Im "L'Ardoise", dem hauseigenen Restaurant des Robert-Schuman-Instituts, steht an diesem Tag einiges auf dem Programm. Feldsalat mit Orangendressing, Feta aus dem Backofen, Paprika-Rahmschnitzel und ein frischer Obstsalat. Erst einmal die Hände waschen, dann geht es an den Arbeitsplatz.
Jeder Teilnehmer hat eine Aufgabe. Das ist wichtig, denn das komplette Menü muss innerhalb einer Stunde fertig sein. Um das Paprika-Rahmschnitzel kümmert sich heute Hasan Mohamad. Er kommt aus Syrien und lebt seit einigen Jahren mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Ostbelgien. "Das Öl muss sehr heiß sein. Das Fleisch bleibt ungefähr drei bis vier Minuten in der Pfanne. Danach wird es im Backofen warm gehalten."
Schneiden, Kochen, Anrichten. Das 1x1 der Küche bekommen die Teilnehmer hier beigebracht. Seit Anfang Dezember nehmen zehn Personen an dem Projekt teil. Diesmal sind krankheitsbedingt nur fünf Teilnehmer vor Ort. Mit dabei sind auch Milana Bekboulatova aus Tschetschenien, Saliha Yalin aus der Türkei, Rangine Meha aus dem Irak und Adiba Akay, ebenfalls aus der Türkei.
Sie alle verfolgen dasselbe Ziel: Sie wollen eine Arbeitsstelle finden und Verantwortung übernehmen. In dem Intensivkurs lernen sie so viel wie möglich, damit sie sich in einer Großküche zurechtfinden. Der Gastronomie-Bereich sucht händeringend nach Arbeitskräften – die Chancen stehen also gut.
Fachlehrerin Judith Gier hilft den Teilnehmern dabei, ihre Ziele zu erreichen. "Eine große Herausforderung war, dass sich die Teilnehmer nicht kannten. Sie waren eine Art Einzelkämpfer. Gerade in der Küche ist es aber wichtig, dass man als Team zusammenarbeitet. Das haben wir mit viel Spaß und Freude geschafft."
Kommunikation in der Küche ist das A und O. Aus diesem Grund ist Deutschlehrerin Helga Brangenberg mit an Bord. Sie achtet darauf, dass sich die Teilnehmer so viele Schlüsselbegriffe wie möglich aneignen. "Es ist ganz wichtig, dass wir praxisbezogen arbeiten. Im Küchenbereich müssen die Fachbegriffe sitzen. Dabei nutzen wir Bilder oder Dialoge. Dasselbe gilt für den Restaurantbereich. Das wäre z. B. telefonische Reservierungen vornehmen, Bezahlungen abschließen oder sogar mit Beschwerden umgehen."
Direkt neben der Großküche befindet sich der Restaurantbereich. Hier lernen die Teilnehmer alles Wichtige, was den Service betrifft. "Ich hatte von Service keine Ahnung", sagt Hasan Mohamad. "Hier habe ich viel dazugelernt. Ich weiß nun, wie man die Gäste korrekt bedient. Wo die Weingläser und das Besteck hinkommen, weiß ich jetzt auch."
Das Projekt endet bald. Ihr Können werden die Teilnehmer dann bei einem Praktikum im Januar unter Beweis stellen können. Das müssen sie dann im Horeca-Bereich oder in einer Großküche absolvieren. Aber Hand auf's Herz: Sind acht Tage Unterricht ausreichend? "Acht Tage, das ist eine Herausforderung gewesen. Wir mussten die Basics der Hygiene, der Küche, des Services und des Wortschatzes vermitteln", sagt Judith Gier.
"In den Leuten steckt aber genügend Potenzial, um in der Großküche zu arbeiten. Bei einigen reicht es sogar für die Gastronomie." Jeder einzelne Teilnehmer hat also bewiesen, dass etwas in ihm steckt. Jetzt heißt es nur noch, das Gelernte im Praktikum umzusetzen. Und wer weiß, vielleicht gelingt es auch direkt mit einer Anstellung und der Sprung aus der Arbeitslosigkeit.
Dogan Malicki