Der Titel lässt es erahnen - hier geht es um etwas ganz Großes: "Meine Bildung. Meine Zukunft! Bildungsvision 2040 der Deutschsprachige Gemeinschaft". Warum es die Vision braucht, erklärt DG-Bildungsministerin Lydia Klinkenberg: "Weil die OECD uns rückgemeldet hat, dass unser System zwar sehr investitionsintensiv ist, aber noch nicht den Output generiert, den wir generieren möchten. Wir haben noch sehr viel Potential nach oben in puncto Schülerergebnisse und daher war es nötig, dass wir uns damit befassen."
Seit 2019 durchleuchtet die DG mit Bildungsexperten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das Bildungswesen. Vier Studien sind seitdem entstanden. Das Fazit lautet: Die DG steht in Sachen Bildung nicht schlecht da - könnte aber deutlich besser sein.
"Grundsätzlich ist Schule ja immer ein Spiegel der Gesellschaft. Gesellschaft verändert sich, dann verändert sich auch Schule", so Klinkenberg. "Wir merken, dass in den letzten Jahren die Herausforderungen nochmal massiv angestiegen sind. Wir haben zunehmend Schüler mit sozio-emotionalen Verhaltensauffälligkeiten. Die Digitalisierung spielt eine große Rolle im Bildungswesen. Somit ist es klar, dass sich Schule neu aufstellen muss und wir Schule neu denken müssen. Darum war es wichtig, diese Vision, die Metaziele zu entwickeln. Ausgehend von diesen Metazielen werden wir jetzt einen Maßnahmenplan stricken."
100 Akteure aus dem DG-Bildungswesen wurden befragt - vom Kindergarten bis zur Hochschule. Entstanden ist nun eine Art "Charta" für das Bildungswesen. Mit einem Leitsatz für "qualitativ hochwertige und inklusive Bildung", mit den Werten "Offenheit, Mut und Flexibilität" und mit vier Grundsätzen.
Einer der Grundsätze lautet: "Wohlbefinden der Lernenden stärken". Darüber freut sich "Kaleido" ganz besonders. "Stress zum Beispiel ist wichtig, wenn es so genannter gesunder Stress ist. Man lernt, man wächst, wenn man aus der Komfortzone heraus muss", sagt Manfred Kohnen, der das "Zentrum für gesunde Entwicklung" leitet. "Wenn aber Stress toxisch wird, zum Beispiel weil man gemobbt wird und nur mit Angst zum Beispiel zur Schule geht, dann hemmt das das Lernen. Und die Bildungsvision öffnet nun die Türen dazu, dass dort mehr und anders gearbeitet werden kann in Zukunft."
Die Bildungsvision als Arbeitsgrundlage. Weitere Grundsätze sind: "Zukunftsorientierte Kompetenzen der Lernenden fördern". Und: "Hohe Qualität sichern". Der vierte Grundsatz verpflichtet sich der "Chancengleichheit". Ein Weg dorthin ist, die Bezuschussung der Schulen nach neuen Kriterien zu organisieren. Ausschlaggebend sollen nicht nur mehr die Schülerzahlen sein. Lydia Klinkenberg:
"Nichtdestotrotz berücksichtigen wir heute wenig den sozio-ökonomischen Hintergrund der Schüler. Das heißt, wir haben Schüler, die sind nicht deutscher Muttersprache, die dann besondere Sprachförderung benötigen. Diese Ressourcen würden dann über die sozio-ökonomischen Kriterien zur Verfügung gestellt", erklärt Lydia Klinkenberg. "Gleichzeitig gibt es eine große Anzahl Schüler mit sozio-emotionalen Verhaltensauffälligkeiten, mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Da gibt es viele ganz interessante Beispiele. Auch Flandern arbeitet schon so."
Die "Bildungsvision" wurde Ende September sämtlichen Akteuren im Bildungswesen zugeschickt. Wie geht es weiter? "Dieser Masterplan muss in Zukunft von der Folgeregierung mit Prioritäten versehen werden und mit einem Zeitplan", so Klinkenberg. "Deswegen liegt das dann in den Händen der nächsten Regierung und nicht mehr in meinen. Oder vielleicht doch. Das sehen wir ja dann."
Umfrage
Wer ebenfalls an der Bildungsvision 2040 mitarbeiten möchte, kann sich an der aktuellen Onlineumfrage zur Schule der Zukunft beteiligen. Diese läuft noch bis zum 27. Oktober.
Weitere Informationen zur Bildungsvision 2040 gibt es auch unter ostbelgienbildung.be.
Simonne Doepgen