles auf den Prüfstand, sagt Marion Dhur, selbst die Dorfschulen. "Wir haben in unserer großflächigen Gemeinde noch sieben Schulen. Das sind Gebäude, die unterhalten werden müssen, und so sehr wir an den Schulen hängen und so gut unsere Lehrpersonen sind, muss eben geschaut werden, wie es weitergeht."
Das gilt in einer völlig anderen Dimension für den Verkehr von und nach Luxemburg. Unfallmeldungen zeugen vom Sicherheitsrisiko. Die zuständigen Regionalminister wechseln sich ab, aber ändern tut sich nichts. "Da bin ich schon maßlos enttäuscht. Das Problem ist nicht nur zweimal am Tag oder nur ein paar Stunden. Das Problem ist circa 24 Stunden am Tag. Sie brauchen nur mal mit den Leuten zu reden, die entlang dieser Trasse wohnen. Es wird jetzt etwas gemacht, aber das ist für mich auch nur Kosmetik, wenn es um einen Radar oder eine Abstandsmessung geht. Das ist dann nur, um zu sagen: 'Wir haben etwas gemacht'. Aber das löst unser Problem nicht."
"Enttäuscht" ist Marion Dhur auch vom schleppenden Ausbau der Handwerkszone in Grüfflingen durch die SPI. "Die Gemeinde kriegt die Schuld, weil es noch keine Parzellen gibt. Wir haben immer nur die Möglichkeit zu reklamieren und nachzufragen, sind aber an den Entscheidungen nicht wirklich beteiligt. Das ist dann schade, denn die Gemeinde muss eine Million Euro zahlen, um diesen Ausbau machen zu können, obwohl wir nicht am Verkauf der Parzellen beteiligt sind und auch keine riesigen Steuereinnahmen dadurch generieren."
Aber darum werden sich dann andere kümmern müssen. Sie selbst, sagt Marion Dhur, habe das ja auch ohne großen Anlauf geschafft.
Stephan Pesch