Wenn wir über die Haushaltsdebatten in den Gemeinden berichten und über die jeweiligen Steuersätze, dürfte manch einer etwas neidisch auf die Gemeinde Amel schauen: Standhaft bleibt sie bei ihren niedrigen sechs Prozent Zuschlag auf die Einkommenssteuer und nur 1200 Zuschlaghundertsteln auf den Immobilienvorabzug.
Wenn es nach Bürgermeister Erik Wiesemes geht, dürfte sich daran auch so schnell nichts ändern. "Die Steuern sollen schon tief in der Gemeinde Amel bleiben, damit der Bürger mehr in seiner eigenen Tasche hat. Wir arbeiten ständig daran, einerseits die Einnahmen zu erhöhen - nicht durch Steuern, sondern durch Einkünfte etwa aus Windparks - und andererseits die Ausgaben im Rahmen zu halten."
Über Jahrzehnte hatte sich die waldreiche Gemeinde auf ihren satten Holzverkäufen ausruhen können. Klimawandel und Käferplagen sorgen aber dafür, dass umgedacht werden muss: weg von großen Fichtenmonokulturen hin zu mehr Mischwald. Und auch das, erklärt Erik Wiesemes immer wieder, kostet viel Geld. "Eine Zahl: Im laufenden Jahr werden wir rund eine halbe Million Euro in die Gemeindewälder investieren, um dieses Ziel nach und nach zu erreichen. Ein ökologischer Beitrag, wissend, dass die Einnahmen aus dem Holzverkauf langfristig sinken werden."
Auch ohne Steuererhöhung und ohne neue Anleihen trete die Gemeinde aber nicht auf die Investitionsbremse, sagte Erik Wiesemes bei der Vorstellung des Haushalts. Ein größerer Ausgabeposten neben der Ortsdurchfahrt Amel und dem Wegeunterhalt ist ein Dorfhaus in Mirfeld, für das es Zuschüsse der DG gibt.
Ab sofort kann, wer will, sich auch für eine dauerhafte Bleibe im Bestattungswald entscheiden. "Wir denken, dass wir damit ein interessantes Angebot zu den herkömmlichen Bestattungsformen geschaffen haben. Wir haben die Vorbereitungen abgeschlossen. Im Frühjahr wird noch eine Schutzhütte gebaut. Erste Bestattungen können dann in den nächsten Wochen vorgenommen werden."
Und auch wenn die Gemeinde Amel weiter günstiges Bauland anbieten will wie in Born und in Iveldingen sieht sie sich nicht als Immobilienmakler: Für das seit bald sechs Jahren leerstehende Kloster Montenau werde zwar eine neue Zweckbestimmung gesucht, diese müsse aber Sache eines privaten Investors sein und nicht der Gemeinde.
In Amel, wo sie das frühere Polizeigebäude erworben hat, ergibt sich nun immerhin eine gewerbliche Nutzung. "Das war auch der Wunsch des Gemeinderates gewesen, die Räume nicht als Wohnungen zu vermieten, sondern im Dienstleistungs- oder gewerblichen Bereich. Vor einigen Tagen haben wir den Vertrag mit der Genossenschaft Fairebel unterschrieben, die dann dort ihre Büros einrichten wird."
Ab Mitte des Jahres soll nach Möglichkeit auch die Kinderkrippe im früheren Kindergarten ihre Arbeit aufnehmen, zuletzt gab der Gemeinderat Mobiliar und Spielgeräte in Auftrag. Es steht also noch einiges an bis zu den Wahlen im Oktober, die ja auch vorbereitet werden wollen.
Bis zum Frühjahr, spätestens Sommer will Erik Wiesemes seine Liste vorstellen - immerhin, so viel kann er jetzt schon verraten: "Ich selbst stehe als Bürgermeisterkandidat wiederum zur Verfügung. Mehr folgt später."
Stephan Pesch