Früher war mehr Schnee - für das Hohe Venn trifft das zu. Auch wenn aktuell eine dünne Schneeschicht die Landschaft umhüllt, werden diese Tage seltener. Seit 1950 hat sich die Anzahl Schneetage im Hohen Venn halbiert.
Welchen Einfluss hat das auf die Vegetation? "Das ist nicht problematisch für die Natur im Hohen Venn", sagt Yves Pieper, der Leiter des Forstamts Verviers. "Eine Veränderung in der Vegetation gibt es eigentlich nicht. Weniger Schnee hat keinen Einfluss auf die Zusammensetzung der Vegetation."
Noch nicht - aber was passiert, wenn die Schneetage vielleicht irgendwann komplett ausbleiben? "Dann wird sich die Vegetation verändern, aber sehr, sehr langsam. Die größte Veränderung sieht man in der Tierwelt. Zum Beispiel ziehen immer mehr Vögel aus dem Mittelmeerraum in den Norden. Libellen und Schmetterlingsarten auch."
Im Winter ist also noch alles gut im Hohen Venn. Problematisch wird es allerdings wieder im Frühjahr und Sommer. Die trockenen Perioden machen der Moorlandschaft und auch den Wäldern drumherum deutlich zu schaffen. "Das führt dazu, dass die Bäume gestresst sind, wegen Wassermangel und Hitze. Und sie produzieren deutlich mehr Saatgut und Früchte. Laubbäume haben sogenannte Mast-Jahre - die gibt es jetzt jährlich, früher gab es die nur alle paar Jahre."
Mit Renaturierungsprojekten soll die Landschaft auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden. Ziel ist, die ursprüngliche Torflandschaft mit den typischen Arten wiederherzustellen. Mehrere 100 Hektar Land werden aktuell bearbeitet. "Die obere Schicht wird abgekratzt. Das Pfeifengras wird dann oben entnommen und das legt die Saatgutbank frei mit den typischen Vennarten - mit den Torfmoosen, mit dem Heidekraut."
Dabei entstehen Becken mit sogenannten Schlagabraum-Streifen. Die bremsen den Wasserabfluss, sodass bei Starkregen das Wasser zurückgehalten wird und nicht direkt in die Weser fließt. Außerdem speichern die Becken das Wasser für trockene Perioden.
Forstamtsleiter Yves Pieper erklärt außerdem, dass man bei diesen Maßnahmen ziemlich schnell Erfolge sieht. Noch liegen die Vennarten unter der Schneedecke - im Frühjahr wird man dann aber an diesen Stellen beobachten können, wie das Moor wiederhergestellt werden konnte und sich die Natur erholt.
Lena Orban