Rund 80 Personen haben an dem Bau des antiken Römerschiffs mitgewirkt. Seit einiger Zeit schippert die "Bissula" auf der Mosel auf und ab. Dabei wurden schon viele wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen, erklärt Pascal Warnking, Juniorprofessor für Maritime Antike an der Universität Trier. "Wir haben auf der Mosel sehr gut messen können, wie sich die Bissula bei Wind verhält. Wir konnten auch nachvollziehen, wie stark sie vom Wind versetzt wird. All das konnten wir mit modernsten Messinstrumenten herausfinden."
Nun ist es aber an der Zeit, einen Schritt weiter zu gehen. Die Bissula wird Mitte September nach Cannes transportiert. Um nach Südfrankreich an das Mittelmeer zu gelangen, wird ein Schwerlasttransporter eingesetzt. Bis Oktober werden dann in der Bucht von Cannes Messungen durchgeführt. "Wir haben schon sehr viele Messungen auf der Mosel durchführen können. Das römische Transportschiff segelte aber früher auf dem Meer."
"Die Segelbedingungen sind auf dem Meer ganz anders, als es auf der Mosel der Fall ist. In der Bucht von Cannes können wir unter anderem die Auswirkungen von Wellen und Meeresströmungen auf das Schiff testen." In der Bucht von Cannes werden sechs Personen an Bord der Bissula sein. Das Ziel: So viele unterschiedliche Strecken wie möglich segeln, um so viele Messdaten wie möglich sammeln zu können.
Auch Pascal Warnking wird dabei sein. "Es ist durchaus eine körperliche Arbeit, wenn man die Bissula segeln möchte. Es handelt sich um einen Nachbau eines antiken Römerschiffs. Die Segel sind sehr schwer und müssen manuell bedient werden. Da kommt viel Muskelkraft zum Einsatz. Gleichzeitig muss sich jemand um die Instrumente kümmern. Wir werden auf dem Boot viel zu tun haben."
Wirklich ungefährlich ist die Aktion auch nicht. Das antike Römerschiff hat keinen schweren Kiel, der als Gegengewicht das Kentern verhindern könnte. Es kann also durchaus passieren, dass das Boot auseinanderbricht und kentert. Doch warum das Ganze? "Wenn wir Zusammenhänge der antiken Wirtschaft verstehen wollen, müssen wir die Segelrouten und Segelzeiten antiker Segelschiffe nachvollziehen können. Politische Geschichte können wir so aber auch besser nachvollziehen. Der römische Feldherr Cato sagte zum Beispiel, dass Karthago zerstört werden muss. Und das forderte er erst, nachdem er sagte, dass Karthago drei Tage entfernt ist."
In drei Tagen von Rom nach Karthago. Quasi einmal senkrecht durch das Mittelmeer. Ob ein römisches Transportschiff tatsächlich dazu in der Lage gewesen ist? Diese und viele weitere Fragen wollen die Forscher der Uni Trier mit ihrer wissenschaftlichen Reise beantworten.
Dogan Malicki