In Raeren läuten die Glocken feierlich, als die Kevelaer-Pilger ins Dorf einziehen. Die ersten neun Kilometer haben sie bereits hinter sich und bevor es weitergeht, stärken sie sich in der Gaststätte Zum Onkel Jonathan. Mit einer Pilgermesse in der Eupener St.-Nikolaus-Kirche hatte die sechstägige Wallfahrt am frühen Freitagmorgen begonnen.
"Es sind viele alte Bekannte dabei. Leider nur ein neuer Pilger. Aber es ist gut so. Wir sind knapp 80 Leute. Wir hoffen, dass jeder etwas mitnehmen kann", sagt Myriam Wersand-Mreyen. Die Pilgerin aus Weywertz ist selbst schon viele Jahren dabei und mittlerweile Präsidentin der traditionsreichen Kevelaer-Vereinigung Eupen und Umgebung.
"Mein Vater war 1980 der erste Eifeler, der mitgegangen ist. Später ging auch meine Mutter mit, dann ich und meine Töchter. Mittlerweile sind viele Eifeler dabei." Auch dieses Jahr ist es wieder eine bunt gemischte Gruppe, die unter der geistlichen Leitung des Kelmiser Pastors Jean Pohlen nach Kevelaer pilgert. Knapp 100 Kilometer Fußweg liegen vor ihnen. Ein Teil der Strecke wird mit dem Bus zurückgelegt.
"Es wird gesungen, gebetet. Pilger haben kleine Beiträge und Meditationen vorbereitet. Es kommt keine Langeweile auf. Hin und wieder wird auch ein Rosenkranz gebetet."
Der jüngste Pilger ist gerade mal elf Jahre alt und schon zum vierten Mal dabei. Für Victor und seine Schwester Elena ist es immer ein besonderes Ferienerlebnis. Die beiden wollen neue Leute kennenlernen, aber auch Zeit mit der Familie verbringen. "Zusammen nach Kevelaer zu gehen macht einfach Spaß."
Die meisten Jugendlichen in der Pilgergruppe haben schon als Kinder mit ihren Eltern die Fußwallfahrt nach Kevelaer erlebt und fühlen sich weiter damit verbunden. Was ihnen gefällt: "die Gemeinschaft und dass wir uns jedes Jahr mit anderen Jugendlichen wiedersehen." Gemeinschaft ist auch das, was die älteren Pilger an der Wallfahrt begeistert.
Von Raeren aus ziehen die Pilger durch die Felder nach Aachen und von dort weiter Richtung Niederrhein. Am Sonntagmorgen werden sie um 11 Uhr in Kevelaer einziehen. Am nächsten Tag geht es dann wieder zurück nach Eupen, wo sie am Mittwoch erwartet werden. "Im besten Fall immer noch gut zu Fuß und gestärkt für das kommende Jahr", hofft Myriam Wersand-Mreyen.
Michaela Brück