Der Stadtpark, eine der wenigen Grünflächen in St. Vith - mit einer Aussicht über die Rodter Straße. Einige Tafeln mit Bildern erinnern aber daran, wie es hier vor knapp 80 Jahren aussah, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: St. Vith, eine Trümmerwüste. Nur der Büchelturm stand noch. Der Rest musste wieder aufgebaut werden. Genau darum geht es in dem Film "Wiederauferstehung einer Stadt". Der 16. Film, den die Hobby-Filmemacher Hugo Lampertz und Walter Langer gemeinsam für den Geschichtsverein produziert haben.
Der zweistündige Film zeigt Archivbilder, aber auch Zeitzeugenberichte, wie Walter Langer erklärt: "Wir haben einen Aufruf in der Zeitschrift des Geschichtsverein gestartet, um Zeitzeugen zu finden. Dann haben wir etwa ein Dutzend Zeitzeugen gefunden, die uns berichten über diese Trümmerzeit. Sie waren damals Kinder." Kinder, die wie ihre Eltern quasi vor dem Nichts standen, aber auch vor einem Trümmerhaufen.
"Das Erste, was nach dem Krieg hier geschehen musste, war, dass aufgeräumt werden musste", erklärt Walter Langer weiter. "Hier im Stadtpark sind die ganzen Trümmer. Deswegen heißt das hier auch 'Millionenberg', weil alles auf einen Haufen gekippt wurde."
Walter Langer hat sich um den Filmschnitt und die Bildbearbeitung gekümmert. Hugo Lampertz war für den Text und das Sprechen zuständig. Beide sind pensionierte Lehrer. Walter Langer unterrichtete Physik, Hugo Lampertz Sprachen. Schon seit Jahren bringen sie ihre Hobbys Lokalgeschichte und Filme machen unter einen Hut.
Diesmal war es die Zeit direkt nach dem Krieg, die sie beleuchten wollten. Eine schwere Zeit für St. Vither, wie Hugo Lampertz erklärt. "Die Leute haben erstmal unter primitiven Bedingungen in Bretterbuden leben müssen. Sie haben sich Kellergeschosse ausgebaut, um dort einmal ohne Neustadt leben zu können. Denn erst nach einem Jahr wurde die St. Vither Neustadt gebaut." Die Neustadt, das sind rund 200 Notunterkünfte - gebaut für die Leute, die nach dem Krieg nichts mehr hatten.
Der Film von Hugo und Walter handelt aber nicht nur vom Wiederaufbau, sondern auch von der Wiederauferstehung, also Wiederbelebung der Stadt: "Wiederauferstehung fand auf vielen Ebenen statt. Zum Beispiel die politische Ebene: Vor und während des Kriegs gab es ja Menschen, die eher pro-deutsch oder pro-belgisch eingestellt waren. Und danach ging es darum, ein friedliches Zusammenleben zu organisieren."
Nach dem Krieg standen existenzielle Fragen im Vordergrund: "Wo gehen unsere Kinder in die Schule?" Schulen, Vereinsleben und die Kirche - all das sollte wieder Schritt für Schritt Normalität nach St. Vith bringen. Ein langer Weg, der bis in 1960er andauerte. Wie die Menschen diese Wiederauferstehung erlebt haben, erfährt man in dem zweistündigen Film.
Den Film "Wiederauferstehung einer Stadt" kann man am Sonntag, 4. Juni (17 Uhr), und Donnerstag, 8. Juni (um 20 Uhr), noch im Kino Corso sehen. Die DVD kann man über den Verein "Zwischen Venn und Schneifel" für 15 Euro bestellen.
Raffaela Schaus