Hochstraße 104: Immer mal wieder verirren sich hierher Personen auf der Suche nach dem Katasteramt. Doch aus den dunklen Amtstuben von einst sind helle Büro- und Versammlungsräume geworden. Für das Kompetenzzentrum des ZFP stehen jetzt rund 500 Quadratmeter zur Verfügung - etwa viermal mehr als in der Eupener Unterstadt. Endlich passt es, freut sich Fachbereichsleiterin Christiane Feldmann. "Wir haben wieder schöne, große, helle Räumlichkeiten, in denen wir unsere Arbeiten umsetzen können."
Das Kompetenzzentrum ist Anlaufstelle für Lehrpersonen, die bei kleineren und größeren Härtefällen Rat suchen, damit Kinder möglichst gut lernen können und Lehrer gut unterrichten. 30 Mitarbeiter zählt das Team, das sich in den letzten zwei Jahren sehr flexibel aufstellen musste. "2021 war die Flutkatastrophe. Dann hatten wir ein halbes Jahr Übergang, wo wir wirklich nicht wussten, wo wir hin sollten, wenn uns nicht jemand ein Büro zur Verfügung gestellt hat. Wir waren natürlich durch Corona erprobt im Homeoffice. Dann hatten wir Übergangsräume im Kaperberg. Seit zehn Wochen sind wir hier und können wirklich gestalten."
Endlich unter Normalbedingungen arbeiten. Das ist jetzt wieder möglich. Aber echte Normalität ist noch nicht ganz eingekehrt, sagt Christiane Feldmann. Zu sehr stecken dem Team die Eindrücke der Hochwasserkatastrophe in den Knochen. "Was die meisten Menschen vergessen, ist, dass man nach der Katastrophe nichts mehr hat. Keine Schere, kein Tacker. Das einzige, was uns geblieben ist, ist der PC (Sic: Laptop) und das Tablet. Dann wird man sehr vorsichtig in der Neuanschaffung, weil man überlegt: Was brauche ich jetzt wirklich?. Ein Vorteil: Wir sind nachhaltig papierlos geworden. Aber es hat auch Nachteile. Man wird immer daran erinnert: Es ist weg, es ist definitiv nicht mehr da."
Nicht zufällig geht die Einweihung mit einer kleinen Ausstellung einher. Sie trägt den Titel "Ebbe und Flut" und zeigt neben Fotografien von Hochwasseropfer Michael Bohn und Bildern von anderen Anwohnern auch Bilder von Schülern, die mit ihren Beiträgen ihre Eindrücke reflektieren.
Doch heute klingt Christiane Feldmann so, als würde das Positive überwiegen. "Es war schon ein schreckliches Szenario. Aber wie in allen schrecklichen Situationen gibt es auch etwas Gutes darin. Wir hatten sehr viel Unterstützung von Kollegen und anderen Institutionen. Wir sind wirklich gut aufgefangen worden. "
Die Deutschsprachige Gemeinschaft hat das Gebäude an der Eupener Hochstraße für 950.000 Euro gekauft. Das ganze Gebäude des ehemaligen Katasteramt wird aber nicht vom Kompetenzzentrum des ZFP genutzt. Die Zweckbestimmung für die rechte Gebäudehälfte ist bislang nicht bekannt.
Manuel Zimmermann