Vor rund zehn Jahren befand sich im Emmelstal ein dunkler Fichtenforst. Die Bäume mussten weichen, um unter anderem dem Borstgras wieder Platz einzuräumen. Landschaften wie hier waren vor rund 200 Jahren omnipräsent in der Eifel.
"Die Eifel war damals eher ein karger Standort, wo Nährstoffe in den Böden gefehlt haben. Die Landwirte mussten also Nährstoffe auf ihre Flächen bringen, um Lebensmittel anzupflanzen oder Tiere satt zu bekommen. Das Ganze kehren wir jetzt um. Borstgraswiesen wie hier brauchen einen nährstoffärmere Böden. Die versuchen wir dann wiederherzustellen", erklärt Alexander Rauw von Natagora-BNVS.
Damit sich hier der Borstgrasrasen entwickeln konnte, wurde viel gearbeitet. Schweres Gerät musste anrücken. Auf der präparierten Landfläche wurden Samen eingesät, die in der Nähe des Militärlagers Elsenborn mit einem Mähdrescher geerntet wurden.
Aber nicht nur im Emmelstal wurde im Rahmen des "Life"-Projekts gearbeitet. Auf rund 24 weiteren Parzellen in verschiedenen Natura-2000-Gebieten wurden Landschaftsräume wiederhergestellt.
Doch wieso das Ganze? Das Stichwort lautet "Artenvielfalt". Sie gilt es zu erhalten und zu schützen. "Der Blauschillernde Feuerfalter ist ein kleiner Schmetterling der Feuchtwiesen. Hier wächst der Schlangen-Knöterich. Das ist die Nährpflanze der Raupe. Sie isst nur das Blatt des Knöterichs. Gibt es die Pflanze nicht, so kommt der Schmetterling auch nicht mehr vor."
Die Offenheit der Flächen ist auch ideal für Bodenbrüter, also Vögel, die ihre Nester am Erdboden anlegen. Noch sieht es karg aus, doch spätestens im Sommer wird die Schönheit der Wildpflanzen sichtbar. Zu sehen gibt es dann die Arnika, den Teufelsabbiss, den kleinen Klappertopf oder den Schlangen-Knöterich.
Genau siebeneinhalb Jahre lang wurden die vielen Landschaftsflächen bearbeitet. Der Natur kann man ja jetzt freien Lauf lassen, würde man meinen. Doch so einfach ist es nicht. "Ein Teil des "Life"-Projekts ist es zu schauen, was nach dem "Life" geschieht. Wir schauen dann, dass wir mit lokalen Landwirten zusammenarbeiten, um die Flächen zu bewirtschaften. Sie müssen die Flächen natürlich nach unseren Regeln bewirtschaften." "Nach unseren Regeln" bedeutet konkret, dass eine extensive Landwirtschaft angewendet wird. Anders als bei der intensiven Landwirtschaft steht bei der extensiven Landwirtschaft die Biodiversität an erster Stelle.
Vor Kurzem hat Natagora einen weiteren"Life"-Projektantrag bei der EU eingereicht. 2024 erhält die Naturschutzorganisation eine Antwort. Sie hofft sehr auf eine Zusage, denn eins ist klar: Die Umwelt zu schützen kostet eine Menge Geld.
Dogan Malicki
Wie "vor 200 Jahren"- also mit Torfstechen, wenn man konsequent ist.