Seit 1950 hat das GrenzEcho seinen Sitz mitten in Eupen. Jeder kennt die Tageszeitung als "die alte Dame vom Marktplatz". Doch damit soll nun Schluss sein. "So nannte man uns früher, aber ich glaube, das ist Vergangenheit", sagt der Geschäftsführer von GE-Media, Olivier Verdin. "Wir haben das Ganze aufgefrischt, uns neue Ziele gesetzt. Wir haben das Haus renoviert - eine Renovierung, die sehr schwierig war."
Nach fast vier Jahren Umbauarbeiten wird am Wochenende das "neue GrenzEcho" wieder eröffnet. Das Haus möchte sich nun als "Mediengruppe" präsentieren - neben der Tageszeitung mit fünf weiteren Marken.
"Unsere Produkte sind Wochenspiegel, Kurierjournal, der Buchverlag, Radio Contact und GE Distribution - das ist Verteilung von Wochenblättern und anderem", erklärt Verdin. "Es weht jetzt ein ganz anderer Wind und es verbindet wirklich Tradition mit Neuem."
Vier Millionen Euro haben die Anteilseigner der GE-Media investiert. Zu 75 Prozent gehört das Haus der Rossel-Gruppe. 25 Prozent trägt die Familie Thommessen aus St. Vith. Neben einem großen Redaktionsraum sind außerdem sechs Wohnungen entstanden.
Im vorderen Teil des denkmalgeschützten Gebäudes soll ab November ein Restaurant eröffnen. "Die Idee stammt mehr von unseren Brüsseler Kollegen", so Verdin. "Die haben ja auch auf der Rue Royal ein Begegnungscafé. Und eine Tageszeitung ist für mich Begegnung und Austausch. Dafür war es sehr wichtig, dass wir das Ganze mit Leben füllen."
Die Tageszeitung bleibt nach wie vor das Kerngeschäft am Marktplatz. Aktuell erscheint die Zeitung mit einer Auflage von rund 11.500 Stück pro Tag. Vor allem freuen sich die Macher über steigende Abonnenten-Zahlen für die Digital-Ausgabe im Internet.
David Schmitz leitet seit einem Jahr die Marketingabteilung. Das Anzeigengeschäft ist hart geworden. "Wir haben auf jeden Fall die Erfahrung gemacht, dass eine Printanzeige heutzutage nicht ausreichend ist. Deshalb haben wir uns ja auch die Dachmarke GE-Media ausgedacht. Wir haben so die Möglichkeit, dem Kunden alles anzubieten."
In der Redaktion geht es weiter darum, verlässlichen Lokaljournalismus zu betreiben. 17 Vollzeitstellen zählt das Journalisten-Team. An der Spitze steht Chefredakteur Christian Schmitz. "Es geht vor allem darum, dass wir das Online-Produkt weiter ausbauen: mit Bewegtbild und interaktiven Möglichkeiten. Da gibt es verschiedene Ansätze", so Schmitz. "Social-Media ist ein Stichwort, das wir weiter beachten müssen. Künstliche Intelligenz ist eine Sache, mit der wir uns auseinander setzen müssen. Aber ich denke auch, die Printzeitung wird dann noch eine Rolle spielen."
In vier Jahren möchte das Grenz-Echo seinen 100. Geburtstag feiern. Doch bis es soweit ist, steht an diesem Wochenende erst einmal die Eröffnung des neuen Medienhauses an. Geschäftsführer Verdin freut sich. Jeder soll kommen - zur "jungen Dame an den Marktplatz. Wer alte Dame sagt, der müsste wieder gehen", lacht er.
Simonne Doepgen
Aus der Alten Dame wurde zwar eine junge Frau, die weiterhin Zuschüsse der DG bekommt.