Herr Komoth, wofür steht der Verband Födekam?
Der Verband Födekam ist der Dachverband, der die Amateurkunstvereinigungen im Bereich Musik im deutschsprachigen Gebiet vertritt, sprich zum Großteil Harmonieorchester und Chöre, aber auch Spielmannszüge, Drumbands, Mandolinenorchester, Akkordeonorchester und die ganze Breite der musikalisch aktiven Vereine werden von unserem Dachverband vertreten.
Vertreten heißt einerseits nach innen: Wir verstehen uns als Dienstleister für die Vereine, bieten zum Beispiel Versicherungen an oder sonstige Dienstleistungen. Und nach außen sehen wir uns als Sprachrohr dieser Vereine, nicht nur in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, aber vor allem logischerweise bei uns in Ostbelgien, um da Sprachrohr zu sein, um da die Interessen unserer Amateurkunstvereine zu vertreten.
Der Verband ist immer mal wieder auch als "Gewerkschaft" der Vereine beschrieben worden. Inwiefern trifft das zu?
Das traf früher zu und das trifft immer noch zu. Gut, man kann über die Rolle der Gewerkschaften diskutieren im Politischen und so kann man das auch beim Verband Födekam. Aber klar, die Gewerkschaft vertritt den kleinen Arbeitgeber gegenüber dem großen Arbeitgeber. Und das ist bei uns in gewisser Weise nicht anders. Ich darf vielleicht den Ursprung des Verbandes erwähnen: Födekam hatte sich bei der Gründung, das war Ende der 1950er Jahre, also lange bevor man von Deutschsprachiger Gemeinschaft sprach, zum Ziel gesetzt, auch irgendwo eine finanzielle Unterstützung für die Vereine zu erwirken, die es bis dahin nicht gab.
Es gab keine Deutschsprachige Gemeinschaft, es gab kein Kulturministerium, es gab eigentlich nichts. Es gab dann irgendwann einen Kulturhauptinspektor, aber die Strukturen waren sehr bescheiden und das Bestreben des Verbandes in den Ursprungsjahren war es, da eine finanzielle Unterstützung zu erwirken, die es in anderen Gemeinschaften schon gab und bei uns halt noch nicht. Und das zieht sich eigentlich durch die Geschichte des Verbandes bis heute durch. Auch heute noch verstehen wir uns als Sprachrohr gegenüber dem Ministerium, der Ministerin, wem auch immer. Wir verstehen uns auch als Gewerkschaft, ja, ich denke, der Begriff ist nach wie vor irgendwo richtig.
Die Anregung kam seinerzeit aus Flandern ...
Der Ursprung liegt in Flandern. In Flandern gab es einen Verband, der hieß Fedekam. Damals waren in Flandern die Verbände noch politisch organisiert. Es gab also den katholischen Verband, da ist dieses "ka" noch hinten drin, Fedekam. Und es gab daneben auch einen liberalen Verband und einen sozialistischen und was weiß ich was. Und in Ostbelgien ist dann Födekam gegründet worden von Pastor Léon Diederichs aus Eynatten, er war eine der Triebfedern, deshalb hat er sich wahrscheinlich lieber dem katholischen Verband angeschlossen als einem anders weltanschaulich orientierten.
Das hat aber heute keine Bedeutung mehr. Also das Katholische steht noch im Namen und wir haben auch immer wieder mal die Diskussion: Sollen wir den Namen nicht mal anpassen? Wir haben aber gesagt: Der ist so etabliert nach 63, 64 Jahren Geschichte, dass wir ihn einfach stehen lassen, auch wenn das Katholische keine Bedeutung mehr hat.
Bei der Gründung mag das dann auch gewisse Präferenzen widergespiegelt haben. Eine direkte politische Zielsetzung war damals nicht damit verbunden? Oder wie sah das aus?
Ich denke nicht. Es gab ja auf der politischen Seite auch keinen Ansprechpartner. Es gab keine Verwaltung, es gab kein Ministerium, es gab keinen Minister. Das ist ja, ich sage mal, zum Teil auch auf Impulse von Födekam hin geschaffen worden. Ich nenne mal die Musikakademie, die jetzt ihr 50-jähriges Bestehen feiert, eine große Einrichtung im Bereich der Musik und der Kultur in Ostbelgien, die größte Unterrichtsanstalt in Ostbelgien, sagt man immer. Die Initiative dazu ging von Födekam aus.
Bis dahin machte der Verband irgendwelche Weiterbildungen auf mehr oder weniger amateurhafter Ebene. Und es war der Verband Födekam, der mit anderen zusammen gedrängt hat, eine Musikschule - eine Musikakademie, wie es dann später hieß - ins Leben zu rufen. Ich denke auch, das ist eine eindeutige Daseinsberechtigung. Ist das jetzt schon Politik oder wie man das nennt? Da kann man drüber diskutieren.
Sie sagten vorhin, es gab auch bis dahin praktisch keine finanzielle Unterstützung. Die wurde den Vereinen im Grunde versagt, weil das alles auf nationaler Ebene ablief. Födekam hat gewissermaßen eine Struktur hineingebracht, damit das überhaupt möglich war, oder?
Richtig, genau in Zusammenarbeit mit dem schon angesprochenen Kulturhauptinspektor Firmin Pauquet in den Anfangsjahren und heute in Zusammenarbeit mit den Sachbearbeitern und mit den Verantwortlichen im Ministerium. Es ist immer wieder die Rolle des Verbandes, in die verschiedenen Formen der Zuschüsse, wie es sie zum Beispiel heute gibt, auch eine Struktur reinzubringen, Gerechtigkeit reinzubringen. Manchmal werden wir sogar um Rat gefragt, wie etwas zu verteilen oder wie etwas zu werten ist usw. Das ist eindeutig auch die Rolle des Verbandes, ganz klar.
Zu diesem Zweck kam es dann auch schon sehr früh zu den bekannten Einstufungen.
Genau. Die Einstufungen sind ein Weg dahin, eine Form der Bezuschussung zu erwirken. Ein Verein, der sich einstufen lässt, hat in den darauffolgenden normalerweise vier Jahren - jetzt war es corona-bedingt etwas länger, aber sonst sind es vier Jahre - in diesen vier Jahren hat der eingestufte Verein je nach Kategorie Anrecht auf eine gewisse Anzahl und eine gewisse Form von Konzerten, die von der Deutschsprachigen Gemeinschaft bezuschusst werden. Das heißt nicht, dass nicht-eingestufte Vereine nichts kriegen. Die können sich Instrumente bezuschussen lassen, Fahrten bezuschussen lassen oder anfragen.
Also da gibt es auch eine ganze Reihe von Sachen. Aber die Einstufung ist schon einer der zentralen Punkte und führt dazu, dass die Vereine möglichst gerecht bezuschusst werden. Deshalb ist es mit viel Aufwand verbunden, mit einer großen Jury und mit Pflichtwerken bisher und mit Katalogen, strengem Reglement, weil es eben um viel Geld geht. Die Einstufung dient dazu, die Verteilung dieses Geldes möglichst gerecht vorzunehmen.
Das hat also Födekam seit seiner Gründung Ende der 1950er Jahre nach und nach aufgebaut. Praktisch parallel dazu sind in Belgien die Kulturgemeinschaften entstanden. Inwiefern hat das die Arbeit von Födekam oder auch die Arbeit in den Vereinen beeinflusst?
Natürlich beeinflusst das. Das ist unser täglich Brot. Unser erster Ansprechpartner heute ist die Kulturgemeinschaft. Ob man die jetzt Ministerium oder Regierung oder Parlament oder wie auch immer nennt. Die Instanzen der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind heute unser erster Ansprechpartner. In den Anfangsjahren hat man immer gesagt, wir haben in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ja auch, was die Amateurkunstvereinigungen angeht, eine besondere Position. In den großen Gemeinschaften gibt es große professionelle Kultureinrichtungen, die wir in Ostbelgien zumindest in den Anfangsjahren nicht hatten.
Es gab da keine professionellen Vereinigungen, es gab nur die Vereine, die Musikvereine, die Chöre, die machten die Kultur in Ostbelgien. Und so, wie alles gewachsen ist, wie es auch professionellere Strukturen inzwischen im Kulturbereich gibt, so versucht auch der Verband sich anzupassen und ist aber immer Ansprechpartner der politischen Instanzen der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Ich kann vielleicht an der Stelle auch sagen, dass wir gerade jetzt aktuell damit befasst sind, diesen Prozess noch weiter zu denken. Wir vertreten die Amateurkunstvereinigungen und sind als Verband auch, das hört sich jetzt negativ an, etwas amateurhaft aufgestellt. Wir haben einen Verwaltungsrat, der aus neun ehrenamtlichen Mitgliedern besteht und wir haben zwei Halbzeit- oder hatten bis vor Kurzem zwei Halbzeit-Sekretärinnen, die das beruflich machen. Das ist eine ziemlich kleine Struktur für einen großen Verband mit vielen Aufgaben.
Wir haben jetzt erst mal durch Pensionierung einen Personalwechsel im Sekretariat, wo wir aufstocken durften. Und wir streben zum 1. Januar 2024, also ganz aktuell, einen Geschäftsführungsvertrag mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft an, wo wir dann uns tatsächlich professioneller aufstellen können, wo wir anstreben, einen Geschäftsführer einzustellen usw. Das ist einfach nötig und das bringt die Entwicklung mit sich. Das bringt auch die Entwicklung der Autonomie mit sich. Wenn man immer als Amateur, als Ehrenamtler dem Profi gegenübersitzt, der das von morgens bis abends macht, das passt dann nicht mehr. Die Aufgaben werden immer vielfältiger. Also wir versuchen als Verband, uns da anzupassen und unsere Rolle auch weiterhin wahrzunehmen.
Sie sprechen einen wichtigen Aspekt an, die Deutschsprachige Gemeinschaft. Sie blickt auf 50 Jahre Autonomie zurück mit der Einsetzung des ersten Rates der deutschen Kulturgemeinschaft 1973, dann kam ja die Regierung hinzu, das Ministerium wurde ausgebaut, es kamen neue Befugnisse. Inwiefern hat das den Stellenwert der Kultur als eigentlichen Ursprung dieser Autonomie beeinflusst?
Sie sagen richtig: Die Kultur ist der Ursprung. Bei der Kultur und bei der Sprache hat alles angefangen. Und Kultur, vor allem in den Anfangsjahren, das waren die Vereine. Die Landschaft hat sich zwar verändert, aber es ist heute immer noch so, dass neben den professionellen Kulturveranstaltern, die wir inzwischen haben - ich nenne Ostbelgienfestival, Chudoscnik, Ars Vitha … da haben wir einige große professionelle Strukturen. Aber ich denke, die Dorfvereine haben unverändert und vielleicht mehr denn je eine Rolle in ihren Ortschaften zu spielen. Ohne den Musikverein gäbe es keine Kirmes, ohne den Chor gäbe es keine Messfeier oder keine Fronleichnamsprozession.
Das ist auch Kultur oder das ist vielleicht sogar in erster Linie Kultur, auch wenn man das Dorfleben, das gesellschaftliche Leben, das Pfarrleben, wenn man all das zusammennimmt, das ist ja auch eine Eigenart Ostbelgiens. Das wird immer wieder in den auch in politischen Reden hervorgehoben, wie wie groß die Anzahl von Chören und Harmonieorchestern oder Musikvereinen immer noch ist, obwohl sie rückläufig ist. Aber sie ist immer noch im Vergleich zu anderen Gegenden extrem groß. Das heißt, gerade in der Eifel ist es ja so, dass jedes kleine Dorf - das hört sich abwertend an, ist aber nicht so gemeint - dass jedes kleine Dorf noch seinen Chor hat oder zumindest hatte. Inzwischen wird auch mal fusioniert. Aber diese Chöre, diese Musikvereine und diese Ensembles, die haben ja eine unheimlich verbindende gesellschaftliche, soziale und auch pädagogische Rolle zu spielen. Und ich denke, da sind wir eigentlich im Kern des Begriffs Kultur.
Von den Vereinen, die Sie gerade ansprechen, gibt es ja auch einige mit einer sehr langen Tradition. Sie selbst spielen unter anderem in der Königlichen Harmonie Hergenrath, die in diesen Tagen ihr 125-Jähriges feiert. Wir hatten Büllingen mit dem gleichen Jubiläum, andere Vereine, die auch schon die 100 überschritten haben. Sind das jetzt "Selbstläufer" oder was muss getan werden, um diese Tradition am Leben zu erhalten?
Nein, "Selbstläufer" ganz sicher nicht. Es gibt das geflügelte Wort, dass die Corona-Krise Tendenzen beschleunigt hat, die es schon vorher gab. Und da darf man die Augen nicht verschließen: Die Tendenzen sind vorhanden, nicht nur in Ostbelgien, sondern zumindest europaweit und wahrscheinlich darüber hinaus. Das Vereinsleben an sich ist alles andere als ein Selbstläufer. Junge Leute gehen nicht mehr selbstverständlich zum Schützenverein, zum Sportverein, zum Musikverein oder wohin auch immer, sondern isolieren sich mehr und mehr, werden individualistischer. Die Selbstverwirklichung wird bedeutender als das Zusammenspiel im Verein. Und die Vereine müssen sich da infrage stellen.
Viele, sehr viele Vereine tun das auch sehr gut. Sei es, indem sie sich einfach den neuen Strukturen anpassen und anpassen müssen. Ich nannte eben die Fusionen. Es gibt immer mehr Vereine, die sagen okay, zwei benachbarte Ortschaften, da reicht auch ein Chor und dann lieber ein schöner Chor als zwei, die dann, naja, nicht mehr so schön sind. Also das ist eine Tendenz. Und auch inhaltlich ist es den Vereinen eine Pflicht und eine Aufgabe, sich anzupassen und darüber zu diskutieren, wo die Rolle liegt. Wo liegt die Rolle des Musikvereins? Welche Aufgabe stellt er sich selbst? Wo liegt das Gleichgewicht zwischen der sozialen Aufgabe, der gesellschaftlichen Aufgabe und dem Streben nach Qualität?
Da gibt es ja immer wieder Leute, die sagen auch das widerspricht sich, das Streben nach Qualität und das Streben nach Geselligkeit muss nicht miteinander gehen. Es gibt unheimlich viele Beispiele, dass es sehr gut zusammengeht. Ich behaupte, es geht gut zusammen. Und ein Verein, der gute Musik macht und nachher in der dritten Halbzeit auch an der Theke viel Spaß hat, das ist eigentlich die optimale Konstellation. Aber wie gesagt, es sind keine Selbstläufer. Ganz und gar nicht. Die Vereine müssen sich fragen: Wo ist unsere Aufgabe im Dorf? Wo ist unsere Aufgabe in der Pfarre? Wo ist unsere Aufgabe in der Gemeinschaft? Beim Konzert, bei der Prozession, beim Festzug, bei allem Möglichen. Das ist ein ganz wichtiger Prozess, der in den Vorständen und in den Vereinen ständig läuft.
Wenn wir von der Autonomie sprechen, dann ist in einigen Bereichen festgestellt worden, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft halt sehr klein ist, dass das auch Probleme machen kann. Wie ist es in Sachen Kultur, ist die Nähe da eher befruchtend? Ist es gut, dass die Gemeinschaft so nah an den Vereinen ist? Oder ist das eher störend?
Ich empfinde es eigentlich als positiv. Also ich nenne noch mal die Corona-Krise, die hinter uns liegt. Es gab, glaube ich, nirgendwo anders so einen unmittelbaren Kontakt mit den Leuten, die praktisch aus dem Konzertierungsausschuss rauskamen und dann das Telefon nahmen und uns informierten. Es war ganz oft freitags und wir hatten den Anspruch: Wir möchten aber am Freitagnachmittag möglichst noch wissen und die Vereine informieren, ob sie denn am Freitagabend proben dürfen zum Beispiel. Diese Nähe ist natürlich anderswo kaum in dieser Form möglich. Ich empfinde die Nähe als positiv. Sicher, wenn man größer ist, hat man mehr Möglichkeiten. Es ist klar, wir haben eine kleine Gemeinschaft. Aber ich denke, dass wir von der Politik, von der Gemeinschaft gut und großzügig unterstützt werden, dass wir da uns nicht beklagen müssen, dass wir da eine ordentliche Position haben, obwohl die Gemeinschaft klein ist.
In den Anfangsjahren von Födekam, also vor Entstehen der Kulturgemeinschaft, da waren auch Vereine aus der Gegend von Gemmenich oder Montzen dem Verband angeschlossen. Wie steht es eigentlich heute um die Nachbarschaft zu solchen Vereinen in der Nachbarschaft der Französischen Gemeinschaft oder auch im deutschen Grenzraum?
Ja, da kann ich an die Antwort auf die vorherige Frage anschließen. Wir werden oft beneidet, die Vereine aus wallonischen Nachbargemeinden schauen neidvoll darauf, wie in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Instrumente bezuschusst werden können, wie Konzerte bezuschusst werden können. Das vorhandene Geld, die vorhandenen finanziellen Mittel werden in die Amateurkunstvereine gesteckt, weil es die entsprechenden großen Häuser, ich nenne mal Opernhäuser oder Philharmonische Orchester, die natürlich als Apparat eine enorme Summe verschlingen, bei uns nicht gibt. Und deshalb ist neben den schon angesprochenen professionellen Kulturveranstaltern die Amateurkunst sehr wichtig.
Wir werden also einerseits neidisch betrachtet, auf der anderen Seite gibt es einen guten Austausch. Also den gibt es jetzt auf Verbandsebene. Wir haben mit der APSAM oder mit den benachbarten Verbänden in Nordrhein-Westfalen, in Rheinland-Pfalz haben wir haben wir regelmäßigen Austausch. Übrigens gerade jetzt aktuell: den Solisten-Wettstreit Sonatina, das ist ein Projekt in Zusammenarbeit zwischen Vlamo Flandern, der USM in der Wallonie und Födekam Ostbelgien. Das ist ein Top-Beispiel. Eines der ganz wenigen, die es so gibt, dass drei Musikverbände auf nationaler Ebene mit regionalen Ausscheidungen und Vorbereitungen in den Regionen und dann im nationalen Finale, dass Gemeinschaften so zusammenarbeiten. Und das funktioniert einwandfrei.
Wir haben schon die Professionalisierung des Verbandes angesprochen. Wie sehen Sie als Präsident von Födekam, aber auch als geübter Musiker das Zusammenspiel zwischen den Vereinen, dem Verband und der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Zukunft?
Ich sehe das Zusammenspiel auf einem guten Weg. Wir als Verband müssen auch ständig an uns arbeiten. So wie wir eben gesagt haben: Die Vereine sind kein Selbstläufer, so muss man auch sagen: Wir als Verband sind auch kein Selbstläufer. Früher war Födekam so der Verband, der zum Jahreskonzert kam und der den zu ehrenden Mitgliedern eine Nadel oder einen Orden ansteckte. Das Image mögen wir nicht mehr so sehr. Wir denken, dass man die verdienstvollen Vereinsmitglieder ehren sollte. Auf jeden Fall. Die haben dafür gearbeitet, ganz klar. Aber das ist nicht unbedingt in unseren Augen die Aufgabe des Verbandes. Das kann man vereinsintern genauso gut machen. Der Verband besorgt die Orden, das ist alles kein Thema, aber der Vereinspräsident kann mit ganz persönlichen Worten die Ehrung seines verdienstvollen Mitgliedes viel besser vornehmen als jemand von Födekam.
Also die Rolle des Verbandes Födekam ändert sich auch. Wenn ich sagte Professionalisierung, dann ist das nicht nur, weil wir als Ehrenamtler sagen: Wir suchen nach einer Möglichkeit, uns zurückzuziehen - im Gegenteil. Dann ist es auch, weil die Notwendigkeit besteht, weil die Ansprüche immer höher werden, weil die Strukturen immer komplexer werden, weil die Aufgaben immer vielfältiger werden. Die Kolleginnen im Sekretariat, die jetzt angefangen haben, die staunen und sagen: Mensch, mit wie vielen Themen müssen wir uns denn hier befassen? Das geht von der Buchhaltung bis zu steuerpolitischen Aspekten über Versicherungen ... Daneben darf der Kontakt zwischen Verband und Vereinen nicht abbrechen. Man muss dann trotzdem auch irgendwo versuchen, den Vereinen zu begegnen. Bei ganz vielen Veranstaltungen des Verbandes, zum Beispiel bei unseren Play-Ins, bei unserer Singwoche, bei unseren Einstufungen alle vier Jahre.
Das sind schon Highlights der ostbelgischen Kultur. Und da bin ich gar nicht bange, dieses Wort in den Mund zu nehmen. Es gibt professionelle Veranstaltungen, die sind professioneller und demnach qualitativ besser. Aber wenn sich im Triangel alle vier Jahre an einem Wochenende einige tausend Sänger oder Musiker treffen vor einem vollen Saal und von Samstagmorgen bis Sonntagabend wird da gesungen und musiziert. Das ist ein Highlight, das ist absolut klar. Oder wenn beim Play-In Junior Edition 90 Kinder auf der Bühne sitzen und die haben gerade mal ein paar Tage zusammen musiziert, sind zum Teil wirklich nur noch kleine Pimpfchen, die musizieren zusammen und die tragen dann die Begeisterung in ihre Vereine zurück. Das ist wunderschön. Das ist die Rolle unseres Verbandes.
Oder die Zusammenarbeit der Jugendorchester: Wenn in den Vereinen keine Möglichkeit mehr besteht, ein eigenes Jugendorchester zu bilden. Dann sehen wir es als Verband als unsere Aufgabe, diese Jugendorchester oder die Jugendgruppen der verschiedenen Vereine zusammenzuführen und den Kindern damit dann doch zu ermöglichen, in einem etwas größeren Orchester oder einem größeren Verband ab und zu zu musizieren. Das ist unsere Aufgabe. Dazu stehen wir. Und dafür machen wir es eigentlich.
Stephan Pesch