Gerade liest Gerlinde Wächter aus einem Buch vor. Vor ihr sitzen ganz gespannt sieben Kinder und deren Eltern. Sie sind Teil der Mäusebande. Es ist die jüngste Lesegruppe des Medienzentrums – ab drei Jahren darf man hier mitmachen.
Einmal pro Monat trifft sich die Gruppe in St. Vith. Heute geht es in der Geschichte um gute und schlechte Verlierer. Die Kinder beobachten die Bilder, lernen neue Wörter und teilen eigene Erfahrungen mit. Hier werden die Grundsteine gelegt für eine gesunde Lesekompetenz.
"Es ist ja egal, was sie lesen. Eine Spielanleitung muss man auch lesen. Oder ein Comic oder ein Sachbuch, wenn es ein Sachbuch sein soll. Das ist egal. Hauptsache, es wird gelesen. Das ist also unterschiedlich. Und ich glaube, die Schwierigkeit besteht darin, herauszufinden, wen ich in welche Richtung schubse", so Gerlinde Wächter.
Direkt nach der Lesestunde geht es an die Spieltische. Warum? Auch hier muss gelesen werden. Nämlich die Spielanleitung. Denn ohne Spielanleitung kann man nicht spielen. Das leuchtet ein.
Risikogruppe
Doch leider ist es so, dass immer mehr Kinder und Jugendliche Probleme damit haben, eine Spielanleitung, eine Aufgabe oder einen Zeitungsartikel zu lesen und auch zu verstehen. Jedes fünfte Kind gehört in der DG zur Leserisikogruppe – Tendenz steigend.
"Aber das glaube ich liegt daran, dass unsere Welt sehr bilderüberflutet ist. Und dass dann eben sehr viel einprasselt. Und das sind sehr viele Sachen, die die Kinder verarbeiten müssen. Und es ist natürlich viel einfacher, auf einem Tablet weiter zu wischen und ein Bild zu gucken, als einen Text zu lesen."
Das Medienzentrum als öffentliche Anlaufstelle versucht, mit seinen Angeboten entgegenzuwirken. Über Lesegruppen, wie die Mäusebande, oder Büchermappen und Wettbewerbe.
Doch das Angebot erreicht nicht jeden. Alleine schon personell gibt es Grenzen. Weswegen das Medienzentrum sein Angebot überarbeiten möchte, wie Eliane Richter, Leiterin des Medienzentrums erklärt. "Wie können wir in dem Moment auch die Eltern nochmal informieren: ja, was mache ich denn mit dem Buch? Wofür ist eine Bibliothek da? Wie lese ich überhaupt einem zehnjährigen Kind vor? Da sind wir in der Weiterentwicklung von vielen von unseren Projekten. Weil wir sehen, dass es flächendeckend noch viele Bürger gibt, die wir noch erreichen möchten."
Medienkompetenz - inklusive kritisches Denken
Lesen sei der Schlüssel zur Welt, so Eliane Richter. Neben der Leseförderung bietet das Medienzentrum noch weitere Programme an: Filme drehen oder Roboter programmieren beispielsweise. Weil auch das, genau wie ein Gesellschaftsspiel spielen, ohne Lesen nicht geht. Und ganz am Ende steht die Medienkompetenz – kritisches Denken inklusive.
"In einer Welt, wo heute so viele Informationen auf einen zukommen, sehr oft auch in Verbindung mit Bildern, nicht nur Texte, auch zu hinterfragen und nicht nur alles als Wahrheiten zu sehen."
Negativtrend
Doch die Lesekompetenz zu fördern und dem Negativtrend entgegenzuwirken – das ist nicht nur die Aufgabe des Medienzentrums. Auch die Eltern spielen eine entscheidende Rolle. Wird zu Hause vorgelesen? Haben die Eltern selber Spaß am Lesen? Solche Fragen können für Kinder zukunftsentscheidend sein.
Auch der sozioökonomische Hintergrund spielt eine Rolle. Um all die Gründe weiß Bildungsministerin Lydia Klinkenberg. Und nennt noch einen weiteren: "Also wir stellen fest, und das ist EU-weit der Fall, dass Schüler aus Familien mit Migrationshintergrund, die die Unterrichtssprache zu Hause nicht sprechen, schlechtere Resultate erzielen, als Schüler, die zu Hause unsere Sprache sprechen. Aber auch bei diesen Schülern nehmen die Lesekompetenzen ab – es ist eine allgemeine Tendenz."
Womit wir in den Schulen angekommen wären. Die Primarschulen können jedes Kind erreichen. Doch Lehrer müssen besser auf die Herausforderung vorbereitet werden, so Lydia Klinkenberg. Das bedeutet: mehr Sprachdidaktik in der Ausbildung, zusätzliche Weiterbildungen.
"Das heißt, frühzeitige Diagnose von Leseschwächen. Aber auch geeignete Förderinstrumente zu entwickeln. Ja und dann brauchen wir zusätzliche Freiräume in unseren Schulen für die Förderung der Lesekompetenz und das ist etwas, was wir im Rahmen der Gesamtvision angehen wollen."
Die Ergebnisse der letzten Pisa-Studie stehen noch aus. Sie werden für dieses Jahr erwartet. Dass der Trend anhält oder gar umkehrt, ist eigentlich nicht zu erwarten. Umso dringender wird es, die richtigen Werkzeuge zu finden. Damit Lesen als Schlüssel zur Welt auch in Zukunft jedem zur Verfügung steht.
Andreas Lejeune
Die Lehrer sind bestens ausgebildet.
Das ist gar nicht zu beanstanden und es bedarf auch keiner weiteren Fortbildungen.
Die Lehrer sind eh schon an ihrer Belastungsgrenze angekommen und die vor sich Windeln wickelnden Kindergärtnerinnen erst recht.
Es hakt effektiv auf Leitungsebene.
Integration fehlgeschlagen.
Schwächere Schüler lernen nix von fortgeschritteneren Schülern, da alles getrennt wird.
Und Fortgeschrittene Schüler werden nicht gefördert im System.
Wo bleibt die Kreativität bzgl neuer Ansätze?
Schüler brauchen diese und Eltern Unterstützung und Zuspruch.
Nur das Regelwerk der Obrigkeit scheint einfach weiter zu machen als ob nichts wäre.
Es gibt so gute Ideen und Runde Tisch Gespräche aber keine bis nach oben anscheinend.
Zurück zur Lesekompetenz, mal gemeinsam ein Buch lesen in der Schule anstatt Yoga Unterricht wäre vielleicht ne Idee, das Atelier freitags dafür zur Verfügung stellen und nicht kochen oder malen: Integrationslehrer in die Regelschulen und nicht im ZFP lassen das wäre der Hammer!!! Förderung bedarf keiner Forderung!