Die Betonung liegt auf punktuell. Kindergartenassistenten dürfen die Kinder betreuen, wenn zum Beispiel gemalt, spaziert, gebastelt oder musiziert wird. So sollen Kindergärtner entlastet werden und die Einrichtungen auch bei Personalnot handlungsfähig bleiben.
Scharfe Kritik gab es von der CSP. "Auch wenn im Dekret das Wort 'punktuell' steht, muss man die Frage stellen, ob das nicht naiv ist", so Colin Kraft. "Annulliert die Regierung nicht die Unterschiede zwischen diplomierten Kindergärtnern und Kindergartenassistenten durch diese Maßnahme? Ich kritisiere nicht die Kindergartenassistentinnen - ganz im Gegenteil. Wir müssen sie davor schützen, dass man ihnen Aufgaben zuteilt, für die sie gar nicht ausgebildet wurden. Das öffnet Tür und Tor, dass man keine ausgebildeten Kindergärtnerinnen mehr haben muss."
Um die Kindergärtner noch mehr zu entlasten, wird das Stundenkapital aufgestockt. Ab dem kommenden Schuljahr werden alle viertel, halben und dreiviertel Stellen zu Vollzeitstellen aufgerundet. "Dies ermöglicht den Schulen, im Kindergarten schneller zusätzliche Klassen einzurichten und dadurch entstehen kleinere Schülergruppen", erklärte Kathy Elsen (ProDG). Bessere Betreuung soll so ermöglicht werden.
Schulaufgaben statt Hausaufgaben
Thema im PDG waren auch die Hausaufgaben. Sie sollen schrittweise abgeschafft werden. Ab dem nächsten Schuljahr werden dafür sukzessive die Schulaufgaben eingeführt. Die eigentlichen Hausaufgaben werden die Schüler dann in den Schulen bearbeiten. Die Schulaufgaben werden zuerst in den Primarschulen eingeführt. In den Sekundarschulen bleibt vorerst alles beim Alten.
Die Vivant-Fraktion hält wenig von den Schulaufgaben, da dadurch wertvolle Unterrichtszeit verloren ginge. "Hausaufgaben dienen dem Erlernen von Fertigkeiten und Fähigkeiten, wie zum Beispiel Organisation, Zeitmanagement oder Durchhaltevermögen. Sind das nicht Fähigkeiten, die beispielsweise bei einem erneuten Homeschooling wichtig wären", fragte Alain Mertes.
Kirsten Neycken-Bartholemy hielt fest, dass Hausaufgaben das Verantwortungsbewusstsein fördern könnten. Dennoch seien Hausaufgaben für zahlreiche Kinder und Familien eine Belastung. Die SP-Fraktion unterstützt daher die Schulaufgaben.
"Ungleichheiten entstehen schon in der Grundschule", sagte Kirsten Neycken-Bartholemy. "Hausaufgaben gelten dabei als der größte Benachteiligungsfaktor. Leider ist nicht von der Hand zu weisen, dass Bildungschancen darunter leiden können. Wir wissen, dass es zahlreiche Projekte und Initiativen zur Hilfe bei den Hausaufgaben in der DG gibt. Diese dürfen wir keineswegs außer Acht lassen. Wir müssen sie bei künftigen Reformen mitberücksichtigen, denn hier leisten meist Ehrenamtliche wertvolle Arbeit."
Senkung der Schulbesuchskosten
Darüber hinaus werden die Schulbesuchskosten gesenkt. Kosten für Kopien, Tagebücher oder Diplome werden in Zukunft von der DG getragen. "Um die Bildungschancen aller Schüler des Sekundarschulwesens zu verbessern, schlägt die Regierung vor, dass diese Kosten in Zukunft nicht mehr den Eltern in Rechnung gestellt werden dürfen. Die DG führt daher eine jährlich indexierte Subvention von 100 Euro pro Schüler ein", erklärte Bildungsministerin Lydia Klinkenberg.
Insgesamt hat das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft am Montagabend 183 Dekret-Artikel verabschiedet, die das Unterrichtswesen betreffen. Ob sie das gewünschtes Potenzial entfalten werden, wird sich zeigen.
Mitglied des EU-Rechnungshof stellt Jahresbericht für 2021 vor
Zu Beginn der Plenarsitzung war Annemie Turtelboom, Mitglied des Europäischen Rechnungshof, zu Gast im PDG. Vor Ort hat sie den Volksvertretern den EU-Jahresbericht für das Jahr 2021 vorgestellt. 228 Milliarden Euro hat die EU 2021 ausgegeben. Bei ihrem Vortrag ging sie auf unterschiedliche Posten ein. Unter anderem legte das Mitglied des Rechnungshof offen, dass 2021 fehlerhafte Investitionen getätigt worden seien: insgesamt rund vier Milliarden Euro. Annemie Turtelboom räumte ein, dass das eine hohe Summe sei und betonte, dass es sich bei diesen Summen nicht unbedingt um Betrugsfälle handle.
Michael Balter (Vivant) kritisierte, dass Skandale und Misswirtschaft von der Europäischen Union dazu geführt hätten, dass viele Bürger ihr Vertrauen in die Institution verloren hätten. Er hoffe, dass der EU-Rechnungshof genauer hinschaue, wie mit EU-Geldern umgegangen werde. Er wünschte sich auch, dass die SMS-Affäre zwischen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem Geschäftsführer von Pfizer aufgeklärt werde.
DG führt neues Stipendiensystem für Mangelberufe ein
Jede volljährige Person, die sich in einem Mangelberuf ausbilden lässt, kann von der Deutschsprachigen Gemeinschaft ein Stipendium erhalten. Der Ort der Ausbildung, der Lehre oder des Studiums muss nicht in Belgien sein. So wäre es auch möglich, dass eine Person einem Medizinstudium außerhalb Belgiens nachgeht.
350 Euro erhält der Stipendiat pro Monat. Geschenkt werde aber nichts. Stephanie Pauels erklärte, dass der Stipendiat nach seiner Ausbildung fünf Jahre in Ostbelgien arbeiten müsse. Dafür habe er nach dem Abschluss seiner Ausbildung zehn Jahre Zeit. Sie präzisierte, dass eine solche Entscheidung nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfe, da ein Abbruch der Ausbildung finanzielle Konsequenzen nach sich ziehe. Ab dem 1. Juli 2023 können die Stipendien beantragt werden.
Die Liste der Mangelberufe finden Sie auf der Webseite des Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Dogan Malicki
Oh ja, an alle gestandenen, unfehlbaren Erwachsenen, die weiterhin vehement darauf bestehen, dass unsere lieben, kleinen Arbeitskräfte, pardon, ich meine natürlich Kinder, nach einem harten Tag in den Bildungsminen, auch nur ja keine Minute ihrer kostbaren Jugend vertrödeln und sogleich weiter werkeln sollen. Nun, ich habe einen genialen Vorschlag! Warum gebt ihr nach Feierabend nicht auch noch mal richtig Gas? Schnappt euch ein paar unbezahlte Überstunden, so ein bis zwei Stunden sollten reichen. Na, wie klingt das? Ich bin mir ziemlich sicher, dass eure Arbeitgeber helle Freude daran hätten, euch noch tiefer in den Hamsterrad-Modus zu drücken. Viel Spaß beim Burnout-Roulette!