In der Eupener Unterstadt läuten die Glocken der Josefskirche, es ist zwölf Uhr. Die Bäckerei gegenüber ist geöffnet, sie ist nach den Aufräumarbeiten zurück in die Haasstraße gezogen. Diesem Beispiel sind nicht viele gefolgt. Die meisten Schaufenster sind bis heute leer.
Viele Unterstädter gehen in der Bäckerei Fonk ein und aus. Die meisten von ihnen haben die Flutkatastrophe miterlebt. "Unsere ganze Siedlung wurde von der Polizei evakuiert. Wir hatten keinen richtigen Ort zum Schlafen. Wir wollten nicht in die Sporthalle. Da waren zu viele Menschen und wir hatten Angst vor Corona, da mein Vater fast daran gestorben ist."
"Wir fünf haben dann die ganze Nacht im Auto geschlafen. Ich habe Platzangst bekommen. Es hat geregnet ohne Ende. Das war schon hart", sagt eine Kundin. Normalität sei zum größten Teil in ihr Leben zurückgekehrt. Regnet es stark, dann kommen die Erinnerungen aber wieder hoch. Die Angst vor einer erneuten Flutkatastrophe sei präsent, sagt sie.
Eine andere Kundin wohnt schon seit 57 Jahren in der Eupener Unterstadt, wie sie erzählt. Sie kauft einige Backwaren, während sie sich an den Tag der Flutkatastrophe zurückerinnert. Sie war in der Oberstadt unterwegs.
Der Regen war so stark, dass keine Busse mehr fuhren. Zu Fuß ging es also zurück nach Hause. "Wir sind den Haasberg heruntergegangen, ich sah die Hill und sie war fast schwarz." Juliette hatte Glück. Bei vielen Bekannten sah es anders aus.
"Kein Grund mehr, in die Unterstadt zu kommen"
Es geht zurück auf die Haasstraße. Kneipenbesitzer Daniel Willems bereitet sich auf die ersten Kunden vor. Vor der Flut schauten wesentlich mehr Menschen vorbei, mittlerweile sieht es anders aus. "Es ist sehr ruhig geworden. Die Menschen haben keinen Grund mehr, in die Unterstadt zu kommen. Ich habe viel weniger Besucher in der Kneipe. Es sind definitiv zu wenig da. Wir schauen aber nach vorne und hoffen, dass alles besser wird. Aber es dauert viel länger als gedacht."
Einen Steinwurf entfernt geht der Eupener Heizungsinstallateur Thomas Breuer seiner Arbeit nach. Bis heute arbeitet er bei den Betroffenen. Er erinnert sich gut an die Katastrophe. "Ich bekam sehr viele Anrufe nach der Katastrophen-Nacht. Jeder brauchte Hilfe. Ich musste so schnell wie möglich Angebote schreiben, damit die Menschen auch wieder schnell in ihre Häuser zurück konnten."
Eine unmögliche Aufgabe, alle Betroffenen gleichzeitig zu bedienen. Vor allem die Versicherungen spielten eine wichtige Rolle. Wird das Angebot des Handwerkers akzeptiert? Wie viel übernimmt die Versicherung? Wann wird das Geld ausgezahlt? Mal ging alles gut, mal ging einfach gar nichts. "Es gab Kunden, die sehr große Probleme mit ihren Versicherungen hatten. Da drehte sich natürlich alles um das Geld. Die Kunden mussten also warten und dementsprechend verzögerten sich auch die Arbeiten."
Hab und Gut - verschlammt oder weggespült. Bei der Flutkatastrophe haben viele Menschen alles verloren. Dennoch, nach und nach kehrt die Normalität in die Unterstadt zurück. Für viele gilt: Positiv nach vorne blicken.
Dogan Malicki
Diese ausführlichen Lokalartikel wie dieser sind wirklich die besten 👍, oder wie der Artikel von vergangenem Winter über das Mietshaus in Eupen, in dem das Reptilienparadies ist und dessen Heizung der Besitzer nicht reparierte. Besonders gut finde ich wenn an einem Thema wie der Flut von vorvergangenem Jahr drangeblieben wird, wenn die nationalen Medien es längst vergessen haben.
viel interessanter als die über Nachrichten aus Agenturmeldungen. 👍 Besonders gut fand ich auch den Artikel über das Mietshaus