"Mit dem Einkommen auskommen" - das scheint plausibel. Für viele Menschen, auch in Ostbelgien, klingt es eher wie Hohn. "Laut dem Armutmonitor in Ostbelgien sind 15 Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen oder leben am Existenzminimum. Und das ist sehr viel", stellt Freddy Genten vom Bürgerfonds Ostbelgien fest. "Wenn man bedenkt: In Ostbelgien gibt es 191 Wohnungslose. Das ist letztes Jahr gezählt worden im letzten Herbst. Das ist erschreckend, wenn man das sieht. Viele Menschen wissen gar nicht, dass der Nachbar eigentlich am Existenzminimum ist. Viele betroffene Personen versuchen es auch zu verstecken."
Umso wichtiger sind Initiativen, die nah dran sind an diesen Menschen, die "von unten" kommen und im besten Fall bestehende Angebote um neue Methoden und Herangehensweisen ergänzen. "Klar, Lebensmittelhilfen des Roten Kreuzes oder die vielen Vereine, die anonyme Familienhilfe waren, machen tolle Arbeit", sagt Freddy Genten. "Hier in Ostbelgien aber können auch noch viele andere Organisationen kleine Projekte einreichen, um genau diese Leute aus dieser Armut, aus dieser Situation herauszubringen."
Der Aufruf ist mit Absicht relativ weit und offen gehalten. Hauptsache, die eingereichten Projekte sind möglichst originell und nachhaltig angelegt, im Sinne von: dass sich auf Dauer etwas daraus ergeben kann. "Ich denke da an die VoG 'Le petit vélo jaune' in Brüssel, wo Personen im Zweiergespann wöchentlich mit Personen in Armut reden. Einfach nur dieses Reden hilft eventuell schon, aus dieser Situation herauszukommen", so Genten.
Insgesamt stehen dem Bürgerfonds Ostbelgien, der von der König-Baudouin-Stiftung verwaltet wird, 100.000 Euro zur Verfügung, wobei für ein einzelnes Projekt bis zu 10.000 Euro bereitgestellt werden könnten. Eine unabhängige Jury wird über die eingereichten Projektanträge befinden. "Sie sollten dieses Projekt ein bisschen beschreiben und auch dann entwickeln, was sie vorhaben, wie sie das vorhaben. Das ist sehr wichtig."
Die Bewerbungsfrist läuft bis Ende Februar. Wer sich seiner Sache nicht sicher ist, kann sich auch direkt mit Freddy Genten vom Bürgerfonds Ostbelgien in Verbindung setzen. "Interessenten können gerne mit mir Kontakt aufnehmen über info@buergerfonds.be - dann werde ich mit ihnen schauen, ob das Projekt auch realisierbar ist."
Bedarf ist auf alle Fälle da. Freddy Genten weist in diesem Zusammenhang auch auf das Projekt "Ein Herz für ostbelgische Kinder" hin. Darüber können für Schüler aus von Armut betroffenen Familien beispielsweise die Mittagsmahlzeiten oder die Teilnahme an Schulausflügen finanziert werden. Die Mittel müssten nur von den Schulen abgerufen werden.
Stephan Pesch
In dem Ort wo wir leben, organisieren die Lehrpersonen jedes Jahr einige Feste, wir waren zb.zu einem Muschelessen mit der ganzen Familie.Der Erlös hatte zur Folge dass alle Schüler bis zur sechsten Klasse das Mittagessen jetzt kostenlos bekommen.Es ist nur ein Beispiel was hier jedes Jahr geboten wird.Habe selten solch engagierte Lehrpersonen gesehen.