Viele Zahlen hatten der Ministerpräsident und die beiden zuständigen Referatsleiter des Ministeriums mit nach Amel gebracht. Aber Oliver Paasch wollte als erstes eine ihm wichtige Grundsatzfrage klar stellen. Die Deutschsprachige Gemeinschaft werde den Klimawandel alleine nicht aufhalten können - aber prinzipiell sei es wichtig, global zu denken, die Klimaschutzziele im Blick zu halten und lokal zu handeln.
"Denn wenn niemand der Meinung ist, den Klimawandel alleine aufhalten zu können und daraus schlussfolgert, 'ja dann tue ich nichts', wird die Folge sein, dass niemand was tut und keiner die Ziele erreicht. Deshalb haben wir die Verantwortung, mit unserem Klimaplan unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten", sagt Paasch.
Die DG-Regierung hatte sich 2019 vorgenommen, eine koordinierende Rolle für die neun deutschsprachigen Gemeinden zu übernehmen. Tatsächlich nimmt sie aber auch viel Geld in die Hand. "Die DG hat 181 Millionen Euro im Rahmen eines Zehnjahresplans für Maßnahmen des Klimaplans zur Verfügung gestellt. Das ist für die Größenordnung der DG mit einem Jahreshaushalt von etwa 500 Millionen Euro eine gigantische finanzielle Kraftanstrengung, die wir gemeinsam mit den deutschsprachigen Gemeinden schultern wollen."
Konkrete Maßnahmen und Sensibilisierung
Die Liste der Energieeffizienzprämien wird länger. Aber klar ist auch, dass die Gemeinden sich in administrativen Fragen besser auskennen als Privatpersonen oder Vereine. Paasch will sie ermutigen, ihren Teil vom Kuchen zu sichern. "Der Bereich Infrastruktur ist dabei besonders relevant."
"Wenn also Vereinigungen in ihren Gebäuden Energieeffizienzmaßnahmen durchführen, dann werden sie dafür in Zukunft 80 statt 60 Prozent beanspruchen. Das gilt beispielsweise auch für das Ersetzen von LED-Leuchten auf Sportanlagen. Auch für alle anderen Förderprogramme - wie Prämiensysteme für Privathaushalte - kann man sich ans Ministerium wenden." Alle Informationen findet man auf ostbelgienlive.be.
Konkret geht es bei den geförderten Projekten aber nicht nur um Dinge zum Anfassen, wie Ladesäulen, Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen. Auch Sensibilisierungskampagnen in Schulen oder Machbarkeitsstudien werden gefördert.
Vorbild Amel
Darauf hat auch die Gemeinde Amel einen Schwerpunkt gelegt, technische Modernisierungen aber auch nicht vergessen, resümiert Energieschöffe Patrick Heyen. "Aufgrund der Strompreise und der Regelung mit dem rücklaufenden Stromzähler setzten wir besonders in diesem Jahr auf die Installation von Photovoltaikanlagen auf Schuldächern. Aber wir wollen auch die großen Stromverbraucher wie die Wasserwerke mit Photovoltaik ausstatten."
Bereits 2020 wurde in Amel sieben mal mehr Strom hergestellt als verbraucht. Aber das mindert nicht die Lust auf weitere Projekte. Zurzeit will die Gemeinde unter anderem prüfen lassen, ob es sich rechnen würde, ein Nahwärmenetz im Ort Amel einzurichten, von dem auch Anlieger profitieren könnten.
Herausforderung Stromnetz
Laut Ministerium der DG haben die 520 kommunalen Liegenschaften der neun DG-Gemeinden im Jahr 2006 noch 32.209,6 MWh Strom verbraucht. Letztes Jahr waren es 22.748,6 MWh. Konkret heiße das, dass man dem gesteckten Ziel der Senkung der CO2-Emissionen schon sehr nah gekommen ist.
Der Erfolg hat aber auch eine Kehrseite. Die zunehmende Energieproduktion der Gemeinden und der privaten Haushalte führt auch zu einer Überbelastung der Stromnetze. Das sei eine landesweite Herausforderung, so Paasch. "Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir sehen ja, dass in der DG immer mehr grüner Strom produziert wird."
"Aber der Strom muss transportiert werden. Die DG ist für Stromleitungen nicht zuständig. Sie kann nichts am Netz ändern. Aber sie kann gemeinsam mit den Gemeinden bei den zuständigen Stellen Lobbyarbeit machen, damit das Netz verbessert wird."
Manuel Zimmermann