Am Donnerstagmorgen ist in der Eupener Innenstadt schon einiges los. Um 10 Uhr sind hier die ersten Kneipen bereits geöffnet. Noch wird im Café Columbus kein Bier gezapft, stattdessen läuft die Kaffeemaschine.
Rudi Kever, ehemaliger Wirt vom Jägerhof, ist heute Rentner und nur noch als Gast in anderen Kneipen anzutreffen. An die alten Zeiten im Jägerhof denkt er immer gerne zurück. "Es war mein Traumberuf, ich habe das geliebt. Ich bin jeden Morgen gerne aufgestanden und habe mein Geschäft um 10 Uhr aufgemacht. Auch wenn es abends sehr spät wurde."
Rudi Kever kennt die Eupener Kneipen und ihre Wirte. Am Eupener Marktplatz gibt es neben einer alteingesessenen Kneipe auch immer wieder neue Cafés, in den letzten Jahren haben die Wirte hier allerdings immer wieder gewechselt.
Rudi Kever glaubt zu wissen, warum junge Wirte nicht lange durchhalten. "Ich glaube, jeder Wirt glaubt, man würde sofort reich. Aber so ist das nicht. Man muss hart arbeiten, ein Zwölf-Stunden-Tag ist normal - und das wollen viele einfach nicht mehr."
Eupener Kneipen schließen und machen nicht mehr auf. Kneipenkultur im Wandel - ein Thema, das Donnerstagabend auf der Bühne im Alten Schlachthof mit Gästen besprochen wird. Rudi Kever ist einer davon. Organisiert wird der Abend vom Stadtmuseum und vom Zentrum für Ostbelgische Geschichte.
"Wir möchten Menschen das Wort geben, die ihre Erinnerungen mit uns teilen", erklärt Catherine Weisshaupt vom Stadtmuseum Eupen. "Es ist wichtig, die jüngere Geschichte zu dokumentieren. Das ist ein erster Schritt in der Aufzeichnung eines wichtigen Kapitels unseres alltäglichen Lebens und der populäreren Geschichte.“
Einer, der nach Eupen zurück gekommen ist, ist Attila Saive. Früher war er Wirt in "Rick’s Pub", heute ist er "Am Werth" anzutreffen. Auch er ist mit Herz und Seele dabei und liebt die Begegnungen mit Menschen. Er erzählt, dass diese Begegnungen den Job ausmachen.
Einen geschichtlichen Streifzug durch die Eupener Kneipen kann man Donnerstagabend um 19:30 Uhr im Alten Schlachthof erleben. Der Abend lädt zum Austausch und miteinander in Erinnerungen schwelgen ein. Denn an der Theke ist bekanntlich der schönste Platz.
Lena Orban