Die Fahrzeug-Teststrecke Aldenhoven ist vier Fußballfelder groß. Vor Ort befindet sich ein geschlossenes Verkehrssystem. Straßen verlaufen in unterschiedliche Richtungen. Es gibt Zebrastreifen und Ampeln. Auf diesem Gelände sind sie unterwegs, die vier fahrerlosen Elektrofahrzeuge des Projekts "Unicaragil".
Sie sehen aus, als kämen sie direkt aus der Zukunft. Es sind kompakte Fahrzeuge, die eine moderne rechteckige Form haben. Überall schauen kleine Kameras raus - die Sensoren. Die Scheinwerfer sind blau und rund. Man meint, ein nettes Roboter-Gesicht erkennen zu können.
Unterschiedliche Farben lassen erkennen, für welchen Zweck die fahrerlosen Fahrzeuge konzipiert wurden. Es gibt das AutoShuttle mit einem bordeauxroten Streifen oder das AutoTaxi mit einem gelben Streifen. Das Fahrzeug ist auf die Bedürfnisse eines Reisenden zugeschnitten, der während der Fahrt arbeiten möchte.
Alle Fahrzeuge bestehen aus dem selben Grundgerüst und haben mehrere Besonderheiten: unter anderem die Räder. "Wir haben vier Dynamik-Module an jeder Ecke des Fahrzeugs. Sie lenken jedes Rad bis zu 90 Grad ein", erklärt Projektleiter Timo Woopen von der RWTH Aachen. "Das Auto kann also seitlich aus der Parklücke herausfahren und sich dadurch im Straßenverkehr viel agiler bewegen. Es kann sich auch auf der Stelle drehen und das ist eine echte Besonderheit."
AutoElf ist dunkelbraun und für den Privatgebrauch entwickelt worden. Die Grundidee: Das Fahrzeug soll in Zukunft ein autonomer Familienhelfer werden. So könnte es in Zukunft die Großmutter aus dem Altersheim abholen oder die Kinder zum Fußballtraining bringen - vollautomatisiert. Bei allen vier Fahrzeugen erfassen Sensoren die Umgebung. Bei Bedarf wird das Fahrzeug langsamer, bremst oder weicht aus.
"Wir wollen zwei Dinge erreichen. Zum einen wollen wir die Technik weitertreiben. Es gibt auch schon ein StartUp, das die Technologie weitertreibt", erklärt Projektkoordinator Lutz Eckstein. "Wir möchten aber auch eine Community schaffen. Wir wollen die klassische Automobilindustrie an diese Themen heranführen und unabhängiger von anderen Wirtschaftsräumen werden. Wir wollen diese fahrerlosen Transportsysteme nicht aus dem Ausland einkaufen, sondern in Europa herstellen."
Das AutoCargo hat einen blauen Streifen und ist das Lieferfahrzeug. In Zukunft könnte es den Paketboten ersetzen, indem es eigenständig Pakete ein- und auslädt. AutoCargo ist eine Art Tetris-Spieler, der mit seinem Gelenkarmroboter die Pakete bewegt. Unterstützung gibt es auch aus der Luft. Drohnen, die an der RWTH Aachen entwickelt wurden, kreisen über dem Gelände und senden wichtige Signale, die die Fahrzeuge selbst nicht erfassen können.
Bei dem Projekt dreht es sich in erster Linie um das autonome Fahren. Welcher Antrieb in Zukunft genutzt werden könnte, ist aufgrund der besonderen Bauweise der Fahrzeuge egal. Auch Lutz Eckstein weiß, dass die Elektromobilität nicht so grün ist, wie viele meinen. "Zunächst muss man zwei Dinge unterscheiden. Der Fokus bei diesem Projekt lag auf dem automatisierten Fahren. Diese Automatisierung würde unabhängig vom Antrieb funktionieren."
"Wir haben nun Elektrofahrzeuge gewählt, da es für die Innenstädte viel mehr Sinn macht. Bei der Entwicklung der Elektromobilität muss man sich aber die Frage stellen, wo die Ressourcen herkommen. Deswegen spreche ich mich auch für Technologie-Offenheit aus. Wir sollten nicht alles auf eine Karte setzen", findet Eckstein.
Zugegeben, sie sehen schon etwas außergewöhnlich aus, die Autos des Unicaragil-Forschungsprojekts. Gemeinsam haben die Wissenschaftler wichtige Schritte erzielt, die das fahrerlose Fahren betreffen. Die Bedeutung des Themas hat auch die Bundesrepublik Deutschland erkannt. Sie hat das Projekt mit 32 Millionen Euro unterstützt. Mal sehen, wie lange es dauern wird, bis die Prototypen, im öffentlichen Straßenverkehr zu sehen sind.
Dogan Malicki
Herzlichen Dank für die umfangreiche und positive Berichterstattung !