Die Kriegsbahn zwischen Born und Vielsalm war im Ersten Weltkrieg gebaut worden, um deutsche Soldaten an die Front zu bringen. Heute wird die Trasse größtenteils wieder genutzt um zu verbinden, als Teil des Ravel-Netzes. "Größtenteils", weil sie nicht mehr vollständig da ist: Der Viadukt von Hermanmont wurde 1940 gesprengt, andere Teile der Trasse wurden überbaut.
Nach rund zehn Jahren konnten die Strecke in verschiedenen Phasen aber nun fertiggestellt werden, wie Amels Bürgermeister Erik Wiesemes erklärt. "Wir sehen ja jetzt schon, was los ist auf der ehemaligen Vennbahn, die neue Abzweigung nach Vielsalm ist da auf jeden Fall ein Mehrwert."
So sieht es auch sein St. Vither Amtskollege Herbert Grommes: "Es ist die erste Ost-West-Verbindung, die wir haben. Das ist natürlich sehr interessant, wenn es darum geht, Rundwege anzulegen."
Auf St. Vither Territorium hatte es Diskussionen um die Trassenführung gegeben, genauer gesagt wo der Ravel die Bergstraße in Recht queren soll. "Der Weg funktioniert jetzt. Wir werden sehen, wie die Erfahrungswerte sind", so Grommes. "Wenn da noch einmal reagiert werden muss, dann, denke ich, werden wir das auch machen. Ich denke, die Leute sind zufrieden. Das hat zu einer Verkehrsberuhigung der Bergstraße geführt, was die Leute 2018 schon gefragt hatten. Tatsache ist, dass dort eine gewisse Verlangsamung eintritt und das ist als positiv zu bewerten."
Bei der offiziellen Freigabe der Trasse räumte der St. Vither Bürgermeister ein, dass neben der Wallonischen Region vor allem die Gemeinden Amel (mit 363.000 Euro) und Vielsalm (408.000 Euro) in die Trasse investiert hätten. Vielsalms Bürgermeister Eli Deblire kokettierte damit, dass in diesem Fall mal die Französischsprachigen die Nase vorne gehabt hätten.
Vielsalm, mit dem Bahnhof, für dessen Erhalt sich auch hiesige Politiker eingesetzt hatten, ist ein interessanter Anknüpfungspunkt. Zumal von dort weitere Radverbindungen nach Trois-Ponts, Lierneux und Baraque de Fraiture geplant sind. Die Ravel-Linie 47a soll aber nicht nur von Touristen, Freizeitsportlern und Ausflüglern genutzt werden können, sondern auch für den Arbeitsweg. So ist auf Kaiserbaracke etwa das Maschinenbauunternehmen Karl Hugo, das gleich an dieser Trasse liegt, den Mitarbeitern aus dem näheren Umkreis entgegengekommen: mit einem ebenso sicheren wie ansehnlichen Fahrradraum für bis zu 20 Räder, Ladestationen und allem Pipapo.
"Ich selbst bin ja auch passionierter Radfahrer und habe das Projekt ein bisschen gepusht. So kann jeder seinen Beitrag zur Umwelt leisten", sagt Stephan Hugo, der den Betrieb zusammen mit seinem Bruder Bernd leitet. "Das Auto zu nehmen, wenn ich nur zwei, drei Kilometer von der Arbeit wohne, ist für die Umwelt schlecht, für den Motor schlecht, ist teurer - da holt man besser das Fahrrad: Das ist gut fürs Herz und für die allgemeine Fitness." Nicht der einzige Vorteil der neuen Verbindung zwischen Eifel und Ardennen.
Stephan Pesch