Der Hauptsitz des Zentrums für Kleinkindbetreuung in der Eupener Unterstadt ist geblieben. Ansonsten aber hat sich viel geändert. Hier ist nun der Arbeitsplatz von Matthias Zimmermann, Anfang 30 und selber gebürtiger Unterstädter. Für Deko habe er noch keine Zeit gehabt, entschuldigt er sich. Kein Wunder: Der Start des neuen ZKB war holprig - unter anderem, weil viele Tagesmütter, die vorher im sogenannten Teilstatut gearbeitet hatten, nun erstmals unter Vertrag arbeiten. Das ist vielen von ihnen noch fremd und warf Fragen auf. Also hat der neue Direktor erst einmal zum Hörer gegriffen und sie alle angerufen, zugehört, erklärt.
"Hier im Zentrum ist natürlich die größte Herausforderung, dass erst einmal alles neu ist. Das heißt, wir müssen alles neu denken. Selbstverständlich hat das ZKB in den letzten Jahren ja auch schon Kinderbetreuung organisiert, aber in einem privatrechtlichen Rahmen. Die Tatsache, dass das Zentrum jetzt ein öffentlicher Dienst ist, gibt uns natürlich ganz andere Rahmenbedingungen auf. Die größte Herausforderung wird für mich persönlich sein, diese 230 Mitarbeiter dann auch zu führen, alle in ein Team zu bekommen. Das jetzt zu strukturieren - an wohlgemerkt 92 unterschiedlichen Standorten - wird eine Riesenherausforderung."
Neue Co-Initiative in Kelmis
Zweieinhalb Millionen Euro hat die Regierung in die Kinderbetreuung investiert - und die sollen dem Personal zugute kommen: für korrekte Bezahlung und korrekte Arbeitsbedingungen. Das Ziel der Reform: Mit der Aufwertung des Berufes hofft man, mehr Personal gewinnen zu können. So geht in Kelmis zum 1. Februar eine neue Co-Initiative an den Start. Ehemalige Begleiterinnen aus der Krippe betreuen nun Kinder zu Hause, also in Heimarbeit. Neues Personal wurde für die Initiative gewonnen.
"Die Initiativen sind eine neue Struktur, die es jetzt seit dem 1. Januar auch gibt. In der Regel arbeiten dort zwei bis drei Tagesmütter und betreuen zehn bis zwölf Kinder. Das bedeutet dann, dass die Kinder trotzdem in einer relativ kleinen Gruppe betreut werden können, wir aber lange Öffnungszeiten von 7:30 Uhr bis 17:30 anbieten können und gleichzeitig auch immer die Gewissheit haben, dass wir im Falle von Krankheit eine Vertretung anbieten können."
Kinderbetreuung nun günstiger
Für die meisten Eltern ist die Kinderbetreuung nun günstiger, da ein öffentlicher Dienst anders rechnen kann als ein privater Träger. In der außerschulischen Betreuung ist jetzt sogar die erste Stunde der Betreuung kostenlos. Danach zahlt man einen Euro pro Stunde.
Aber in der Kleinkindbetreuung büßen Eltern auch zeitliche Flexibilität ein. "Sicherlich wird es wie vorher auch Schließungstage geben, weil auch Kinder, Betreuer und Kinderbegleiter irgendwann Urlaub haben. Wir müssen dann auch da die andere Seite sehen. Selbstverständlich hat es vorher Tagesmütter gegeben, die 50, 60 Stunden die Woche gearbeitet haben. Das ist sicherlich für die Betreuung sehr flexibel und sehr sinnvoll. Aber wir müssen uns schon noch die Frage stellen, ob wir das haben möchten, wenn wir den Beruf attraktiv machen wollen."
230 Mitarbeiter an 92 Standorten betreuen Kleinkinder und Schulkinder. Das ist jetzt die Berufswelt von Matthias Zimmermann - darunter viele Frauen und darunter auch Tagesmütter, die vielleicht zum ersten Mal Kollegen haben und Teil eines Teams sind statt Einzelkämpfer. "Ich glaube, man ist nie so richtig darauf vorbereitet, so viele neue Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Was ich gemerkt habe jetzt in den letzten beiden Wochen und auch während meiner Gespräche, ist, dass es ein sehr motiviertes und engagiertes Team ist, das die Qualität der Kinderbetreuung an erster Stelle setzt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das mit dem Team ein Erfolg wird."
Gudrun Hunold